Über den hegelschen Pessimismus
Slavoj Zizek, einer der berühmten Philosophen unserer Zeit, sagte einst, dass der hegelsche Pessimismus im späten achtzehnten sowie in den darauf folgenden Jahrhunderten wundervoll zu sehen sei. Doch was genau so besonders an diesem Pessimismus ist, werden wir uns nun genauer anschauen.
Der Begriff „Pessimismus“ stammt vom lateinischen Wort „pessimus“, dem Superlativ von „malus“ und bedeutet wörtlich „schlecht“. Im alltäglichen Sprachgebrauch beschreibt er die Neigung, die negative Seite von Situationen zu betonen. In der Philosophie bezieht er sich auf jede Lehre, die die Vorstellung vertritt, dass in der Welt das Böse das Gute überwiegt und das Leiden die Freude übertrifft.
Hegels Pessimismus zeigt sich wunderbar im folgenden Zitat:
Jeder, der sich ein wenig mit unserer, also der menschlichen, Geschichte auseinandersetzt, wird merken, dass die schrecklichsten Taten unserer Spezies meist aus guten Intentionen hervorgehen. Ob wir uns nun die Französische oder die Oktoberrevolution, die Entdeckung Amerikas oder die Kolonisierung der Welt durch die Europäer anschauen, ist egal. Der erste, beziehungsweise der grundlegende Gedanke war stets gut gemeint.
Die Menschheit war mit dem Status Quo unzufrieden und wollte etwas daran ändern. Natürlich ist es nicht allzu schwer zu verstehen, dass man natürlich keine Blaupause hat, wie man dies am besten erreicht. Der erste Versuch, etwas Neues zu erschaffen, ist, laut Hegel, zum Scheitern verurteilt, schlicht weil wir nicht wissen, und nicht wissen können, wie man es besser angehen kann.
Also ist es unumgehbar, diesen ursprünglichen Fehler einzugehen, wenn man überhaupt etwas ändern will. Die Aussicht darauf, dass anfangs mit hoher Wahrscheinlichkeit etwas schiefläuft , ist zwar sehr hoch, oder wie gesagt unumgehbar, und darüber hinaus unangnehm, allerdings ist sie aber auch die einzige Hoffnung für Besserung.
Nehmen wir uns die Oktoberrevolution zur veranschaulichung dieses Ablaufes:
Die Oktoberrevolution von 1917 war ein bedeutendes Ereignis in Russland, das den Sturz der provisorischen Regierung und die Machtergreifung der Bolschewiki unter der Führung von Wladimir Lenin markierte. Die Revolution begann mit dem Sturm auf den Winterpalast in Petrograd am 7. November. Die Bolschewiki, eine radikale sozialistische Gruppe, gewannen die Unterstützung von Arbeitern, Soldaten und Matrosen, die von den Bedingungen während des Ersten Weltkriegs erschüttert waren.
Lenin versprach „Frieden, Brot und Land“ und etablierte die Herrschaft der Räte (Sowjets). Die Oktoberrevolution führte zum Ende der Zarenherrschaft und legte den Grundstein für die kommunistische Herrschaft in Russland. Allerdings brachte sie auch Chaos und Bürgerkrieg mit sich, da verschiedene Gruppen, darunter Anhänger der Zaren, liberale Demokraten und andere sozialistische Fraktionen, gegen die Bolschewiki kämpften. Dieser Bürgerkrieg dauerte bis 1922 an und endete mit dem Sieg der Bolschewiki, was die Festigung ihrer Macht und die Gründung der Sowjetunion zur Folge hatte. Die Oktoberrevolution hatte globale Auswirkungen und inspirierte kommunistische Bewegungen weltweit, während sie Russland politisch und gesellschaftlich grundlegend veränderte.
Diese Revolution, so wie es die meisten tun, hatte natürlich nicht nur Vorteile. Einer der größten Nachteile, den sie mit sich brachte, war der Tod durch Gewalt wie auch durch Hungersnöte. Schätzungen zufolge lebten um Neunzehnhundert etwa siebenundachtzig Millionen Menschen in Russland. Die Oktoberrevolution sorgte für den Tod von etwa zehn Millionen und verkleinerte so die Bevölkerung um mehr als ein Zehntel. Die Revolution befreite den normalen Bürger zwar aus der Leibeigenschaft der Zaren, sorgte aber für ein Massensterben und zwang sie in eine mehr oder minder gleichwertige Leibeigenschaft der Sowjets, welche nach der Revolution eisern die Macht an sich rissen.
Erst der Zerfall der Sowjetunion, welcher am elften März 1990 mit der Unabhängigkeitserklärung Litauens begann und mit dem Rücktritt Michail Gorbatschows am fünfundzwanzigsten Dezember 1991 endete, ermöglichte es den Menschen dort Frei zu sein.
Der hegelsche Pessimus ist also das Anerkennen, dass der erste Versuch schlecht sein wird. Aus diesem dann aber bedachte Versuche entstehen können und so die Welt als solche zu einem besseren Ort wird. Wir wissen schlicht beim ersten Versuch nicht, was schief laufen kann. Es wird lediglich gewusst, dass die aktuelle Situation einer Veränderung bedarf.
Offensichtlich ist hierbei auch, dass selbst der zweite Versuch in beinahe allen Fällen noch viel Feinschliff bedarf. Allerdings müssen wir, auch wenn wir wissen, dass der erste Versuch monumental scheitern wird, diesen wagen, um für die darauffolgenden Versuche daraus gelernt zu haben.
Abschließend kann man also sagen, dass der hegelsche Pessimismus sich vom klassischen Pessimismus in der Hinsicht unterscheidet, dass er die Menschliche Lernkurve mit einbezieht und so eher als eine negative Anschauung des Beginnens als eine allgemein fortlaufende Ansicht ist.