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Warum das Gras auf der anderen Seite grüner ist (was die meisten Leute übersehen)

Vermutlich jeder hat schon einmal das Sprichwort gehört, dass das Gras auf der anderen Seite immer grüner ist. Doch wieso sollte das Gras auf der anderen Seite grüner sein?

Kurz gesagt: Es ist es nicht. Es ist dort grüner, wo man es mehr gießt.

Gerade in Zeiten in denen soziale Medien rund um die Uhr und von jedem genutzt werden, hat man das Gefühl, dass es andere Menschen immer besser haben als man selbst. Das Problem hierbei ist nur, dass wir lediglich das Leben (oder die Teile des Lebens) der anderen beneiden, welche(s) sie teilen wollen. Schließlich ist es viel einfacher ein Leben zu inszenieren, welches lebenswert aussieht, als tatsächlich eins zu haben.

Indem man nur Bilder aus Urlauben oder von speziellen Events hochlädt scheint es so, als wäre das gesamte Leben nur eine Aneinanderreihung von schönen Momenten. Was man allerdings nicht sieht ist das alltägliche Leben der Personen. Wir sehen in ihren Feeds nicht, wie sie sich jeden Morgen aus dem Bett quälen, wie sie jeden Tag mit einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter zur Arbeit gehen und wir sehen auch sonst keine Probleme des Alltags. Es handelt sich also um eine sehr gezielte und selektive Projektion.

Aus eben diesen Gründen kann man sich selbst schnell hinters Licht führen und sich einreden, dass wir lieber das Leben einer anderen Person hätten.

Es ist wichtig, dass wir anfangen das Positive in unserem eigenen Leben zu sehen. Hiermit meine ich aber nicht, dass wir lediglich die schönen Momente unseres Lebens im Internet hochladen und dann unser eigenes Profil durchstöbern.

Was ich mein ist, dass es wichtig ist, im Alltäglichen das Schöne zu finden – und nicht nur in teuren und seltenen Momenten. Hierfür ist es wichtig, dass wir uns in Dankbarkeit, Geduld und Genügsamkeit lehren. Marcus Aurelius sagte eins, dass wir eher über das nachdenken sollen was wir haben als das was uns fehlt.

Wer mit wenig zufrieden ist, wird auch in Zeiten in denen es einem nicht so gut geht, schönes finden. Es liegt immer am Betrachter, wie der Tag ist oder war. Es ist leicht sich mit anderen zu vergleichen und umso leichter, desto weniger wir den Anderen kennen.

Sehen wir beispielsweise jemanden in einem Porsche an uns vorbeifahren, denken wir schnell, dass wir auch gerne so ein Auto hätten. Was wir allerdings nicht sehen, sind die Gedanken des anderen, dass er sich möglicherweise wünscht, mit seinem Auto gegen den nächsten Baum zu fahren, weil er sein Leben nicht erträgt.

Ich will hiermit nicht sagen, dass jeder der viel materielle Güter besitzt, in automatisch in irgendeiner Form leidet. Bestimmt gibt es auch eine menge Leute denen es gut geht und die trotz Reichtum auch zufrieden sind. Doch die Annahme, dass man blind mit ihnen die Situation tauschen will, wirkt auf mich so, als würde man es sich besonders leicht machen.

Auch hierzu hat Marcus Aurelius einst etwas schlaues gesagt: „Alles was wir sehen, ist eine Perspektive. Nicht die Wahrheit.“

Es ist wichtig, dass man seinen eigenen Alltag so gestaltet, dass man mit ihm zufrieden ist. Es gibt kaum etwas schlimmeres als zu wissen, dass man zu mehr im Stande ist, aber zu faul etwas daraus zu machen. Ich habe einmal gehört, dass es kaum etwas schlimmeres gibt, als wenn die Person, die man ist, die Person trifft, die man hätte sein können.

In einem Interview (ich kann mich leider nicht mehr erinnern, von wem), wurde empfohlen sich hin und wieder vorzustellen, wie es wäre sich auf dem eigenen Sterbebett wiederzufinden. Umringt von allen Versionen der Person, die wir hätten werden können – wenn wir unser Potential genutzt hätten.

Ich will hiermit nicht sagen, dass man jeden Tag bis ans äußerste gehen sollte um sich selbst zu formen, doch ist es, den ganzen Tag auf dem Bett zu liegen und im Internet das eigene Leben mit dem Leben anderer zu vergleichen. sicherlich nicht der erfüllendste Zeitvertreib.

Laotse hatte eine sehr weise Ansicht darüber, dass vertrauen in sich selbst von größter Wichtigkeit ist.

Und genau dazu möchte ich dich ermutigen: übe Vertrauen in dich selbst, trainiere dir gegenüber Wort zu halten und tue auch Dinge, die vielleicht wenig schillernd erscheinen – und tue all das, im Wissen, dass du so dein metaphorisches Gras gießt. Denn es ist die (bisherige) mangelnde Pflege, weshalb das Gras auf der anderen Seite grüner erschien.

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