Die vier Arten von Pferden und die Stärke des schwächsten Pferdes

In der Welt des Zen-Buddhismus werden die tiefgründigen Lehren oft durch einfache, aber fesselnde Gleichnisse vermittelt. Eine dieser Geschichten, das auch indirekt in dem Buch „Zen Mind, Beginner’s Mind“ angeschnitten wird, enthält eine wertvolle Lektion über die Natur der Stärke und die transformative Kraft, die sich in vermeintlicher Schwäche verbirgt. Dieser Artikel untersucht das Gleichnis vom schwächsten Pferd und zeigt verschiedene Möglichkeiten auf, wie es interpretiert werden kann, um persönliches Wachstum zu inspirieren.

Buch-Cover: Zen Mind, Beginner’s Mind von Shunryu Suzuki

uns lehrt, wie verschiedene Menschen auf die Lehren des Buddha reagieren.

Die Geschichte findet sich an sich im „Samyutta Agama Sutra“, einer der ältesten Sammlungen buddhistischer Schriften.

Buddha über die vier Arten von Pferden

Buddha erklärte einst:

„Es gibt vier Arten von Pferden. Das erste Pferd galoppiert nur beim Anblick einer Peitsche. Das zweite Pferd galoppiert, wenn die Peitsche sein Haar berührt. Das dritte Pferd galoppiert, wenn die Peitsche seine Haut berührt. Das vierte Pferd galoppiert nur, wenn die Peitsche seine Knochen trifft.“

Dann verglich der Buddha diese vier Arten von Pferden mit vier Arten von Menschen, die seine Lehren hören. Er sagte:

„Genauso gibt es vier Arten von Menschen, die meine Lehren hören. Die erste Person hört zu und versteht sofort, wie das erste Pferd, das beim Anblick einer Peitsche galoppiert. Die zweite Person hört zu und versteht nach einigem Nachdenken, wie das zweite Pferd, das galoppiert, wenn die Peitsche sein Haar berührt. Die dritte Person hört zu und versteht erst nach langem Nachdenken, wie das dritte Pferd, das galoppiert, wenn die Peitsche seine Haut berührt. Die vierte Person hört und versteht erst nach viel Mühsal und Leid, wie das vierte Pferd, das galoppiert, wenn der Schmerz der Peitsche bis zu den Knochen durchgedrungen ist.“

Bedeutung der vier Arten von Pferden

Die Geschichte von den vier Arten von Pferden ist eine eindrückliche Veranschaulichung dafür, dass verschiedene Menschen unterschiedlich sensibel und empfänglich für die buddhistischen Lehren sind. Manche Menschen begreifen die Realität der Unbeständigkeit, des Leidens und des Nicht-Selbst schnell und sind bereit, den Weg der Befreiung zu gehen. Andere brauchen mehr Zeit und Mühe, um die Lehren zu verstehen und zu praktizieren. Und wieder andere hängen so sehr an ihren weltlichen Vergnügungen und Verblendungen, dass sie erst aufwachen, wenn sie mit großem Schmerz und Verlust konfrontiert werden.

Der Buddha hat keinen dieser Menschen verurteilt oder verdammt. Er lehrte mit Mitgefühl und Geduld, denn er wusste, dass jeder Mensch sein eigenes Tempo und Potenzial für das Erwachen hat. Außerdem ermutigte er seine Anhänger, wie der erste Pferdetyp zu sein, der schnell und freudig auf seine Lehren reagiert.

Die Geschichte von den vier Pferdetypen ist nicht nur eine Lektion für uns als Zuhörer, sondern auch als Lehrer. Wir können vom Buddha lernen, wie wir seine Lehren auf geschickte und mitfühlende Weise mit anderen teilen können, ohne zu erwarten, dass alle gleich reagieren. Wir können auch lernen, wie wir unsere Lehrmethoden an die Bedürfnisse und Fähigkeiten der verschiedenen Menschen anpassen können.

Shunryu Suzuki darüber, warum das schlechteste Pferd das beste sein kann

Shunryu Suzuki ging sogar noch einen Schritt weiter in der Betrachtung der vier Arten von Pferden und besonders des schlechtesten Pferdes.

Suzuki war ein Zen-Meister, der in den Vereinigten Staaten lehrte und das erste Zen-Kloster außerhalb Asiens gründete. Er schrieb ein Buch mit dem Titel „Zen Mind, Beginner’s Mind“, in dem er einige der Lehren des Zen-Buddhismus erklärte.

Suzuki sagte, dass die meisten Menschen das beste Pferd sein wollen, aber das ist nicht das richtige Verständnis von Zen. Er sagte, dass Buddha mehr Mitgefühl für das schlechteste Pferd hat als für das beste, weil das schlechteste Pferd mehr Schwierigkeiten hat, das Laufen zu lernen. Suzuki sagte, dass wir, wenn wir Zen mit dem großen Geist des Buddha praktizieren, feststellen werden, dass das schlechteste Pferd das wertvollste ist, weil wir in unseren Unvollkommenheiten die Grundlage für unseren Weg suchenden Geist finden werden. Er sagte, dass manchmal das beste Pferd das schlechteste Pferd sein kann und das schlechteste Pferd das beste sein kann.

Suzuki führt ebenfalls an, dass der Effekt und die Bereicherung durch die buddhistischen Lehren beim schlechtesten Schüler am größten sein können.

Weiteres Take-Away

Die Geschichte ist auch ein guter Reminder für Akzeptanz und Nicht-Beurteilung. Entgegen unserer sozialen Konditionierung was gut ist und was schlecht, kann uns die Realität überraschen, sobald der Kontext geändert wird.

Diejenigen, die Schwierigkeiten haben, Zen zu praktizieren, so Suzuki, können mehr Sinn darin finden als diejenigen, denen es leicht fällt.

Normalerweise beurteilen wir uns und andere danach, wie gut wir sind, wie schnell wir lernen, wie viel wir erreichen. Wir denken, dass Erfolg besser ist als Misserfolg, und dass Leichtigkeit besser ist als Kampf. Aber Suzuki fordert uns heraus, die Dinge anders zu sehen. Er lädt uns ein, den Wert unserer Schwierigkeiten, unserer Fehler und unserer Unvollkommenheiten zu erkennen. Er meint, dass sie uns helfen können, zu wachsen, zu lernen und zu erwachen. Er zeigt uns, dass das, was wir für schlecht halten, in Wirklichkeit gut sein kann, und das, was wir für gut halten, in Wirklichkeit schlecht sein kann. All das kann uns lehren, bescheiden, mitfühlend und aufgeschlossen zu sein.

Die Geschichte von den vier Pferdetypen ist eine von vielen inspirierenden Geschichten aus dem Buddhismus. Wenn du mehr über diese Geschichte und ihre Quellen erfahren möchtest, kannst du dir diese Links ansehen:

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