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Einseitige Sozialen Medien: Das Bewerben der Vorderseiten

Als ich neulich beim Sport einen Alan Watts Podcast hörte, sprach er mal wieder über die Thematik, dass es keine Vorderseiten ohne Rückseiten gibt. Da wir über dieses Thema aber bereits einen Blog Artikel haben, möchte ich diesen hier spezifisch dem Zusammenspiel ebendieser Thematik und der Funktionsweise von Sozialen Medien widmen.

Mir persönlich fällt nämlich kaum ein Gebiet ein, bei dem die Rückseite mehr ignoriert wird als in den Sozialen Medien. Jeder postet Fotos von Urlauben, dem leckeren Essen, das auf dem Teller liegt oder sonstigen neuen Anschaffungen. Es wird sozusagen nur die Vorderseite präsentiert.

Ich möchte mich an dieser Stelle nicht besser reden als alle anderen. Natürlich habe ich, als ich noch Social Media genutzt habe, genau das gleiche gemacht, schließlich will niemand sehen, wie man um 6:00 Uhr aufsteht oder wie man auf dem Weg zum Arzt ist oder sonstige Sachen. Jeder möchte sich in dem bestmöglichen Licht präsentieren, aber wozu das ganze?

Wir lassen unser Leben von anderen Menschen evaluieren anhand von Fotos, die lediglich die Vorderseite präsentieren. Unabhängig davon, wie viele Freunde oder Follower man hat und wie viel positive Resonanz aus diesem “nach Zustimmung suchen“ für uns rausspringt, wird dann die Erfahrung als solche bewertet. Was hierbei aber gänzlich vergessen wird, ist, dass eine Erfahrung immer im Gesamten betrachtet werden muss. Das heißt, dass sowohl die Erfahrung an und für sich wie aber auch der Weg dorthin und was es persönlich bedeutet mit hineinfließt.

Soziale Medien sorgen nun aber leider dafür, dass die Rückseite nicht mit in die Rechnung einfließt. Dies kann vor allem für Menschen, die mit Instagram, TikTok und Co. groß geworden sind, für einige Verwirrung sorgen. Wie kann denn ein entspannter Abend am Feuer besser sein als auf dem Konzert von XY zu sein, wie kann ein Spaziergang durch den Wald besser sein als ein teures Essen, schön hergerichtet auf einem Teller?

Je länger Soziale Medien ausschließlich für das Zeigen von Vorderseiten genutzt wird, desto mehr bewegt sich auch der Fokus der einzelnen Leute von einem guten Leben hin zu einem, das sich gut vorzeigen lässt. Es ist allerdings von größter Wichtigkeit, dass Menschen auch die Rückseiten sehen, denn diese runden uns Menschen erst ab, geben uns einen vollen oder ganzen Charakter. Wir müssen also anfangen, die Rückseite nicht als etwas Schlechtes zu sehen, sondern als das Notwendige. Um es mit den Worten Watt’s zu auszudrücken: “Wir dürfen die Berge nicht preisen, weil sie groß und majestätisch sind und wir dürfen die Täler nicht dafür fertig machen, dass sie nur tief sind. Berge und Täler erschaffen sich gegenseitig.”

Übrigens sind es in den meisten Heldengeschichten die traurigen Hintergründe, welche uns die Protagonisten sympathisch machen, die Heldentaten oder die Vorderseite, sind das, was sie verdienen, weil sie davor durch die Hölle gegangen sind.

Wie geht es dir mit dieser Thematik? Hast du auch das Gefühl, dass die Sozialen Medien unser Weltbild oder eher unser Menschenbild verschieben oder denkst du etwas ganz anderes? Teile deine Meinung doch einfach in den Kommentaren.

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