Wie man seine Welt verändert
Wir als Individuen sind nicht in der Lage, die objektive Welt, also die Welt so wie sie ist, zu verändern. Was wir aber verändern können, ist die subjektive Welt, also die Welt, wie wir sie sehen. Dies mag zwar nach einem traurigen Kompromiss klingen, ist aber eine deutlich mächtigere Gabe als wir meinen mögen. Denn schließlich agieren wir zwar täglich mit der realen Welt, doch ihre Auswirkungen auf uns entstehen ausschließlich aus unserer Sicht auf diese.
Das erste Mal habe ich mich mit dieser Erkenntnis beschäftigt, als ich mich mit dem Stoizismus auseinandersetzte. Denn die Stoiker und besonders Marcus Aurelius deuteten auf den Fakt hin, dass wir zwar nicht die gesamte Welt, aber uns selbst beherrschen können. Herr seiner selbst zu sein mag zwar banal klingen, wenn man diese Gabe oder Tugend allerdings erst einmal ausgiebig geschult hat, fällt einem auf, dass es nichts auf der Welt gibt, was einen fertig machen kann. Natürlich will ich hier nicht behaupten, dass mich nie etwas aus der Ruhe bringt oder dass ich jeden Sturm des Lebens unbeschwert überstehe. Doch dies liegt meiner Meinung nach daran, dass ich es noch nicht gemeistert habe, Herr meiner selbst zu sein. Ich wage jedoch zu behaupten, dass ich diese Fertigkeit schon so weit entwickelt habe, dass ich ein gutes Leben führen kann.
Nach diesem ursprünglichen Kontakt mit dem Fakt, dass wir nur unser Inneres nicht aber unser Äußeres verändern können, beschäftigten mich unweigerlich Gedanken wie: Ob andere auch schon gemerkt haben, wie gut es einem gehen kann, wenn man seine Gedanken etwas unter Kontrolle hat? Wie sehen wohl die Weltbilder anderer Menschen aus? Habe ich eine gesunde Weltanschauung? Wie wandelbar ist die eigene Weltanschauung? Wie könnte die Welt aussehen, wenn ich weiter an mir arbeite? Und so weiter.
Einen der interessantesten Gedanken, den ich in dieser Hinsicht hatte, überkam mich beim Betrachten von zufälligen Bildern, welche einem beim Start eines Google Chromecast Sticks angezeigt werden. Häufig sind diese Bilder Satellitenaufnahmen von Landstrichen oder Städten. Für mich war es ein kleiner Spaß zu sehen, ob ich erraten konnte, wo in etwa auf der Welt diese Stadt oder Gegend liegen könnte. Doch dann machte es Klick in meinem Kopf und ich fing an, mir Fragen zu stellen, wie wohl verschiedene Berufsgruppen diese Bilder sehen würden.
Wie würde Beispielsweise ein Stadtplaner diese Satellitenbilder von Städten sehen. Würde er sich denken, dass die Hauptstraßen zu klein sind, dass man mehr Parks hätte planen müssen, dass die Ausrichtung der Häuser besser gewählt werden könnte und so weiter. Oder wie ein Architekt reagieren würde, wenn er ein Bild von einem Haus sieht, wie ein Kartograph reagieren würde, wenn er eine Küste von oben sehen würde.
Natürlich sieht jeder Mensch das gleiche Bild, aber was es mit einem anstellt und wie es vom Gehirn aufgenommen wird, unterscheidet sich sehr stark von Person zu Person. Mir als Hobbyphilosoph ist natürlich klar, dass es die Dinge nicht unbedingt schöner macht, wenn wir sie mit möglichst viel Expertise betrachten. Ein malerischer Sonnenuntergang mit einzelnen Wolken am Himmel wirkt nicht nur für den studierten Meteorologen, sondern auf fast jeden beeindruckend. Doch ist es nicht zu leugnen, dass eine gewisse Schulung die Dinge interessanter macht und uns dabei hilft, mehr Details wahrzunehmen. So wie ein Musiker einem Lied deutlich mehr entnehmen kann als jemand, der keine Ahnung von Musik hat.
Wenn wir also unser Weltbild verändern wollen, ist es unumgänglich, den eigenen Horizont zu erweitern. In einem früheren Blogartikel erklärte ich schon, weshalb wir über unser gesamtes Leben hin nie aufhören sollten zu lernen. In Bezug zum heutigen Artikel wird dies noch einmal verdeutlicht, denn wenn wir unsere Weltanschauung verbessern oder zumindest verändern wollen, ist es unabdingbar, dass wir stetig Neues lernen.
Hierbei ist auch wichtig, dass man nicht gleich Stadtplaner, Architekt oder Kartograph werden muss. Jedes bisschen an neu Gelerntem hilft dabei, unser Weltbild etwas detailreicher zu machen.
Was ist deine Meinung zu diesem Thema? Ist dir schon etwas Ähnliches aufgefallen oder was hat dein Weltbild nachhaltig verändert? Teile gerne deine Gedanken in den Kommentaren.