Alan Watts über Höhen und Tiefen

Ob wir uns in einer von Rückschlägen geprägten Zeit wiederfinden, oder einer Phase in unserem Leben, in der es uns gut geht, sollte man sich immer bewusst sein, dass Höhen und Tiefen Hand in Hand gehen. Genau dieses Thema hat Alan Watts, in seiner Vorlesung, über die Tatsache dass Höhen und Tiefen zusammen gehören, behandelt.

In seiner Rede über Höhen und Tiefen will Alan Watts uns zeigen, dass man das Eine nicht ohne das Andere haben kann. Auf jedes Hoch folgt ein Tief und umgekehrt. So wie eine Säge die nur Spitzen hat, ohne Täler zwischen diesen, nicht schneiden kann, so können wir auch nicht auf einem permanenten Hoch leben. Wir müssen das Leben als Gesamtes sehen, mit Licht und Schatten Seiten.

Hier ist das Video mit Alan Watts Rede über Höhen und Tiefen. Nach dem Video, gehe ich genauer darauf ein, was er gemeint hat (solltest du kein Englisch können überspringe das Video einfach):

https://www.youtube.com/watch?v=5z35jxUDNMQ&ab_channel=AlanWattsTeaching
Disclaimer : Dieser Beitrag ist keine wortwörtliche Übersetzung, allerdings habe ich versucht die Botschaft so originalgetreu, wie möglich zu vermitteln.

Ich persönlich finde diese Erklärung von Alan Watts so gut, dass ich sie als Symbol entworfen und sie mir in Bangkok auf den Unterarm tätowieren habe lassen (richtig: es ist das Tattoo, welches oben am Anfang dieses Beitrages zu sehen ist).

Doch genug der Abschweifungen, sehen wir uns nun einmal an, was Alan Watts gesagt und gemeint hat. Des Verständnisses halber ist die Übersetzung nicht exakt. Allerdings habe ich mir große Mühe gegeben sie Sachlich so gut es ging ins Deutsche zu übersetzen ohne den Sinngehalt zu verändern.

Höhen und Tiefen

Das Problem ist das wir einseitige Psychen haben. Deshalb bemerken wir im Leben meistens nur die Gipfel, beziehungsweise Höhepunkte. Wir beachten es kaum, wenn es an einem Tiefpunkt ist. Im herkömmlichen Sinne sind es die Höhepunkte, die zählen.

Nehmen wir eine Säge als Beispiel. Was uns wichtig erscheint, sind die Spitzen der Zähne, sie scheinen für das Schneiden verantwortlich zu sein. Wir beachten kaum die Täler zwischen den Zähnen und man erkennt nicht dass man keine Spitzen ohne Vertiefungen haben kann.

Also würde die Säge auch nicht schneiden, wenn sie nicht beides hätte: Spitzen und V-förmige Täler. Aber wir ignorieren es, wir bemerken die Täler nicht so sehr wie die Berge.

Täler zeigen nach unten – Berge nach oben.

Wir bevorzugen Dinge, die nach oben deuten .

Denn hoch ist gut und runter ist schlecht.

Spaß beiseite; wir loben nicht die Gipfel weil sie hoch sind, und machen die Täler nicht dafür verantwortlich, dass sie tief sind. Es ist allerdings so, dass wir den Tal-Aspekt der Dinge ignorieren.

Alles Wissen beginnt damit, den Tal-Aspekt nicht getrennt vom Berg-Aspekt zu sehen.
Wir widmen dem Gipfel-Aspekt deutlich mehr Beachtung, da dieser unsere Aufmerksamkeit stärker fängt.

Irgendwie blenden wir den Tal-Aspekt oft vollständig aus. Da wir anscheinend nur die Gipfel genießen können, verhindert dies aber in Wirklichkeit viel Vergnügen und macht es uns ziemlich unbequem. Denn tief in uns wissen wir, dass auf jeden Gipfel ein Tal folgt.

Das Tal des Schatten und des Todes

Wir sind in dauerhafter Angst, weil wir es nicht gewohnt sind, uns die Täler anzuschauen. Wir sind es nicht gewohnt, mit ihnen zu leben. Sie repräsentieren uns ein merkwürdiges und bedrohliches Unbekanntes.

Eventuell haben wir Angst, dass das Prinzip des Tales gewinnen wird und die Gipfel für immer überwältigt werden. Vielleicht ist der Tod stärker als das Leben. Leben entspricht immer einem Aufwand. Der Tod ist etwas in das du mühelos hineingleiten kannst. Möglicherweise wird das Nichts die Existenz am Ende besiegen, wäre das nicht schrecklich?

So versuchen wir der Veränderung im Leben zu widerstehen, blind von dem Fakt das Veränderung Leben ist.

Wir ignorieren den Fakt, dass Leere ausnahmslos immer das Gegenstück zum Sein ist. Die meisten Leute haben Angst vor der Leere. Und deshalb ignorieren sie sie und denken Leere wäre nichts.

Aber: Leere und Existenz sind zwei Arten über das gleiche Ding zu sprechen.

Leere, Existenz.

Du findest keine Leere ohne Existenz und du findest keine Existenz ohne Leere.

Wenn du sagst, es gibt ein Universum, in dem nichts als Leere ist, dann ist die Leere zwischen was?
Existenz steht immer in Beziehung zu Leere.

So wie die Vorderseite, mit der Rückseite Hand in Hand geht.

Unser polarisierender Verstand allerdings, ignoriert Leere. Er nimmt an, es ist der Raum, beziehungsweise die Existenz, die die ganze Arbeit macht, dass sie das Einzige ist was die Realität ausmacht.

Die bewusste Aufmerksamkeit ignoriert Intervalle

Schauen wir uns mal Musik an:
Was du wirklich hörst, wenn du eine Melodie hörst, ist der Intervall eines Tons und des nächsten.
Wie die Stufen einer Skala. Es ist der Intervall der wichtig ist. Ohne Abstand keine Melodie.

Im gleichen Sinne, wie die Intervalle zwischen den Blättern dieses Herbstes und den Blättern des letzten Herbstes,
dieser Generation Menschen und jener Generation Menschen. So ist das was dazwischen liegt, ebenso wichtig wie die Ereignisse an sich.

Der Intervall ist genau so wichtig – in manchen Dingen sogar noch wichtiger – als das was zwischen ihm liegt. Eigentlich sind sie exakt gleich wichtig. Ich sage manchmal nur, dass der Intervall wichtiger ist, weil wir es unterbetonen. Also überbetone ich es als eine Korrektur.

Die Leere, die Nacht, der Tod, die Dunkelheit, nicht da zu sein ist ein essenzieller Bestandteil um da zu sein.
Du kannst nicht das Eine ohne das Andere haben.

So wie die Säge ohne die Vertiefungen zwischen ihren Zahnspitzen nicht schneiden kann, so kann man kein Leben ohne Tiefen und Höhen haben.

Alan Watts hat mit diesem Vergleich eine wichtige Tatsache aufgezeigt, die gerade bei uns in der westlichen Welt sehr selten Aufmerksamkeit erhält. Und das ist Schade. Machen wir uns bewusst, dass Höhen und Tiefen, Gut und Schlecht zum Leben gehören, erfahren wir ein viel höheres Maß an Entspannung, sollten die Dinge mal nicht so gut laufen, wie wir es gerne hätten.

Und das bringt uns etwas von der Balance, die in diesen Dingen liegt.


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