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Kafka: Sind wir verloren, weil wir frei sind?

Franz Kafka wurde 1883 in Prag geboren, das damals Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie war. Schon früh zeigte Kafka ein Talent für das Schreiben und begann bereits als Teenager, Geschichten und Essays zu verfassen. Allerdings litt er auch an einer Reihe von gesundheitlichen Problemen, darunter Tuberkulose, was zu einem Gefühl der Isolation und Unsicherheit beitrug, das sich oft in seinen Schriften niederschlug.

Kafkas wohl berühmtestes Werk ist „Die Verwandlung“, das die Geschichte eines Mannes erzählt, der eines Tages aufwacht und feststellt, dass er sich in einen riesigen Käfer verwandelt hat. Die Geschichte wird oft als Metapher für die Erfahrung gesehen, von der Gesellschaft entfremdet oder ausgegrenzt zu werden.

Kafkas Zitat „Ich bin frei und darum bin ich verloren“ stammt aus einem Brief, den er 1920 an seinen Freund Max Brod schrieb. In dem Brief sagt Kafka, dass er sich frei fühlt, zu schreiben, was er will, sich aber auch verloren und unsicher über seinen Platz in der Welt fühlt.

„Ich bin frei und darum bin ich verloren“

Franz KAfka

Aber warum hat er gesagt, dass er verloren ist, weil er frei ist?

Es wird vermutet, dass Kafka sich verloren fühlte, weil er frei von den Zwängen der traditionellen Gesellschaft war. Er konnte schreiben, was er wollte, aber er hatte nicht das Gefühl, irgendwo hinzugehören. In gewisser Weise war Kafka seiner Zeit voraus – heute würden wir ihn als „Freigeist“ oder „Bohemien“ bezeichnen.

Kafkas Zitat wird oft als eine Aussage über den Zustand des Menschen gesehen. Wir alle fühlen uns manchmal verloren und allein, aber es ist unsere Freiheit, die es uns erlaubt, uns auszudrücken und unseren eigenen Weg in der Welt zu finden.

Wie ich finde, scheint sich in diesem Zitat ein Ruf nach einer Form von Grenzen zu verbergen, die Kafka als Existentialist nicht sah, denn im Existentialismus ist das Leben letztlich ohne Bedeutung. Wir können unserem Leben jede Bedeutung geben, die wir wollen, aber am Ende ist es doch nur unsere eigene persönliche Interpretation. In gewisser Weise hatte Kafka also recht: Wir sind alle verloren, weil wir frei sind. Wir sind frei, unsere eigenen Entscheidungen zu treffen und unserem Leben einen eigenen Sinn zu geben, aber das kann auch zu einem Gefühl der Verlorenheit und Einsamkeit führen.

Eine Sache, die jedoch vermieden werden sollte, ist die Hinwendung zu einer Art von einschränkendem Glauben, um sich sicherer zu fühlen. Eine solche Denkweise würde uns unsere Freiheit nehmen und damit auch unsere Fähigkeit, unseren Weg im Leben zu finden. In der existenzialistischen Literatur wird dies gewöhnlich als „schlechter Glaube“ bezeichnet.

Ein gängiges Beispiel für „Bösen Glauben“ ist Sartres Waite; ein Mann, den er beobachtet hat. Sartre beschreibt einen Kellner, der sich als Kellner auszugeben scheint. Die Bewegungen und Gespräche des Kellners sind zu übertrieben und steif. Außerdem spricht er zu eifrig, um den Leuten zu gefallen. Das zeigt, dass der Kellner sich bewusst ist, dass er nicht einfach nur ein Kellner ist, sondern sich bewusst selbst täuscht.

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Aber ich glaube, dass es Hoffnung gibt, selbst in den dunkelsten Zeiten. Kafka schrieb auch „Der Prozess“, eine Geschichte über einen Mann, der eines Verbrechens beschuldigt wird, das er nicht begangen hat, und der einem alptraumhaften Rechtssystem ausgesetzt ist. Die Geschichte wird oft als Symbol für den Zustand des Menschen gesehen, aber sie hat auch eine hoffnungsvolle Botschaft. Kafkas Figur, Josef K., mag verloren und allein sein, aber er gibt die Hoffnung nie auf und hört nicht auf, für seine Unschuld zu kämpfen. Am Ende findet er vielleicht nicht die Gerechtigkeit, die er sucht, aber er hört nie auf, danach zu suchen.

Erinnere dich: Der Existentialismus ist keine pessimistische Denkschule, auch wenn er oft als solche wahrgenommen wird. Wir diskutieren hier, warum er das nicht ist.

Kafkas Zitat erinnert uns daran, dass wir selbst dann, wenn wir uns verloren fühlen, immer noch frei sind. Wir können unseren eigenen Lebensweg wählen, und selbst wenn es ein schwieriger Weg ist, können wir Hoffnung und Sinn in der Reise finden. Wir müssen nur anfangen zu gehen, wie Kafka sagte: Pfade werden durch Gehen gemacht.(klicke auf den Link für den entsprechenden Artikel).

Gehst du mit Kafka konform? Fühlst du dich verloren, weil du frei bist, oder findest du Hoffnung in deiner Freiheit? Lass es uns in den Kommentaren wissen!

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