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Wieso Schönheitsoperationen normaler werden: Des Menschen liebe für Illusion

Nachdem ich meinen gestrigen Artikel, Wieso Hip-Hop so erfolgreich ist: Des Menschen liebe für Fiktion, fertig gestellt hatte, kamen mir noch einige Gedanken zu einem sehr ähnlichen Thema. Besagte Gedanken drehten sich um das Thema der Schönheitsoperationen. Nach kurzer Nachforschung fand ich beinahe schockierende Zahlen, denn im Jahr 2022 fanden etwa 15% mehr Eingriffe statt als im Vorjahr. Meiner Meinung nach ein Trend, der, wenn auch nicht ganz so stark, doch anhalten wird.

In einer Welt, die von Illusionen und Inszenierungen geprägt ist, spiegelt sich dies nicht nur, wie gestern erwähnt, in der Musik wider, sondern auch in anderen Bereichen des Lebens. Schönheitsoperationen sind ein Thema, das in der heutigen Gesellschaft eine immer präsentere Rolle einnimmt. Ähnlich wie im Hip-Hop, wo die Selbstdarstellung und das Inszenieren eines bestimmten Lifestyles im Mittelpunkt stehen, suchen viele Menschen in Schönheitsoperationen nach einer Möglichkeit, ein Ideal zu erreichen oder ein bestimmtes Bild von Schönheit zu verkörpern. Ein Bild, das meist von Filmstars und anderen Prominenten vermittelt wird, bei welchen Schönheitsoperationen schon seit Jahren die Norm sind. Nun aber schwappt der “Beauty-Luxus” auch auf die breite Bevölkerung über.

Die Faszination für Illusionen, von der ich im gestrigen Artikel berichtete, welche Robert Greene anspricht, zeigt sich auch in der Art und Weise, wie wir Schönheit wahrnehmen. Die Realität der natürlichen Schönheit wird zunehmend von künstlichen Idealen überlagert. Ähnlich wie bei blendenden Hip-Hop-Künstlern, die einen Lebensstil inszenieren, der oft von Reichtum, Luxus und schnellem Erfolg geprägt ist, streben auch Menschen, die sich Schönheitsoperationen unterziehen, nach einem scheinbar perfekten äußeren Erscheinungsbild. Schließlich ist es deutlich bequemer, sich ein bisschen Fett absaugen zu lassen und es in den Hintern zu spritzen, als auf seine Ernährung zu achten und regelmäßig Sport zu treiben.

Die Gesellschaft, in der wir leben, setzt oft unrealistische Standards für Schönheit. Der Druck, diesen Standards zu entsprechen, führt viele dazu, chirurgische Eingriffe in Betracht zu ziehen. Diese Eingriffe können dazu dienen, die eigenen Merkmale zu verbessern, zu korrigieren oder zu verändern, um einem vermeintlichen Ideal näher zu kommen. Was mich an dieser Stelle stark verwundert, ist das häufig sehr junge Alter, in dem die ersten Operationen angestrebt werden. Ich erinnere mich noch an meine Gymnasialzeit in der ich die ersten Kontaktpunkte mit Schönheitsoperationen hatte. Ein Mädchen aus einer Parallelklasse ließ sich ihre Nase schmaler machen. Natürlich empfand weder ich noch sonst jemand, mit dem ich über dieses Thema sprach, dass die Nase des Mädchens vorher in irgendeiner Art und Weise auffällig gewesen wäre. Auch an meinem derzeitigen Arbeitsplatz habe ich mehrere Kolleginnen, die sich schon mehr als einmal die Lippen haben aufspritzen lassen. Auch wenn ich hierüber noch keinen Austausch mit anderen hatte, bin ich der Meinung, dass an den natürlichen Lippen nichts zu bemängeln war.

Ähnlich wie bei den blendenden Hip-Hop-Künstlern, die ein Leben voller Luxus und Überfluss vortäuschen, präsentieren Stars oft ein Bild von Perfektion, das in vielen Fällen nicht der Realität entspricht. Die Versuchung, dem Druck nachzugeben und sich einem gesellschaftlichen Schönheitsideal anzupassen, ist in einer Welt, die von Selbstinszenierung geprägt ist, allgegenwärtig. Social Media spielt eine zentrale Rolle bei der Verzerrung der Wahrnehmung von Schönheit und Schönheitsoperationen. Plattformen wie Instagram, TikTok und Snapchat sind voll von bearbeiteten Bildern, Filtern und Beauty-Editoren, die ein verzerrtes Bild von Perfektion und Schönheit vermitteln. Influencer und Prominente präsentieren oft retuschierte Bilder und teilen ihre Erfahrungen mit Schönheitsoperationen, was dazu beiträgt, unrealistische Schönheitsideale zu verstärken. Dies führt häufig dazu, dass Menschen unrealistische Standards an sich selbst anlegen und den Druck verspüren, einem unerreichbaren Schönheitsideal zu entsprechen. Die Grenzen zwischen bearbeiteten Bildern und Realität verschwimmen, und dies kann zu einer verzerrten Selbstwahrnehmung führen, in der Authentizität und natürliche Schönheit oft verloren gehen. Es ist wichtig, kritisch mit den Darstellungen in den sozialen Medien umzugehen und sich bewusst zu machen, dass viele der präsentierten Bilder und Sicherheitsstandards nicht der Realität entsprechen.

Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass Schönheitsoperationen nicht per se negativ sind. Für viele Menschen können sie eine Möglichkeit sein, Selbstbewusstsein zu stärken oder sich nach einer Verletzung oder Erkrankung wieder wohlzufühlen. Dennoch ist es entscheidend, die Beweggründe hinter solchen Eingriffen zu hinterfragen und sich bewusst zu machen, inwieweit gesellschaftliche Erwartungen und der Druck, einem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen, eine Rolle spielen. Es ist auch wichtig anzumerken, dass die meisten Schönheitsoperationen ein ähnliches Ergebnis erzielen, da die Sicherheitsstandards quasi einem einzigen Muster folgen. Menschen, die sich also “ohne Grund” einer Operation unterziehen, verzichten, willentlich oder nicht, auf einen großen Teil ihrer Individualität. Schließlich ist es die Vielseitigkeit, die uns Menschen auszeichnet, und es wäre schrecklich langweilig, würden wir uns alle eins zu eins gleichen.

Ähnlich wie bei den Rappern des Logos, die in ihren Texten alltägliche Erfahrungen und reale Situationen teilen, kann auch eine Bewegung hin zu mehr Authentizität und Akzeptanz dessen, was natürlich ist, eine Gegenbewegung zu den künstlichen Inszenierungen in der Schönheitsindustrie sein. Indem wir beginnen, Schönheit in ihrer Vielfalt und Natürlichkeit zu akzeptieren und zu feiern, können wir möglicherweise den Druck aufheben, einem unrealistischen Ideal entsprechen zu müssen. In einer Gesellschaft, die Illusionen und Inszenierungen schätzt, liegt es an jedem Einzelnen, die Balance zwischen persönlicher Authentizität und den gesellschaftlichen Erwartungen zu finden. Die Akzeptanz und Feier der Individualität und Natürlichkeit könnten der Schlüssel dazu sein, den Stand von Schönheitsoperationen in unserer Gesellschaft neu zu definieren und ein gesünderes Verständnis von Schönheit zu fördern.

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