Zitate erläutert: Laotse über gute Anführer
Oft wird die Funktion eines Anführers nicht richtig verstanden. Statt wirklich an jemand zu denken der Leute führt, denkt man oft und eine Persönlichkeit die in der Öffentlichkeit steht. Gemäß dem antiken chinesischen philosophen Laotse ist das komplett falsch.
Im folgenden Zitat wird dies mehr als deutlich:
Und tatsächlich ist die Definition eines Führers, nicht die einer Person, die alles selber macht und dafür Lorbeeren einheimst sowie sich besonders gut selbst darstellt, sondern die folgende (aus dem Duden entnommen):
Führer einer Gruppe, Bande
Duden
Du siehst, in keinster Weise werden Auftritte in der Öffentlichkeit vorausgesetzt. Ein Anführer oder eine Anführerin wird schlicht durch das Führen definiert.
Und tatsächlich ist es hier auf deutliche effizienter, wenn im stillen oder gar verborgenen angeführt wird. Alan Watts hatte in einer seiner Vorlesungen dieses Thema mit aufgegriffen. Er stellte fest dass in einem guten bzw gesunden Organismus, die Verwaltung ohne Auffälligkeiten stattfindet.
Solange das Auge gut sieht, der Verdauungstrakt ordentlich arbeitet und die Atmung nicht schwerfällig ist, nimmt man die entsprechenden Organe nichts wirklich bewusst war. Erst wenn sich Schleier über die eigene Sicht legt, man Probleme mit Essen hat oder man nicht genug Luft bekommt, fallen sie uns auf.
Watts geht sogar noch weiter darauf ein und merkte folgendes an: Wenn wir uns auf gewisse Körperfunktionen fokussieren, geraten sie aus dem Takt. Das gängigste Beispiel ist hier wohl die Atmung. Solange wir einfach Atmen ist alles in Ordnung, sobald wir uns aber darauf konzentrieren regelmäßig zu atmen werden wir früher oder später aus dem Takt geraten. Entweder atmen wir zu zu schnell zu flach oder zu langsam.
Sein Vorschlag war es in diesem Gedankenspiel, Regierungsvertreter und Anführer generell geheim einzusetzen und auch geheim zu halten. So können sie, ihre ganze Aufmerksamkeit darauf lenken ihre Arbeit zu tun. Und sie gut zu tun.
Er wies daraufhin, dass viele Anführer, die in der Öffentlichkeit stehen, einen großen Teil ihrer Zeit dafür aufwenden irgendwelche eher belanglosen Dinge zu tun. Ich glaube jeder kennt Anlässe, an denen irgendjemand wichtiges, mit einer großen Schere ein buntes Band vor einem neuen Gebäude durchschneidet, um nur eines von unzähligen Beispielen zu nennen.
Bei mir persönlich hat diese Darstellung von Alan Watts einen bleibenden Eindruck hinterlassen und mich zum Nachdenken gebracht.
Genau wie das oben genannte Zitat.
Mir ist dabei noch etwas weiteres in den Sinn gekommen dem Du vermutlich beipflichten werden kannst:
Ein weiterer wichtiger Punkt für einen Anführer, ist es, Leute zu ermutigen und anzuweisen die notwendigen Dinge zu tun. Hierbei ist es wichtig, dass sie es selbst tun was eine gewisse Freiheit voraussetzt. Ist dies nicht gegeben werden die Leute unzufrieden sein – und das zurecht. Ist das gegeben so werden sie letztlich das Gefühl haben, die Dinge selbst getan zu haben. So wie es sein soll.
Natürlich hat unsere Gesellschaft einige Positionen geschaffen die (zumindest meistens) nachvollziehbarer Weise mit einem gewissen Maß von Aufgaben einhergehen, die in der Öffentlichkeit stattfinden. Aber viel zu oft bleibt der wesentliche Aufgabenbereich guter Anführer – besonders guter Anführer – außen vor.
Was denkst du?
Diese Art der Anschauung ist übrigens relativ typisch für den Taoismus, würde ich behaupten. An unzähligen Stellen, in Büchern wie dem Dao Te King (du findest in diesem Artikel die einsteigerfreundlichsten Bücher für Daoismus-Interessierte) findet sich häufig etwas wieder, das als das Konzept Wu-Wei bekannt ist. Wu-Wei kann grob als „Nicht erzwingen“ übersetzt werden und beschreibt eine Geisteshaltung bei der man den Dingen seinen Lauf lässt und seine Kraft nicht verschwendet Dinge beeinflussen zu wollen, die schwer oder gar nicht beeinflussbar sind. Du findest in diesem Artikel eine ausführliche Beschreibung zu diesem Thema. Ich denke, du hast jetzt eine gute Vorstellung, wie es zu diesem Zitat kam und vielleicht siehst Du es auch so:
Ein Führer ist am besten, wenn die Leute kaum wissen, dass es ihn gibt.
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