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Laplanches Modell des Unterbewusstsein

Neulich hatte ich das Vergnügen bei einem Vortrag von Dr. Kai Rugenstein anwesend zu sein. Ein nicht unbedeutender Teil des Vortrags behandelte die Entstehung des unterbewusstseins nach Laplanche. Mich überzeugte Dr. Rugenstein nicht nur durch unglaubliches Fachwissen, sondern auch durch Wortgewandtheit und Humor, schließlich ist es kein leichtes, ein solch komplexes Thema mit einer derartigen Leichtigkeit zu präsentieren. 

Bis vor Dr. Rugensteins Vortrag kannte ich zwei mögliche Versionen des Unterbewusstseins, einmal das Freudsche und einmal das Jungsche. Laut Freud war das Unterbewusstsein ein Teil unserer Psyche, welches Teil unseres Denkens ist, das wir aber nicht bewusst steuern können. Es sind sozusagen Automatismen in unserer Psyche, welche keiner Logik folgen und ohne bewusste Handlung ablaufen. Das Jungsche Modell des Unterbewusstseins ist hingegen schon etwas komplexer. Laut Jung gibt es neben dem Bewussten noch das Unbewusste, welches aber in das Persönliche und das kollektive Unbewusste unterteilt werden.

In beiden Modellen allerdings ist das Unbewusste etwas, das schon bei der Geburt in uns hineingepflanzt wird. Es ist also a priori Teil unseres Gesamten (den Begriff „A priori“ erklären wir hier). Genau hier unterscheidet sich die Modelle von Laplanches, dieser ging in seiner Theorie davon aus, dass wir unser Unterbewusstsein erst nach der Geburt entwickeln.

Hier können wir sehen, wie die normale Kommunikation zwischen Kind und Eltern abläuft. Im zweiseitigen Austausch, also im Dialog, kommunizieren beide Seiten. Dies findet natürlich auch schon nonverbal statt, bevor das Kind überhaupt reden kann. Hierzu werden zärtliche Gesten, Mimik wie auch Berührungen genutzt. Dieser Dialog hat zum Zweck die Stärkung der Bindung zwischen den beiden aber auch zum jeweiligen Selbsterhalt. Das Kind erhält Milch, Nähe, Wärme, Schutz, etc. während der oder die Erwachsenen ihr Fortbestehen sichern.

In diesem regen Dialog gibt es allerdings auch einzelne Schnippsel die das Kind nicht voll und ganz versteht beziehungsweise verstehen kann. Diese nicht übersetzbaren Nachrichten, oder auch rätselhaften Botschaften, werden dann vom Kind, welches mit ihnen nichts anfangen kann, verdrängt. Über die Jahre sammeln sich so einige verdrängte Nachrichten an. Es ist genau diese Ansammlung an verdrängten Nachrichten, oder Nachrichten Schnipseln, welche das Unterbewusste laut Laplanche bilden.

Es ist nicht wie bei Freud oder Jung welche davon ausgehen, dass das Unterbewusste schon immer Teil von uns war, sondern erst durch unsere Erziehung in uns hinein gearbeitet wurde. Das Unbewusste ist also das nicht enträtselte aus dem Dialog mit den Eltern.

Hier geht’s zum Profil von Dr. Rügenstein beim Klett-Verlag, wenn du mehr über ihn erfahren möchtest.

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