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Ein besseres Leben durch emotionalem Abstand

Am klarsten erkenne ich die Notwendigkeit von emotionalem abstand in Zeiten in denen schnell viel passiert und man eher von der Situation überrollt wird als sie tatsächlich zu lenken.
Beispielsweise wenn man sich von seiner Partnerin trennt oder einen neuen Job beginnt. In solchen Zeiten einfach einmal kurz innezuhalten kann uns die Situation in einem ganz neuen Blickwinkel zeigen.

Was dir emotionaler Abstand bringt

Häufig wenn wir uns im Alltag in die Ecke gedrängt fühlen, oder nicht wissen wie Etwas weiter gehen soll, fällt es schwer zu reagieren und wenn man reagiert entpuppt es sich nicht selten als eher schlechte Entscheidung. Zumindest geht es mir häufig so, da ich viel zu verkopft in der Situation drin stecke. Mitten drin!

Was mir dann in solchen Momenten hilft, ist es mir Lage von Außen anzuschauen. Um es einfacher auszudrücken: man (du, ich, wer auch immer) braucht einen gewissen Abstand zur Situation.

Steht man beispielsweise zu nah an der Mona Lisa, erkennt man vermutlich nur unscharfe und verschwommene Farben. Geht man allerdings einen Schritt zurück, so erkennt man plötzlich eine möglicherweise lächelnde Frau vor einer mächtigen Landschaft. Und irgendwie macht auf einmal alles mehr Sinn.

Des weiteren sollte man auch nicht vergessen, dass ein gewisser Abstand auch wichtig zum Wachsen und Gedeihen ist. Jeder Hobby-Gärtner weiß das man Pflanzen nicht beliebig eng aneinander reihen sollte. So wie hier ein gewisser Abstand eingehalten werden muss, ist er auch für uns wichtig, damit wir richtig wachsen können.

Wie du emotionalen Abstand gewinnst

– Die erste und meiner Meinung nach einfachste Möglichkeit, dies in die Tat umzusetzen, besteht darin tatsächlichen Abstand zur Situation herzustellen, indem man eine physische Entfernung zurück legt. Also im wahrsten Sinne des Wortes Abstand gewinnen.

Das ist ein ganz klassischer Mechanismus, den wir zum Teil unbewusst anwenden. Vielleicht hast du dir schonmal in einem Streit im Affekt die Jacke geschnappt und bis zur Tür raus und hast die abendliche Stille eines alleinigen Spaziergangs gesucht. Und vielleicht bist du dann scheinbar von ganz allein runtergekommen und hast auf einmal die Situation anders betrachten können. Du kannst diese Methode jederzeit verwenden und so enorm profitieren.

– Die zweite Möglichkeit ist es zeitlichen Abstand zu erzeugen. Das gute hieran ist das man dafür Garnichts zu tun braucht. Da die zeit ohnehin unweigerlich in eine Richtung für uns läuft. Leitet sie einen unumgänglichen Abstand zur Situation ein. Ein einfaches Beispiel hierfür wäre eine Trennung. Jeder kennt es, mit dem Partner ist es aus und man kann sich kein Leben ohne ihn vorstellen. Doch mit jedem Tag der ins Land zieht wird es ein kleines bisschen ertragbarer. Und das ohne das wir etwas aktiv dafür tun müssen.

– Die dritte Möglichkeit ist es, in seinem Kopf eine Distanz zur Situation zu erzeugen. Dies ist ein bisschen schwieriger zu erklären, deshalb werde ich versuchen es mit Beispielen näherzubringen.

Beispiel 1: Du sitzt in einem Auto im Stau. Du hast es eigentlich eilig. Der Autofahrer neben dir fängt schon an zu hupen, da er sich so stark aufregt. Du siehst, dass die Rettungsfahrzeuge erst jetzt durch die Rettungsgasse fahren und deshalb weist du es wird sich noch eine ganze Zeit ziehen bis sich der Stau löst.

