Kann man die moderne Arbeitswelt als Spiel sehen?
Was definiert ein Spiel?
Ein Spiel ist eine Tätigkeit welche dem Vergnügen, der Entspannung aber auch der Spannung wegen ausgeübt wird. Das Spiel findet in den allermeisten Fällen auf freiwilliger Basis statt. Ein Spiel kann sowohl mit Hilfsmitteln gespielt werden, als auch ohne. Natürlich gibt es auch Spiele, die man ganz für sich alleine, zu zweit oder in einer Gruppe spielt. Vermutlich gibt es keinen Menschen der diese Definitionen nicht selbst hätte erraten können, kommen wir deshalb zu den vermutlich spannenderen Punkten dieses Artikels.
Was nutzt ein Spiel?
Der wohl offensichtlichste Nutzen den ein Spiel hat, ist zu lernen sich an Regeln zu halten, aber auch mit den zu Beginn des Spiels gegebenen Mitteln, die beste mögliche Strategie zu entwickeln. Doch Spiele können noch einiges mehr, als sie auf den ersten Blick vermuten lassen.
Spielt man beispielsweise in einem örtlichen Fußballverein, so verbessert eine gute Leistung innerhalb des Spiels auch die Position in der Hierarchie des sozialen Umfelds. Schon bei kleinen Kindern kann man beobachten, dass jene welche fair und freundlich spielen, von den anderen Kindern häufiger wieder zu erneuten Spielen eingeladen werden. Wer hingegen trotzig das Brettspiel einmal quer durch den Raum schmeißt, wird nicht so gerne wieder eingeladen.
Diese Meta-Spielregeln, also die Spielregeln welche nicht impliziert sind, sondern erst im Verlauf mehrerer Spiele fest zu stellen sind, helfen den Kindern dabei ein richtigen Verhalten innerhalb der Gesellschaft zu lernen.
Wie verhält man sich in einem Spiel?
Wie bereits erwähnt ist es wichtig ein guter Mitspieler zu sein, wenn man erneut eingeladen werden will. Hierzu hat J. Panskepp in seinem Buch: Affective Neuroscience: The Foundations of Human and Animal Emotions ausführlich berichtet. Eine Ratte die lediglich 10% größer ist als ihr Spielpartner, kann jeden körperlichen Wettbewerb gewinnen. Doch wenn die größere Ratte dies auch tut wird die kleine Ratte nicht mehr mit ihr spielen wollen.
Die große Ratte verliert also absichtlicher Weise. Panskepp schätzte hier, dass die große Ratte die kleine etwa 30%-40% der Zeit gewinnen lassen muss um weiterhin zum Spiel eingeladen zu werden.
Maya die große Illusion/ das große Spiel
Wer sich schon ein paar mal auf diesen Blog verirrt hat, der wird vermutlich schon einmal irgendwo irgendetwas von Maya gehört haben. Maya ist das hinduistische Prinzip, dass das materielle Universum wie wir es kennen nichts weiter als ein großes Spiel ist. Das aber bleibt den meisten verborgen, weil es so gut gespielt wird.
So wie wir, wenn wir einen guten Film sehen, wissen, dass es eigentlich nichts weiter ist als irgendwelche Leute, die so tun als wäre es echt. Dennoch vergessen wir diesen Aspekt fast vollständig, wenn wir von eben jenem Film gefesselt sind.
Auf genau diese Art verstehen die Meisten auch nicht, dass unser ganzes Universum so ist. Jeder und alles gibt vor etwas zu sein, doch jedes Ding ist mehr als eine Sache.
Um es in weniger mystischen Termen auszudrücken:
Ein Computer ist auf den ersten Blick ein Computer, auf den zweiten ist es ein Gehäuse, Kabel, Schalter, Stecker, Prozessor und viel mehr. Doch der Computer ist noch mehr, er war einmal ein Erz im Boden, er war einmal ein Teil eines Sternes der irgendwo im Weltall schwebte. Er wird irgendwann einmal Müll sein, etwas das man teilweise recyceln kann. Doch der Computer kann auch ein Nachttisch, eine Leinwand für Kritzeleien oder sonst etwas sein. Der Computer war, ist und wird endlos viele Dinge sein. Wir nehmen ihn lediglich als einen Computer wahr.
Wie der Computer können auch wir innerhalb unseres sozialen Umfeldes endlos viele Dinge sein. Wir selbst entscheiden zu jedem Zeitpunkt was wir sein wollen, wie uns die anderen Wahrnehmen liegt jedoch nicht in unserer Hand.
Wie verhält man sich in der Gesellschaft?
Aus dem eben genannten Grund, dass es nicht in unserer Hand liegt, wie uns die anderen wahrnehmen, müssen wir möglichst sicher gehen, dass wir fair spielen. Schließlich will niemand mit jemandem spielen der mogelt oder andere schlechte Verhaltensregeln an den Tag legt.
Es geht hierbei nicht mehr um bloße Spiele. Wir wollen in unseren sozialen Strukturen ein gerne gesehener Mensch sein. Anders ausgedrückt, wir wollen auch außerhalb von Spielen immer wieder zum Spielen eingeladen werden. Da der Mensch an und für sich ein soziales Wesen ist, will er Kontakt mit anderen Menschen, der Umfang dieses Kontakts variiert bei Menschen zwar stark, dass liegt daran ob Menschen eher introvertiert oder extrovertiert sind. Doch jeder Mensch braucht ein soziales Netz.
Allerdings leben wir nicht in einer einzigen sozialen Hierarchie. Auf Arbeit stehen wir in einer anderen Hierarchie als in der Familie oder im Freundeskreis. Es ist wichtig in jeder dieser Strukturen seinen Platz zu kennen. Doch wichtiger als das bloße Wissen wo wir stehen, ist zu wissen wie wir diese Rolle zu spielen haben. Mit meinem Bruder kann ich anders umgehen als mit meiner Chefin, mit einem Freund oder einer Kollegin.
Hierbei ist es wichtig so zu agieren, dass wir wieder von den anderen zu jeglichen Tätigkeiten eingeladen werden. Um zum Absatz über Maya das große Spiel zurückzukommen: Auch die Arbeitswelt ist, von ihrer Beschaffenheit her, nichts weiter als eine komplexe Form eines Spiels. Man befolgt Regeln um dann Belohnungen zu erhalten. Im Idealfall erfülle ich die Regeln so gewissenhaft, dass ich auch noch nächsten Monat mitspielen darf oder in einem Jahr.
Aber wer sich nicht an die Regeln hält, wird auf kurz oder lang Ärger kriegen.
Fazit
Die Grundregeln unserer Gesellschaft unterscheiden sich kaum von den Meta-Regeln, welche auch in Spielen gelten. Natürlich liegt es bei jedem selbst wie er das Leben sieht, ob als Wettlauf, Spaziergang, Wettbewerb, Pflicht oder sonst etwas. Die grundliegenden Regeln sind, insofern man weiterhin von anderen zu jeglichen Tätigkeiten eingeladen werden will, fair und mit einem Lächeln mitzuspielen.