Der Kategorische Imperativ in der Konsumgesellschaft

Der Kategorische Imperativ in der Konsumgesellschaft

Betrachten wir unsere vom Konsum gesteuerte Gesellschaft, so fällt uns schnell auf, dass diese nicht mit Kants Moralvorstellungen übereinstimmt. Dies wäre nur auf zwei Arten möglich. Entweder wenn wir nur so viel konsumieren würden wie wir brauchen und nicht mehr – denn wenn jeder Mensch so exakt so viel konsumiert wie er braucht, wäre dies durch Kants kategorischen Imperativ gegeben. Oder wir müssten sicherstellen, dass für unser Konsumverhalten nicht irgendwo auf der Welt Menschen ihren Kopf dafür hinhalten müssen und die Umwelt in einem nachhaltigem Maß genutzt wird.

Wir würden für unseren Teil eher die zweite dieser Arten bevorzugen. Nicht weil wir unseren unstillbaren Konsumhunger nicht in den Griff kriegen, sondern weil die zweite Variante bedeuten würde, dass wir rund um den Globus faire und gerechte, oder anders gesagt, moralische Arbeitsverhältnisse hätten. Außerdem würde die erste Variante bedeuten, dass jeder nur exakt so viel konsumieren kann, wie er wirklich braucht. Die Definition des Brauchens ist hier allerdings sehr dehnbar und variiert von Person zu Person stark. 

In sozialen Medien kriegen wir Tag für Tag vorgelebt was wir alles brauchen, ob ein neuer Rucksack, neue T-Shirts, kosmetik Produkte oder sonstige Güter welche der Kapitalismus in rauen Mengen fertigt. Hierbei kommt noch das Problem des „Greenwashings“ hinzu. Quasi jedes Produkt heutzutage wird nicht nur über positive Emotionen wie Freude, Euphorie oder Freiheit beworben sondern meist auch mit zahlreichen Vorteilen für Planet und Erzeuger. Dies ist an und für sich nichts Schlechtes. Schließlich habe ich ja selbst eben gesagt, dass es wünschenswert ist würde unser Konsumverhalten moralische Arbeitsverhältnisse schaffen. Das Problem mit dem Greenwashing ist aber das meist wenig bis gar nichts für Mensch und Umwelt getan wird. 


Definition Greenwashing: 

Bezeichnet den Versuch von Organisationen, durch Kommunikation, Marketing und Einzelmaßnahmen ein „grünes Image“ zu erlangen, ohne entsprechende Maßnahmen im operativen Geschäft systematisch verankert zu haben. Bezog sich der Begriff ursprünglich auf eine suggerierte Umweltfreundlichkeit, findet dieser mittlerweile auch für suggerierte Unternehmensverantwortung Verwendung. – Prof. Dr. Nick Lin-Hi


Um es einfacher oder allgemeiner auszudrücken, ist Greenwashing ein Betrug. Dass man, um wieder auf Kant zurückzukommen, bei Betrug nicht will, dass er zu einem allgemeingültigen Gesetz wird, ist mehr als nur offensichtlich. Denn dies wäre an und für sich ja nicht möglich. Würden wir davon ausgehen, dass der Betrug die Norm wäre, so würden wir niemandem mehr vertrauen. Ohne Vertrauen aber wäre es unmöglich, jemanden zu betrügen, denn Vertrauen ist eine der Voraussetzungen für Betrug.

Doch nicht nur das Greenwashing beziehungsweise das Vertuschen von ökologischen Schäden ist hierbei verwerflich, sondern auch die Ausbeutung der Menschen. Ich bin mir sicher, dass mittlerweile jeder schon die schockierenden Bilder der Kobaltminen in der Demokratischen Republik Kongo gesehen hat. Bilder, auf denen jegliche Spur von Menschlichkeit verloren ist. In Europa oder im Globalen Norden werben wir mit Elektroautos und welche Vorteile für die Umwelt und somit für die Menschheit damit einhergehen. Dass einer der Hauptrohstoffe für die Akkus fernab von Menschenrechten gefördert wird und wenig Vorteile für die Menschen vor Ort hat, sehen wir nicht. Wir möchten hier nicht sugeriere, dass fossile Brennstoffe ohne Blutzoll gefördert würden und besser seien, doch verdeutlichet das genannte Beispiel die Problematik anschaulich.

So oder so, es liegt also an uns entweder weniger zu konsumieren, damit unser Konsum keine unmoralischen Auswirkungen für Mensch und umwelt hat oder die Erzeugung der Konsumgüter so gestalten, dass kein einziger Mensch in der Produktionskette ausgebeutet oder misshandelt wird. Denn laut Kant muss jegliche Maxime auf jeden einzelnen Menschen angewandt werden. Ausnahmen gibt es nicht. Entweder alle haben das gleiche Recht oder es ist nicht von Moral die Rede.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert