Alan Watts Umgang mit Schmerz

Wie bei vielen anderen Themen hatte Alan Watts auch im Umgang mit Schmerz, eine sehr interessante Ansicht. Man solle sich nicht vor dem Schmerz verschränken, sondern mit ihm gehen und ihn beobachten. Wie genau das funktioniert, schauen wir uns in diesem Artikel an.

Jeder von uns wird schon das ein oder andere Mal in seinem Leben krank gewesen sein. Manche vertragen den Schmerz besser, manche schlechter. Man sollte jedoch seine Lebensqualität nicht mehr mindern, als es notwendig ist. Hierzu hat Watts ein paar interessante Worte gesagt.

Watts war der Ansicht, dass wir als Menschen in unserer Gesellschaft dazu erzogen werden, dem Schmerz oder der Krankheit nicht nachzugeben. Und dazu möglichst hart mit uns selbst vor Gericht gehen, weil es unmännlich oder feminin wäre den Schmerz zu präsentieren. Es ist aber eine sehr gefährliche Lehre immer hart und steif bleiben zu sollen.

Lao Tzu hat einst gesagt:

„Der Mensch bei seiner Geburt ist geschmeidig und zart; Im Tot ist er steif und hart. Pflanzen sind in jungen Jahren biegsam und weich; im tot aber sind sie spröde und trocken. Deshalb sind Geschmeidigkeit und Weichheit die Gefährten des Lebens. Sprödigkeit und Härte hingegen sind die Gefährten des Todes.“

Um es in anderen Worten zu sagen: Es liegt Stärke darin nachzugeben.

Stelle dir eine Katze vor, die vom Baum fällt. Während die Katze stürzt denkt sie sich nicht: „Ich werde mich komplett steif machen und den Boden mit voller Wucht treffen.“ Würde die Katze so handeln, so wäre sie nachdem sie den Boden getroffen hat, nur ein kaputter Beutel voller Knochen. Wenn die Katze mitten in der Luft ist, entspannt sie sich. Sie lässt die Muskeln locker, damit wenn sie auf den Boden auftrifft, eine sanfte Landung hinlegt. Durch diese weiche Landung, schafft es die Katze den Sturz ohne Verletzungen zu überstehen.

Ein weiteres Beispiel wäre Wasser. Wasser war ebenfalls eines der Symbole in Lao Tzu`s Philosophie, die Watts gerne aufgriff. Es gibt kaum etwas weicheres und nachgebenderes als Wasser. Im gleichen Augenblick gibt es aber auch kaum etwas, das die Härte von Steinen so gut überwinden kann, wie Wasser. Wenn man versucht mit einem Messer Wasser zu schneiden, so gibt das Wasser nach und schließt sich direkt hinter dem Messer wieder. Man kann so stark und so oft versuchen das Wasser zu zerteilen, wie man nur kann, doch man wird nie eine Wunde erzeugen können. Durch seine Weichheit triumphiert das Wasser über die Härte des Messers.

Ähnlich wie dem Messer geht es uns Menschen. Wir glauben, dass wir weniger leiden werden. Dass wir über unsere Gefühle triumphieren können, wenn wir sie nur an einer kurzen Leine halten. Dass wir triumphieren können, wenn wir unsere Gefühle hart genug beisammen halten.

Allerdings sind unsere Reaktionen auf Schmerz therapeutisch, sie helfen beim heilen. Unsere Emotionen und Gefühle helfen bei der Heilung wie Fieber bei einer Erkältung. Das Fieber hilft unserem Körper dabei die Erreger in unserem Körper abzutöten und trägt damit zu Heilung bei. Natürlich ist Fieber keine angenehme Sache, dennoch hilft sie dabei die Krankheit aus dem Körper zu kriegen. In der Vergangenheit haben Ärzte auch das Fieber behandelt, da sie dachten es sei Teil der Krankheit. Dies hat dazu geführt, dass viele Patienten gestorben sind.

Auf genau diese Weise gehen viele Menschen mit ihrem Schmerz um: Sie unterdrücken die Gefühle die uns dabei helfen mit dem Schmerz umzugehen, da sie denken die Gefühle seien Teil des Schmerzes. Allerdings verstehen wir nicht, dass die Emotionen uns dabei helfen mit dem Schmerz zurechtzukommen.

Wir sollten uns also dem Schmerz hingeben, und mit ihm all den Emotionen und Gefühlen, die er einher bringt. Wir sollten nachgeben, wie es Wasser oder junge Pflanzen tun, denn wenn wir hart und steif bleiben, werden wir im Sturm des Lebens abbrechen. Nur wer sich den Winden und Kräften des Lebens weich und biegsam entgegenstellt, kann wenn der Sturm vorüber ist, zur alten Form zurückkehren. Gib dich also deinen Schmerzen hin, siehe wo sie dich hinführen und wie du darauf reagierst. Beiß dich nicht fest an den Gedanken, dass du größer oder stärker bist als der Schmerz. Denke einfach daran, dass wie ein Sturm, auch der Schmerz nur temporär ist.


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