Sind Philosophen schlau oder weise?

Da die Menge an Philosophen die unser Planet hervorgebracht hat, schier endlos ist, ist es schwer zu pauschalisieren, ob der Schnitt aller Philosophen schlauer war als der durchschnittliche Nicht-Philosoph. Von vielen der Philosophen die jemals gelebt haben, hat man noch nie etwas gehört. Da nur diejenigen mit wirklich bahnbrechenden Ideen, weitläufig publiziert wurden, nehmen wir diese Gruppe unter die Lupe.

Da Ich mich persönlich schon einige Jahre mit diversen Philosophen beschäftige und mir einige davon die Augen geöffnet haben, habe ich mich gefragt ob die meisten Philosophen eher pragmatisch schlau oder doch eher weise sind.

Wenn wir Schlau im Sinne der herkömmlichen Intelligenz verstehen, sprich komplexe Probleme möglichst Effizient zu lösen, dann kann man sagen das Philosophen nicht sonderlich schlau sind. Allerdings gibt es diverse Theorien, dass es mehr als eine Form der Intelligenz gibt in denen Philosophen überdurchschnittlich abschneiden.

Des weiteren gilt es zu beachten, dass es einen großen Unterschied zwischen einem schlauen und einem weisen Menschen gibt. Hierzu fällt mir ein amüsantes Sprichwort ein:

Schlau ist zu wissen, dass eine Tomate botanisch gesehen ein Obst ist, weise ist es, sie dennoch nicht in einen Obstsalat zu mischen.

– Unbekannt

Es ist hierbei schier unmöglich einen Zusammenhang zwischen Weisheit und Klugheit zu finden. Es gibt eine große Menge Menschen die Klug sind, aber weit davon entfernt Weise zu sein, wie beispielsweise viele Firmenvorstände, die sehr klug einem möglichst großen Gewinn nacheifern, allerdings die Langzeitfolgen für den Planeten und die Mitmenschen außer acht lassen. Ebenso gibt es eine große Menge an Menschen die weise sind, aber nicht klug. Hierfür wäre jemand ein Beispiel, der weiß, dass die Zeit die man mit geliebten verbringt, viel wert ist, aber dafür keine Ahnung hat wie ein Ottomotor funktioniert.

Arten von Intelligenz

Ob Intelligenz nur die Fähigkeit ist, komplexe Probleme effizient zu lösen oder ob es auch andere Formen der Intelligenz gibt, ist ein umstrittenes Thema. Je nachdem wie man Intelligenz definiert, variieren die Antworten. Allerdings ist es auch eine verbreitete Ansicht, dass es mehr als nur eine Form der Intelligenz gibt. Ich werde hier die zehn Arten der Intelligenz auflisten die Howard Gardner definiert.

Howard Earl Gardner ist ein US-amerikanischer Erziehungswissenschaftler an der Harvard Graduate School of Education sowie Professor für Psychologie an der Harvard University. Er hat folgende Intelligenzen definiert, die sich mit mehr als nur dem Lösen von Problemen befassen.

1. Sprachliche Intelligenz

Die Intelligenz, die es einem ermöglicht sich zu artikulieren und exakt Dinge zu beschreiben, die man zu sagen meint. Diese Intelligenz ist vor allem bei Poeten und Journalisten vertreten.

2. Logische und mathematische Intelligenz

Wie der Name schon verraten lässt, wird diese Form der Intelligenz vor allem von Mathematikern, Ingenieuren und Wissenschaftlern genutzt. Sie ist die Form, an die wir im Normalfall denken, wenn wir an Intelligenz denken. Dies ist auch die Form, die fast ausschließlich in IQ-Tests gefordert wird.

Solange man in die Schule oder Universität geht oder einen Beruf hat in dem man komplexe Probleme löst, wird man, wenn man in diesen Tests gut abschneidet, denken, dass man sehr schlau ist. Das Problem kommt allerdings dann auf, sobald man raus ins echte Leben geht und ein Auto reparieren muss, es sich um Pflanzen zu kümmern gilt oder eine zwischenmenschliche Beziehung zu führen.

