Epikur erklärt wie man mit wenig glücklich wird
Epikur war der Begründer der epikureischen Schule, welche parallel zur Schule der Stoiker stand. Epikur selbst wurde als Lüstling verkannt, weil seine Lehren einen starken Schwerpunkt auf das Prinzip der Lust legten. Dies wurde lange Zeit in erster Linie auf das Sexuelle und Maßlosigkeit als Ganzes bezogen.
Das war aber tatsächlich gar nicht, dass worauf Epikur tatsächlich aufmerksam machen wollte mit seinen Lehrern. In diesem Artikel schauen wir uns ein Zitat an, dass auf etwas ganz anderes eingeht:
Dass er einen führender Geist war, lässt sich auch dadurch erkennen, dass selbst Philosophen die einem anderen Lager zugehörig waren, seine Lehren zur Kenntnis nahmen. Beispielsweise erwähnte Seneca das oben genannte Zitat in einem seiner Briefe an Lucilius. Er spricht in diesem Brief davon, dass er gelegentlich auch andere Lager besucht. Er merkte aber noch an, dass er dies wie ein Kundschafter und nicht etwa wie ein Überläufer tut.
Auf jeden Fall, stellte er fest, dass diese Aussage viel Wahrheit inne hielt. Tatsächlich findet sich im Stoizimus einiges an Material, welches sich derselben Idee widmete.
Sowohl in der epikureischen Schule als auch im Stoizismus wird aufgezeigt, dass wer es schafft, mit nichts bis wenig zufrieden oder glücklich zu sein, die höchste Kunst der Freiheit beherrscht – die darüber hinaus zumindest theoretisch für jeden erreichbar wäre.
Warum es uns schwerfällt mit wenig glücklich zu sein
Dieser Gedanke fällt uns aber besonders heutzutage schwer; viel zu sehr sind wir von den Medien beeinflusst die uns vorgaukeln, wir bräuchten dies, das und jenes (und von allem natürlich besonders viel).
Du kannst das ganz leicht für dich selbst prüfen:
Wann war das letzte Mal, dass du auf einen Medium – ganz egal ob Smartphone, Tablet, Fernseh oder Zeitschrift – darauf aufmerksam gemacht wurdest, dass das was du hast, mehr als genug ist.
Falls dir das jüngst passiert ist, gehörst du definitiv zu Minderheit. Ich gratuliere. Aber selbst dann ist es wahrscheinlich, dass du denn auch regelmäßig Impulsen ausgesetzt bist, die dir suggerieren, dass du mehr brauchst. Von was auch immer.
Dabei ist es völlig absurd zu glauben, Materialismus ginge mit Glück einher. Ich habe das lange lange Jahre geglaubt und erst mit der Zeit und nach dem les6en und Hören vieler philosophischer Werke verstand ich, wie schief gewickelt ich doch war. Das war aber nicht direkt meine Schuld, sondern, wie vielleicht auch bei dir, die deines Umfelds.
Das ganze ist dem perversen Maß an Konsum geschuldet, der unsere Gesellschaft durchtränkt. Ich möchte hier an dieser Stelle nicht, viel näher auf diese Thematik eingehen. Ich glaube du weißt sehr gut, was ich meine.
Jedenfalls fußt dieses System bekanntermaßen darauf, dass wir immer schneller und immer mehr konsumieren um das unbegrenzte Streben nach Wachstum zu verfolgen. Hierfür wird für gewöhnlich ein Narrativ gewählt, laut dem du dann glücklich sein wirst, wenn du XY gekauft hast. Es gibt auch gesellschaftliche Sinnbilder, wie Glücklichsein durch Ehe, viele Sexualpartner, und so weiter.
Alle diese Versprechen haben eins gemeinsam (abgesehen davon dass sie leer sind): Sie hängen von äußeren Faktoren ab. Und solche können wir nur sehr bedingt beeinflussen. Hierdurch geben wir das Ruder schon zu einem sehr wesentlichen Teil aus der Hand.
Hinzu kommt noch, dass wir auf etwas hinarbeiten das in keinster Weise eine Veränderung an selbst bewirken wird. Statt an uns selbst zu arbeiten, arbeiten wir an einem sogenannten extrinsischen Ziel (wenn du mehr zum Thema extrinsisch und intrinsisch erfahren möchtest, findest du hier eine entsprechende Artikel).
Außer acht gelassen wird auch, dass wir in den meisten Fällen schon einen unfassbaren Reichtum besitzen. Provokativ gesagt würde als Beispiel schon der bloße Fakt genügen überhaupt zu leben, aber gehen wir es mal ein wenig lockerer an:
Die Chancen stehen gut, dass du regelmäßig zu essen bekommst (wenn auch vielleicht nicht immer das was du möchtest), einen warmen Platz zum Schlafen hast (auch wenn er vielleicht nicht so schick ist wie die auf Instagram) und du hast vermutlich eine Person oder vielleicht ein freies Haustier, um dich anzuvertrauen. Das sind die Grundpfeiler mit denen du eigentlich schon mehr als gut aufgestellt bist.
