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Alan Watts über das Leben: Es ist nur eine Show

Alan Watts gilt als einer der Vermittler zwischen östlicher und westlicher Philosophie. Diese Passage einer seiner Vorlesungen beschäftigt sich mit dem Gedanken, darüber was das Leben und das Sein sind.

Zusammengefasst, beschreibt Alan Watts das hinduistische Prinzip „Lila“. Alle Wesen und Dinge seien im Prinzip nichts weiter ist als verschiedene Rollen, durch die sich das höchste Selbst selbst erfährt. Dies käme einem Spiel gleich, in das man derart vertieft ist, dass man sich der Tatsache nicht mehr bewusst ist, dass man nur spielt.

Hier das Video, des gesamten Talks von Alan Watts zu diesem Thema. Ich empfehle es dir anzuschauen, bevor wir uns genauer damit beschäftigen, was er damit genau meinte (wenn du kein Englisch verstehst überspringe das Video einfach):

Hier eine kleine Übersicht, wie der restliche Artikel aufgebaut ist:

Im ersten Teil werde ich die eigentliche Geschichte übersetzen.

Im zweiten Teil werde ich meine eigene Meinung zur Geschichte darlegen.

1. Die Übersetzung dieses Gedankenspiels

Disclaimer : Dieser Beitrag ist keine wortwörtliche Übersetzung, allerdings habe ich versucht die Botschaft so original getreu wie möglich zu vermitteln.

Wenn du das höchste Selbst wärst, was würdest du tun?

Ich meine, würdest du einfach dasitzen und für immer und ewig glückselig sein?

Nein, natürlich nicht.

Du würdest Spiele spielen.

Du würdest, mit anderen Worten – durch die Natur der Tatsache, die ich erwähnt habe („Kein Energiesystem ist ein Energiesystem, wenn es sich nicht selbst loslässt“) – dich selbst loslassen.

Und du würdest dich verlieren.

Du würdest dich in alle möglichen Abenteuer verwickeln und du würdest vergessen, wer du warst.

So wie bei einem Spiel.

Beispielsweise Poker:

Obwohl du nur um Geld und Chips spielst, bekommst du so vertieft in das Spiel. Und obwohl es nichts wirklich Wichtiges zu gewinnen und nichts wirklich Wichtiges zu verlieren gibt, wirst es doch unglaublich interessant, wer gewinnt und wer verliert.

Genauso wird gesagt, dass das höchste Selbst durch die vielen Kanäle, die wir die verschiedenen Wesen in der Handlung nennen, absorbiert wird.

Genauso wie ein Künstler oder ein Schriftsteller völlig in die künstlerische Schöpfung, die er/sie macht, vertieft ist oder ein Schauspieler in einer Rolle im Drama aufgeht.

Am Anfang wissen wir, dass es ein Drama ist. Wir gehen in ein Theaterstück und wir sagen uns auch: „Es ist nur ein Theaterstück“

Und auch der Proszeniumsbogen sagt uns, dass das, was hinter diesem Bogen passiert, nicht echt ist.

Es ist nur eine Show.

Aber der großartige Schauspieler wird dich vergessen lassen, dass es nur eine Show ist.

Er wird dich dazu bringen, auf der Kante deines Stuhls zu sitzen. Er wird dich zum Weinen bringen. Er wird dich zum Zittern bringen.

Weil er dich fast davon überzeugt, dass es echt ist.

Was würde passieren, wenn der beste Schauspieler mit dem besten Publikum konfrontiert würde, während beide völlig voneinander in den Bann gezogen werden?

Das ist die Idee des Universums als Drama.

Das fundamentale Selbst – das Saguna Brahman – spielt dieses Spiel, lässt sich darauf ein wir alle zu sein, und macht das so verdammt gut, so hervorragend gespielt, dass die Sache real zu sein scheint.