3. Musikalische Intelligenz

Die musikalische Intelligenz ist die Fähigkeit viele verschiedene Töne zu hören und zu reproduzieren, ob über die Stimme oder über Instrumente. Auch einen Rhythmus zu halten oder eine Melodie wiederzugeben gehört hierzu.

4. Räumliche Intelligenz

Räumliche Intelligenz ist interessant, denn sie kann sich auf das Verstehen von engen und kleinen Räumen beziehen ebenso wie auch auf das Navigieren in großen Gebieten. Ein Chirurg oder ein Schachspieler hat beispielsweise eine extraordinäre Fähigkeit, sich in einem sehr engen Raum zu orientieren. Ein Soldat, ein Park-Ranger, ein Pilot oder ein Kapitän besitzt eher die Fähigkeit, sich in einem großen Gebiet zu orientieren.

5. Körperlich-kinästhetische Intelligenz

Körperlich-kinästhetische Intelligenz ist das Verständnis für den eigenen Körper, so wie das Bewegen des eigenen Körpers. Einerseits heißt das, seinen ganzen Körper gezielt steuern zu können, so wie es Akrobaten und Tänzer tun. Auf der anderen Seite schließt das aber auch das Arbeiten mit den Händen ein. Jeder der schon einmal etwas mit seinen eigenen Händen gebaut hat – etwas wie beispielsweise ein Regal – weiß wie schwierig es ist, präzise zu sägen und zu schrauben.

6. Interpersonelle Intelligenz

Interpersonelle Intelligenz ist das Zwischenmenschliche: wie gut man andere Menschen versteht, wie man sie motiviert, wie man sie führt. Besonders in der modernen Zeit in Unternehmen in denen man mit vielen anderen Menschen an Projekten arbeitet, ist diese Intelligenz von nutzen. Vor allem Führungskräfte sollten eine große interpersonelle Intelligenz besitzen.

7. Intrapersonelle Intelligenz

Intrapersonelle Intelligenz ist das Verständnis von sich selbst. Was man will, wie man es kriegen kann. Vor allem in der heutigen Zeit, in der wir im Laufe eines Lebens mehrere Karrieren anstreben, viele Hobbies ausüben, ist es wichtig zu wissen was man will und wie man es kriegt.

8. Naturkundliche Intelligenz

Ursprünglich wurde die naturkundliche Intelligenz dafür genutzt Pflanzen und Tieren zu erkennen. Da wir allerdings nicht mehr durch den Wald laufen und unser Essen selbst pflücken, wird diese Art der Intelligenz ein kleines bisschen anders genutzt. Wenn wir eine Funktion unseres Gehirns nicht mehr für das brauchen, wofür sie ursprünglich geeignet war, benutzen wir sie für etwas neues. Deshalb benutzen wir heute in der Welt des Konsums, die naturkundliche Intelligenz primär dafür, zu entscheiden welche Jacke, welches Hemd oder welchen Haar-Style wir wählen.

9. Lehrpädagogische Intelligenz

Jeder von uns hatte in seiner Schullaufbahn sicherlich den einen oder anderen Lehrer, der es einfach nicht geschafft hat Sachen verständlich zu erklären. Dies könnte daran gelegen haben, dass die Lehr-Intelligenz dieser Person nicht so ausgeprägt war, wie sie es bei Lehrer:Innen hätte sein sollen.

Wenn man Kindern die vier Jahre alt sind, etwas erklärt und ihnen sagt, dass sie es anderen Menschen beibringen sollen, dann erklären sie es einem gleichaltrigen viel ausführlicher, als wenn sie es einem Erwachsenen erklären. Sprich, Kinder ab etwa vier Jahren verstehen, dass man verschiedenen Menschen Dinge verschieden komplex erklärt.

10. Existenzielle Intelligenz

Existenzielle Intelligenz ist die Fähigkeit große Fragen zu stellen. Fragen wie: Was bedeutet es zu Lieben? Was ist der Sinn des Lebens? Wer bin Ich? Diese Intelligenz weist kein anderes Lebewesen auf dem Planeten auf. Räumliche Intelligenz, naturkundliche Intelligenz sogar musikalische Intelligenz können hingegen in Tieren vorkommen.

