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Ein Leben zum Lernen – Sei offen für Veränderung

Wer kennt es nicht, sich seiner eigenen Meinung nicht allzu sicher zu sein. Dies meine ich nicht nur im Bezug darauf in einer Diskussion mit Freunden recht zu behalten, aber vom eigenen Standpunkt nicht gänzlich überzeugt zu sein, sondern generell die Art wie wir durch unser Leben schreiten. Wenn wir erst einmal eine Sache erlernt haben, so werden wir dieses Lösungsschema auf jegliches Problem dieser Art beziehen. Solange dieser Weg funktioniert, werden wir nicht einmal auf die Idee kommen, dass es möglicherweise effizientere Wege gibt das Gleiche zu erreichen.

Einfacher gesagt; Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Doch dies ist noch nicht das Problem, welches ich heute anschneiden will. Es geht mir viel eher darum, dass wir durch eben diese Haltung eine gewisse Lernresistenz erzeugen. Wieso sollte man schließlich etwas neues lernen wenn man weiß wie es geht?

Die Antwort ist einfacher als man anfangs eventuell vermuten würde. Denn es ist nicht nur unglaublich arrogant zu glauben, man habe die Weisheit mit Löffeln gegessen, es schadet uns auch dabei die Welt aus neuen Blickwinkeln zu sehen. Es ist wichtig, Sachen nicht immer nur von einer Seite zu betrachten. Natürlich bedarf es auch viel charakterlicher Größe sich nach Jahren einzugestehen, dass es bessere Wege gibt Ziele zu erreichen. Hierfür müssen wir nicht nur unglaublich ehrlich mit uns selbst sein sondern auch anderen unsere Fehltritte eingestehen.

Beruflich hatte ich oft mit einem älteren Herren zu tun. Zusätzlich zu meinen Besuchen kam auch mehrfach täglich ein Pflegedienst zu ihm. Da ich eher als eine Art Freund agierte als sonst etwas, hatte ich einen ziemlich guten Draht zu ihm. Meiner bescheidenen Meinung nach ist es übrigens oft der Fall, dass sozial isolierte Personen (ob aufgrund von Alter, Behinderung oder sonstigem), eher Freunde als Pfleger brauchen. Jemand mit dem sie ihre Gedanken auf einer offenen Ebene austauschen können und denen man auch mal dumme unangebrachte Sprüche an den Kopf werfen kann. Jedenfalls erklärte mir dieser Herr jedes mal lang und breit was die Pflege heute schon wieder falsch gemacht habe. Die falsche Salbe falsch einmassiert, nicht im Uhrzeigersinn hin zur Schmerzensquelle, bei der Pflege nicht richtig gewaschen oder beim Brotschmieren prinzipiell immer zu viel oder zu wenig Belag. Was es auch war, man konnte es nicht recht machen. Es lag natürlich nicht an mir zu bemessen, ob die Aufgaben der Pflege gut oder schlecht erledigt wurden, was mir lediglich auffiel war, dass es nie etwas Positives zu berichten gab, wenn ich kam. Er wusste alles besser, sogar besser als ausgebildetes Pflegepersonal.

Dieses festhalten an dem Glauben, dass nur die eigene Art oder der eigene Weg einen ans Ziel führt hat denke ich mehr schlechtes in seinem Leben bewirkt als alle minder ausgeführten Aufgaben der Pflegekräfte.

Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass man selbst nichts mehr als ein Narr ist. Das egal was wir lernen, es etwa hundert andere Wege gibt das gleiche Ziel zu erreichen. Wenn wir uns unserer eigenen Meinung so sicher sind, so werden wir nicht einmal 0,01% von dem Leben erfahren, das wir leben könnten. Im Leben geht es darum ständig neues zu entdecken, beziehungsweise es geht zwingend darum, aber es macht ein gutes Leben aus. Nicht umsonst hat Jean-Paul Sartre gesagt das wir alles herausgefunden haben, nur nicht, wie wir leben sollen. Doch schon lange vor Sartre gab es große Philosophen, die sich dessen bewusst waren das sie nichts wussten. Sokrates sagte eins: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“

Ich hoffe ich konnte dir mit diesem Beitrag verdeutlichen, dass wir am besten jede neue Situation als solche ansehen. Denn wenn wir stets mit Bewunderung für das Neue durch das Leben schreiten, werden wir vielleicht mehr Jahre auf dem Buckel haben, aber innerlich Jung bleiben. Im Leben brauchen wir einen guten Ausgleich zwischen dem was wir Kennen und dem Unbekannten. Wir brauchen die Sicherheit der Ordnung aber auch den Reiz des Unbekannten, des Neuen um stets wachsen zu können. Sollte dir also jemand mal wieder zeigen, wie sie oder er etwas macht, dann halte dich nicht für etwas besseres, weil du es anders macht, ob effizienter oder nicht ist hierbei egal. Versuche das neue zu lernen und deinen eigenen Horizont zu erweitern.

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