Und wir sitzen nicht nur auf der Kante unserer Stühle, sondern wir stehen auf und werfen Dinge. Wir machen bei dem Drama mit und es wird zu dem, was es ist. Du siehst…

Am Ende des Dramas (denn alle Dinge, die einen Anfang haben, müssen auch ein Ende haben) geht der Vorhang herunter und die Schauspieler ziehen sich in den grünen Raum zurück.

Dort hören der Bösewicht und der Held auf, Bösewicht und Held zu sein, und sie sind nur noch Schauspieler.

Und dann kommen sie vor den Vorhang und stellen sich in einer Reihe auf.

Das Publikum applaudiert dem Schurken und dem Helden.

Dem Schurken, weil er ein guter Schurke war und dem Helden, weil er ein großer Held war.

Das Stück ist zu Ende.

Und alle atmen erleichtert auf:

„Das war doch eine tolle Show, oder?“

Die ganze Welt ist ein großes Schauspiel:

Lila – das Spiel des höchsten Selbst.

Deshalb wird sie mit einem Traum verglichen, mit einer vorübergehenden Illusion.

Und deshalb solltest du sie nicht ernst nehmen (obwohl das natürlich Teil des Ganzen ist: wir nehmen es ernst).

Aber du siehst, eine der großen Fragen, die du dir stellen musst, wenn du deinem eigenen Innersten wirklich auf den Grund gehst:

„Ist es dir ernst?“

Oder weißt du tief in deinem Innern, dass du ein/e Hochstapler/in bist?

– ALAN WATTS
Bild von Alan Watts in seinem Studierzimmer.

2. Meine Gedanken zu diesem Talk

Ich weiß nicht wie lange es her ist, dass ich diesen Talk zum ersten Mal gehört habe, aber es ist definitiv einige Jahre her. Schon damals brachte die Vorstellung, dass das Leben nichts weiter als eine Geschichte ist, eine seltsame Ruhe mit sich: es war auf ein Mal nicht mehr so schlimm, wenn etwas schlechtes passierte.

Und ich hoffe, du kannst das Selbe von Watts Worten mitnehmen, beziehungsweise von diesem buddhistischen Konzept.

Gerade in jungen Jahren kann es beängstigend sein, seinen Weg noch nicht gefunden zu haben. Dann zu hören, dass das okay ist und es eigentlich gar nicht wirklich drauf ankommt, kann eine enorme Erleichterung sein.

Aber auch in jedem anderen Lebensstadium, kann diese Anschauung Erleichterung bringen: Vielleicht hast das Gefühl deinen Weg verloren zu haben (eventuell hast du ihn auch nach wie vor noch nicht gefunden). Oder möglicherweise hast du das Gefühl, du wirst den gesellschaftlichen Erwartungen nicht gerecht. Was es auch ist, es ist okay und nicht schlimm.

Es geht darum das Stück des Lebens zu genießen solange es dauert.

Hier siehst du mich, beim genießen.

Frei nacherzählt sagte Alan Watts auch, dass das Leben wie ein Tanz ist. Und der Sinn des Tanzes ist es einfach nur zu tanzen.

Hier noch ein weiterer wichtiger Punkt, den ich gerne herausstellen möchte (da es sonst zu einer möglicherweise problematischen Interpretation kommen könnte):

Watts macht deutlich, dass es sich um großartige Schauspieler/innen handelt, die ein fantastisches Stück zum besten geben. Ich finde diesen Punkt deshalb so bemerkenswert, da er daran erinnert, dass sie sich immens Mühe geben, obwohl alles nicht ernst ist.

So sollten auch du und ich versuchen, die großartigste Darstellung unserer Selbst zum Besten zu geben.

Vergessen wir diese Komponente des Schauspiels, kann es sein, dass wir beginnen in Lethargie zu verfallen. Immerhin kommt es eh nicht darauf an, ob wir etwas tun oder nicht. Nicht wahr?

Wir alle haben unsere Rolle zu spielen und deine Aufgabe ist es, sie so zu gestalten wie du es für das Beste empfindest. So kannst du den tosenden Applaus genießen, wenn sich der Vorhang geschlossen hat.


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