|

Descartes über die Wahrscheinlichkeit

Wer kennt es nicht? Man nimmt an das eine Situation auf die eine oder andere Art eintreten wird, nur um dann am Ende überrascht festzustellen, dass es auf eine ganz andere Art eingetreten ist.

Alles was lediglich wahrscheinlich ist, ist wahrscheinlich falsch.

Renes Descartes

Obwohl unsere Welt von scheinbar endlos vielen Ereignissen bewohnt ist, so ist jedes Ereignis doch sehr individuell. Deine Geburt geht, im Idealfall, aus der Liebe zweier einzigartiger Menschen hervor, deine Grundschulklasse besteht aus anderen Kindern deren Geburten einzigartig sind und auch dein restlicher Lebenslauf wird genau so wie er stattfindet nie von einem anderen Menschen erfahren.

Alles in allem ist es ohnehin schon sehr unwahrscheinlich auf die Welt zu kommen. Überhaupt ist die gesamte Existenz als solche schon sehr unwahrscheinlich. Allerdings ist, in exakt dem Moment in dem irgendetwas in die Existenz eintritt, nicht mehr von Wahrscheinlichkeit zu reden. Dies liegt daran, das etwas das passiert ist, nicht mehr nur theoretisches Potenzial ist, sondern Realität. Natürlich standen die Chancen ungünstig, dass es passiert, doch sobald es passierte ist es keine Wahrscheinlichkeit mehr.

Die Betrachtung der Wahrscheinlichkeit verliert folglich an Bedeutung, sobald ein Ereignis tatsächlich eintritt. Dies wiederum bedeutet eben auch, dass man dem Ereignis, solange es nicht eingetreten ist, nicht so viel Bedeutung zuschreiben sollte, was der Kern Descartes‘ Ausage ist. In dem Moment, in dem etwas real existiert, hört die bloße Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit auf, darüber zu herrschen. Es hebt die Idee hervor, dass das, was existiert oder geschieht, nicht mehr nur eine Wahrscheinlichkeit oder ein hypothetisches Potenzial ist, sondern zur Realität wird.


Dieses Zitat weist außerdem darauf hin, dass das bloße Vorhandensein von Wahrscheinlichkeit nicht automatisch auf Wahrheit hindeutet. Es drückt aus, dass Dinge, die nur als wahrscheinlich gelten, auch die Möglichkeit des Irrtums oder der Unwahrheit beinhalten. Es könnte dazu ermutigen, nicht alles basierend auf Wahrscheinlichkeiten anzunehmen, sondern nach weiteren Beweisen oder einer tieferen Analyse zu suchen, um eine umfassendere Wahrheit zu erfassen.

Descartes Zitat legt nahe, dass die bloße Existenz einer Wahrscheinlichkeit nicht zwangsläufig bedeutet, dass etwas wahr oder richtig ist. Vor allem in der heutigen Zeit in der wir alle möglichen Ereignisse mathematisch vorrechnen, um zu schauen wie wahrscheinlich ein Ereignis eintreten wird, lenkt es die Aufmerksamkeit darauf, dass etwas, das als wahrscheinlich angesehen wird, immer noch Raum für Fehler oder Unwahrheiten lässt. Es ist eine Art Warnung davor, sich blind auf Wahrscheinlichkeiten zu verlassen, da sie nur eine mögliche Perspektive auf die Wirklichkeit bieten. Denn meist lässt es sich erst im Nachhinein, also wenn es eingetreten ist, sagen wie wahrscheinlich es war.

Die Aussage ermutigt dazu, nicht alles, was als wahrscheinlich erscheint, bedingungslos als wahr zu akzeptieren. Stattdessen sollte man sich bewusst sein, dass selbst vermeintlich wahrscheinliche Dinge Fehler oder Ungenauigkeiten enthalten können. Es regt dazu an, tiefer zu graben, nach zusätzlichen Beweisen zu suchen oder eine umfassendere Analyse durchzuführen, um eine größere Wahrheit zu erfassen, die über die bloße Wahrscheinlichkeit hinausgeht. Es geht darum, nicht zu schnell Schlüsse zu ziehen, sondern eine umfassendere Perspektive zu suchen, um die Komplexität der Realität besser zu verstehen.

Ähnliche Beiträge