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Hegel zeigt den wahren Irrtum

Wie wir bis jetzt wissen, war Hegel besonders für seine nicht statische Philosophie bekannt. In seinen Augen war die Welt stets im Wandel und kein Ereignis konnte ohne ein anderes betrachtet werden. Alles in der Welt Hegels steht in einem Zusammenhang mit dem anderen. Wie sein Sein und sein Nichts in sich leer sind und erst zusammen das Werden ergeben, so ist es auch wenig überraschend, dass Hegel auch der Meinung war, dass man sich auch irren darf.

Hegel verstand die Existenz nie als einzelne Ereignisse, die separat betrachtet werden konnten (hier findest du einen Artikel zu diesem Thema). Hegel sah die Welt, wie wir heutzutage einen Film sehen. In einem Film kommt es nicht auf die einzelnen Bilder an, sondern auf die Geschichte, die sie in ihrem Fluss erzählen. Ein Bild kann eine Geschichte nur beschränkt wiedergeben, da Handlungen meist länger als einen einzigen Moment dauern.

»Die Furcht zu irren ist schon der Irrtum selbst.«

– Georg W. F. Hegel

Diese Aussage gibt den Geist und das Denken Hegels auf unglaubliche Art und Weise wieder. Denn wer der Furcht erliegt, sich zu irren und sich somit nicht traut, weiterzudenken oder zu handeln, ist dem Irrtum schon erlegen. Wir müssen Willens sein, uns zu irren, denn wenn wir dies nicht zulassen, erlauben wir uns auch selbst nichts Neues zu lernen.

Uns persönlich kommt an dieser Stelle Carl Gustav Jung in den Kopf, welcher mit dem Archetypen des Narren genau diesen Gedanken wiedergibt. Denn laut Jung ist der Narr der Vorgänger zum Meister. Wenn wir einen neuen Job haben, ein neues Hobby ausprobieren oder sonst etwas Neues angehen, werden wir anfangs ein Narr in diesem Gebiet sein. Hier gibt es auch kein Wenn und Aber, der Fakt, dass wir etwas Neues beginnen, heißt, dass wir keine Vorkenntnisse in diesem Gebiet haben und anfangs nicht sonderlich gut darin sein werden.

Mit der Zeit aber lernen wir in dem neuen Gebiet zu navigieren und finden uns zurecht. Nach einiger Zeit werden wir das Neue dann meistern. Wenn wir allerdings nicht wagen, erst einmal ein Narr zu sein, besteht auch keine Chance, dass wir jemals ein Meister darin werden.

Es wundert daher wenig, dass Hegel selbst zu Lebzeiten seine eigenen Werke immer wieder überarbeitet hat. Dies mag heutzutage vielleicht banal klingen, da man ja schlichtweg die Word-Datei einfach mit wenigen Klicks anpassen kann. Zu Hegels Zeit aber war dies ein langwieriger und kostspieliger Prozess. Denn die Buchpressen zu jener Zeit waren mühevoll mit Hand zu besticken. Dennoch entschied sich Hegel, das Geld in die Hand zu nehmen, denn es war ihm wichtig, die neuen und überdachten Ideen in seinen Publikationen zu zeigen.

Wir sollten uns also alle ein Beispiel an Hegel, und Carl G. Jungs Narren, nehmen und dem Irrtum mutig entgegen treten. Denn wenn wir nicht mit der Möglichkeit zurechtkommen uns zu irren, dann werden wir mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auch nie die Wahrheit finden. Denn sich nicht zu trauen, einzig aus der Angst, man könne sich irren, ist schon der Irrtum selbst.

Siehst du es ähnlich wie Hegel oder hast du einen ganz anderen Blickwinkel? Teile uns doch gerne deine Meinung zu diesem Thema in den Kommentaren mit.

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