Im Westen haben wir aber für gewöhnlich noch unfassbar viel mehr. Ich habe vor längerer Zeit mal einen Podcast gehört indem der Gast aufzeigte, dass wir, durch den Fortschritt der letzten Jahrzehnte, einen durchschnittlichen Wohlstand haben, der dem der Rockefeller vor knapp 100 Jahren entsprach. Nur um zu verdeutlichen was das bedeutet: die Rockefellers waren zum damaligen Zeitpunkt die reichsten Menschen der Welt – und du hast vermutlich einen höheren Wohlstand als sie. Du kannst vielleicht nicht so viele Häuser kaufen wie sie, aber dein Zimmer wird mit einer einfachen Handbewegung warm (das war früher nur Wunschdenken) und die medizinische Versorgung die du heute erhälst, war damals unerreichbar.
Verrückt, oder?
Wie man es schafft mit wenig glücklich zu sein
Vielleicht hat dich die oben genannte Schilderung neugierig oder vielleicht sogar ein bisschen sauer gemacht.
Es sollte uns also möglich sein sogar in Armut glücklich zu sein. Klingt leicht in der Theorie, aber in der Praxis?
Ich verstehe deinen Einwand und ich möchte auch sagen, dass ich zwar für deutsche Verhältnisse mit wenig aufgewachsen bin, aber im globalen Vergleich äußerst wohlhabend. Ich bin daher nicht ganz in der Position zu behaupten ich habe in Armut gelebt und war dabei glücklich.
Aber (war ja klar, dass es ein Aber gibt, richtig?):
Ich habe es gelernt, mich über alles mögliche zu freuen:
- Ein schlichtes Butterbrot
- Einen schönen Baum (obwohl ich sagen muss: ich habe noch nie einen hässlichen gesehen)
- Eine Einladung zu einer Veranstaltung
- Eine Ausladung zu einer Veranstaltung
- usw.
Materielles hat kaum noch einen Stellenwert für mich. Im Gegenteil: es ist für mich häufig nur noch Ballast; eine Fessel die ich mir gar nicht anlegen will.
Und hier liegt der Trick:
Um dich mit dem Gedanken anfreunden zu können, dass frohe Armut „ein ehrbar Ding“ ist, musst du anfangen die Kosten deiner Reichtümer zu hinterfragen.
Zum einen ist das sehr wörtlich zu verstehen: wie viel Zeit musst du damit verbringen, dir eine gewisse Sache zu erarbeiten. Ein Tag? Ein Monat? Ein Jahr? Aber auch, wie viel laufende Kosten die Sache verursachen wird: frisst das Unterhalten des neuen Autos ein Drittel seines monatlichen Gehalts? Dann könnte es sein, dass dir die Kosten eigentlich zu hoch sind. Im Zusammenhang mit diesen beiden Fragen sollte immer einher gehen, ob es dir es wert ist für den jeweiligen Zeitraum für schlicht diese bestimmte Sache gebunden zu sein.
Die Frage die du dir also quasi stellst ist die folgende:
Ist die Sache Rechtfertigung genug für das Maß an Freiheit, das ich aufgeben müsste?
Die Antwort auf diese Frage darf (und wird) immer Mal wieder Ja lauten. Verständlicherweise. Aber:
Je mehr du dir diese Frage stellst, desto öfter wirst du dich gegen mehr materielle Reichtümer entscheiden, da du die Freiheit genießt von der du jetzt bewusst weißt, dass du sie hättest aufgeben müssen.
Hinzu kommt, das Wissen, dass dieser Lifestyle mit sehr einfachen Mitteln erreichbar ist. Wer weiß: vielleicht hilft dir diese neue Denk- und Lebensweise sogar deine nächste Karriereentscheidung komplett ohne den Faktor Geld zu treffen, sondern nur basierend auf deiner Leidenschaft.
Mehr zum Thema Glücklichsein mit niedrigen Einkommen
Das Thema frohe Armut ist sehr alt und wird in nahezu jeder philosophischen Schule diskutiert und meist als wertvolles Ziel angesehen. Ich glaube wir müssen besonders heute in diese Richtung umdenken um dem Materialismus beizukommen und wieder glücklich zu werden.
Wie vorhin angemerkt, war es vielleicht nicht deine Schuld, dass du dem Materialismus hinterher gejagt bist, aber, ab dem Zeitpunkt an dem du zu verstehen beginnst, ist es eine Art moralische Verantwortung aktiv zu werden. ich möchte dir natürlich nichts sagen was du zu tun hast und ich glaube auch nicht dass du alles aufgeben, und Einsiedler werden sollst. vielmehr glaube ich ist es unsere Verantwortung Gespräch zu suchen und zu führen in denen wir andere unterm Dach und selbst Erinnern das Glück von innen kommt und nicht von außen. du wirst merken wie unfassbar viel mehr Freiheit du erfahren wirst.