Nun stell dir vor, du sitzt in einem Flugzeug am Fenster und siehst unter dir, all die kleinen Autos und wie friedlich sie da unten auf der Straße stehen. Auf einmal ist das eigene „Problem“ ebenfalls geschrumpft, denn wenn man das grössere Ganze betrachtet, ist das Problem, wenn überhaupt nur noch ein „Problemchen“ und alles gar nicht mehr so schlimm.

Wie du siehst ist die Situation mit etwas gewonnenem Abstand deutlich angenehmer.

Beispiel 2: Versuche dich einmal wirklich in Perspektive zu setzen, und ich meine so richtig:

  • Werde dir über deine Größe bewusst.
  • Du bist jemand wichtiges für wenige Leute.
  • Die Meisten Leute in deiner Stadt kennen dich nicht einmal.
  • In deinem Land vermutlich nicht einmal 0,01%.
  • Für die Welt bist du ein Niemand.

Klingt vielleicht entmutigend, aber das soll es nicht sein! Im Gegenteil, es soll dir einfach Helfen den scheinbar großen Problemen ihren Schrecken zu nehmen. Wenn wir den Gedanken noch ein bisschen weiter folgen, dass wir auf einem kleinen Planeten, in einem normal großen Sonnensystem, in einer von Milliarden Galaxien leben, dann frage ich mich doch häufig, wie ein Problem, das für mich schon nicht sonderlich groß erscheint, mir dann so viel Stress bescheren kann.

Wie du siehst ist die Situation mit Abstand betrachtet belanglos.

Wenn du also das nächste mal das Gefühl hast, nicht weiter zu wissen, kannst du versuchen eine dieser Techniken anzuwenden. Manchmal kann ein simples tiefes Ein- und wieder Ausatmen genau den Abstand bringen, der dich das Bild wieder im Ganzen sehen lässt.

Gedankenspiel zu Abstand

Dieser letzte Abschnitt dient nicht mehr der persönlichen Weiterbildung sondern ist ein Gedankengang den ich während des Schreibens dieses Beitrags durchlaufen bin, und ihn des Teilens würdig erachtet habe (Hört! Hört!).

Während ich Beispiel 2 für den vorherigen Absatz geschrieben und ich darüber nach gedacht habe, wie riesig unser Universum ist. Wenn man der Theorie des Urknalls glauben schenkt, das all diese Galaxien, die zum bersten gefüllt sind mit Sternen und Planeten, in einem ursprünglichen Punkt zusammen lagen und wir selbst aus Atomen bestehen, die in seit Entstehen unseres Universums durch planetare Fusionen immer und immer neue Elemente formten, bedeutet das, dass auch wir aus diesem einen längst vergangenem Punkt entsprungen sind und uns vielleicht in Größe, Form und Farbe von Planeten und Sternen unterscheiden, aber wir die gleiche Geschichte inne haben. Ein wahnsinnig schöner Gedanke meines Erachtens nach.
Mit einem derart großen Abstand, einer derart gesamtheitlichen Betrachtung, fällt es mir schier unmöglich meine Probleme als solche wahrzunehmen.

Stell dir vor du füllst eine Wasserbombe mit Farben. Nun schmetterst du die Farbbombe mit voller Kraft gegen eine weiße Leinwand. In der Mitte der Leinwand (beziehungsweise dort wo du triffst) beginnt das Spektakel. Von diesem Zentrum aus breiten sich in alle Richtungen Farbklekse über die Leinwand aus. Auch wenn es den Anschein erweckt das all diese Klekse separat sind haben sie doch alle den gleichen Ursprung. Sie haben jetzt nur ein bisschen mehr Abstand zu einander und können ihre Schönheit besser zeigen, als in jeder Farbbombe jemals.
So wie jeder Farbkleks den Abstand zum Aufprall widerspiegelt, so verstehe ich es, dass wir alle nichts weiter als Abstand zur bloßen Existenz sind, leider sind wir gesellschaftlich so konditioniert, dass wir den Fokus nur auf uns legen und so dafür prädestiniert sind unsere Umstände zu schwer zu gewichten.

Im Abstand hingegen liegt eine gewisse Leichtigkeit.


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