Es ist ein Teil des menschlichen Lebens, dieses zu hinterfragen. Schon kleine Kinder weisen diese Art der Intelligenz auf: sie hinterfragen fast alles. Der Unterschied zwischen einem Kind und einem Philosophen ist nur der, dass die Kinder sich kaum für die Antworten dieser Fragen interessieren, sondern meist nur die Fragen stellen.

(Falls dich Gardner’s Modell näher interessiert, findest du es hier als Buch)

Nun da wir alle Formen von Intelligenzen besprochen haben, lässt sich festhalten: Die meisten Philosophen schneiden möglicherweise nicht sonderlich gut in der logisch-mathematischen Intelligenz ab, dafür aber in der sprachlichen und existenziellen Intelligenz.

Natürlich kann man jetzt sagen, dass Philosophen nicht im herkömmlichen Sinne intelligent sind. Allerdings ist Intelligenz im Sinne des IQ auch nur so lange praktisch, solange man mathematisch-logischen Problemen ausgesetzt ist. Sobald man ein Regal baut, das Klavier spielt oder mit einem Menschen des anderen Geschlechts redet, hilft einem ein hoher IQ auch nur sehr bedingt weiter.

Was Weisheit ist (einfach erklärt)

Die Weisheit ist unabhängig von der Intelligenz zu betrachten. Was die Weisheit von der Klugheit unterscheidet ist das diese größtenteils durch Erfahrung gewonnen wird, wohingegen Intelligenz ohne Erfahrung angewendet werden kann.

Weisheit ist das Verstehen von Zusammenhängen in verschiedensten Aspekten des Lebens oder der Existenz. Dieses Verstehen von Zusammenhängen kommt in der Regel durch eine möglichst objektive Weltansicht sowie aber auch durch lange Beobachtungen.

Ich beim möglichst objektiven Betrachten der Umgebung

Nicht umsonst, verbinden wir Weisheit häufig mit älteren Menschen, die schon einiges gesehen und erlebt haben. Sie haben einen deutlich größeren Rahmen um Zusammenhänge zu verstehen. Ein 80 jähriger Mann hat schon deutlich mehr gesehen und erlebt als ein 18 jähriger Junge. Der alte Mann hat die gleichen Muster von Freundschaften, Liebeleien und Tot schon häufiger beobachten können – was ihm ein tieferes Verständnis über diese gibt.

Natürlich kann man auch schon in jungen Jahren an der eigenen Weisheit arbeiten, indem man Sachen, Dinge und Ereignisse genauer und weniger voreingenommen beobachtet. Das wenigste ist so wie es scheint, die meisten Sachen sind deutlich komplexer, als das sie eine einfache Antwort verdienen. Häufig sieht man einen Grund als Ursache für dieses oder jenes Ereignis, in unserer Welt aber anzunehmen, dass eine einzige Ursache zu etwas führt, ist leichtsinnig.

Meine eigene Meinung, ob Philosophen schlau sind

Meiner Meinung nach, ist es schwer zu sagen ob Philosophen als ganzes schlau, weise oder möglicherweise sogar dumm sind. Es lässt sich nicht abstreiten dass die meisten Philosophen zumindest über eine große sprachliche wie auch existenzielle Intelligenz verfügten. Auch, dass die meisten von Ihnen weise waren, lässt sich schwer abstreiten, denn sonst währen ihre Worte längst vergessen und wir würden nicht noch nach tausenden Jahren über sie reden.

Die Philosophen, welche in Vergessenheit geraten sind, verfügten möglicherweise über weniger dieser Intelligenzen, oder sie hatten lediglich das Pech das ihre Publikationen nie eine breite Masse der Bevölkerung erreichten.

Ich finde es aber faszinierend, dass für jede große Frage die ich mir stelle, meist eine Antwort von schon längst gestorbenen Menschen erhalte. Und, dass ich nicht der Erste und auch nicht der Letzte sein werde, der sich diese Fragen stellt. Möglicherweise werden meine Worte auch einmal jemanden in hundert Jahren erreichen, möglicherweise auch nicht.


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