Buddhismus und Hinduismus: Ein umfassender Vergleich

Wenn du dich für Buddhismus und Hinduismus interessierst, fragst du dich vielleicht, welche von beiden die richtige Anschauung für dich ist (oder einfach, welche für dich interessanter ist). Beides sind unglaublich komplexe Religionen/Philosophien mit einer langen Geschichte, und es kann schwierig sein, die wichtigsten Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen ihnen zu erkennen. In diesem Blogbeitrag werden wir uns mit der Geschichte des Buddhismus und des Hinduismus sowie mit ihren wichtigsten Glaubensvorstellungen und Unterschieden beschäftigen. Außerdem stellen wir dir einige Quellen zur weiteren Erforschung zur Verfügung.

Die Geschichte von Buddhismus und Hinduismus

Buddhismus und Hinduismus sind zwei der ältesten Religionen der Welt. Der Buddhismus wurde vor über 2500 Jahren von Siddhartha Gautama (auch bekannt als Buddha) in Indien gegründet. Der Hinduismus ist etwas schwieriger zu definieren, da er keinen einzelnen Gründer oder zentralen Text hat. Der Hinduismus hat sich im Laufe der Zeit langsam entwickelt, wobei verschiedene Hindu-Schriften im Laufe mehrerer Jahrhunderte verfasst wurden. Aber Der Hinduismus gilt als mindestens 3000 Jahre alt und ist damit die älteste große Religion.

Die Ursprünge des Hinduismus liegen in der vedischen Kultur des alten Indiens. Die Veden sind eine Sammlung heiliger Texte, die Hymnen, Gebete und Rituale für die Verehrung der hinduistischen Götter enthalten. Diese Texte wurden erstmals um 1500 v. Chr. verfasst und wurden bis etwa 500 v. Chr. weitergeschrieben. Mit der Zeit entwickelte sich die vedische Religion zu dem, was wir heute als Hinduismus kennen.

Zunächst war der Buddhismus nur eine Reformbewegung innerhalb des Hinduismus. Siddhartha Gautama wurde in eine wohlhabende Hindu-Familie geboren und wuchs mit den vedischen Schriften auf. Das hinduistische Kastensystem und die Heuchelei der hinduistischen Priester enttäuschten ihn jedoch. Also machte er sich auf die Suche nach der Wahrheit über Leben und Tod. Nach sechs Jahren der Suche erlangte er schließlich die Erleuchtung, während er unter einem Baum meditierte. Danach verbrachte er den Rest seines Lebens damit, andere zu lehren, was er gelernt hatte.

Schließlich wurde der Buddhismus eine eigenständige Religion. Der Buddhismus verbreitete sich in ganz Indien und dann in anderen Teilen Asiens und wurde zu einer der größten Religionen der Welt.

Heute zählt der Buddhismus weltweit etwa 500 Millionen Anhänger, während der Hinduismus rund eine Milliarde Anhänger hat.

Beide werden zwar auf der ganzen Welt praktiziert, aber sie sind vor allem in bestimmten Gebieten verbreitet. Der Buddhismus ist in Ländern wie Sri Lanka, Thailand, Kambodscha, Laos, Birma und Japan verbreitet. Der Hinduismus wird hauptsächlich in Indien, Nepal und Bali (Indonesien) praktiziert. Auch in Mauritius, Guyana, Trinidad und Tobago, Fidschi und Surinam gibt es große hinduistische Bevölkerungsgruppen.

Die wichtigsten Glaubenssätze des Buddhismus und Hinduismus

Buddhismus und Hinduismus haben viele gemeinsame Überzeugungen, darunter den Glauben an Karma (die Vorstellung, dass unsere Handlungen gute und schlechte Folgen haben), Reinkarnation (der Glaube, dass wir nach dem Tod wiedergeboren werden) und die Bedeutung der Meditation.

Werfen wir einen genaueren Blick auf diese (und andere wichtige Glaubenssätze):

Die wichtigsten Glaubenssätze des Hinduismus sind:

  • Der Glaube an Karma (das Gesetz von Ursache und Wirkung): Die Chancen stehen gut, dass du den Begriff „Karma“ in deiner Alltagssprache gehört und sogar benutzt hast. Aber die Chancen stehen auch gut, dass du die genaue Bedeutung kennst: „die Kraft, die durch die Handlungen einer Person entsteht und die die Form ihres Schicksals bestimmt“. Oder, wie die Hindus sagen würden: „Das Wort kommt vom Sanskrit-Wort karman und bezieht sich auf das spirituelle Prinzip von Ursache und Wirkung, das besagt, dass unsere Absichten und Handlungen bestimmte Auswirkungen in unserem Leben haben, sei es in der Gegenwart oder in der Zukunft. Gute Absichten und gute Taten führen zu gutem Karma und zukünftigem Glück, während schlechte Absichten und schlechte Taten zu schlechtem Karma und zukünftigem Leid führen.
  • Reinkarnation: Der Glaube, dass unsere Seele nach unserem Tod in einem anderen Körper wiedergeboren wird. Dieser Prozess findet so lange statt, bis wir das Nirvana (was auf Sanskrit „Auslöschung“ bedeutet) erreichen, also einen Zustand vollkommener Glückseligkeit. Um in einem besseren Leben wiedergeboren zu werden, müssen wir ein gutes Leben führen und gutes Karma anhäufen.
  • Das Kastensystem: Es besteht aus vier sozialen Hauptklassen: Brahmanen, Kshatriyas, Vaishyas und Shudras – die man als Priester, Herrscher, Bauern/Händler bzw. Arbeiter bezeichnen kann.
  • Das Konzept des Dharma: in Übereinstimmung mit seiner Kaste leben und seine Pflichten im Leben erfüllen.
  • Die Bedeutung von Ritualen und Zeremonien, wie z.B. die Feueropferzeremonie, ein Ritual, bei dem den Göttern ein Opfer dargebracht wird, indem es auf einem Feuer verbrannt wird.
  • Die Verehrung der hinduistischen Götter und Göttinnen: Es gibt zahlreiche hinduistische Götter und Göttinnen, wie Brahma (der Schöpfergott), Vishnu (der Erhaltergott), Shiva (der Zerstörergott), Lakshmi (die Göttin des Reichtums), Saraswati (die Göttin des Wissens) und Devi (die höchste Göttin).
  • Die heiligen Texte: Hindus glauben an die Veden, eine Sammlung alter Texte, die zwischen 1500-500 v. Chr. geschrieben wurden. Die Veden sind in vier Teile unterteilt: der Rig Veda (der älteste und wichtigste), der Sama Veda, der Yajur Veda und der Atharva Veda.

Zu den wichtigsten Glaubensvorstellungen des Buddhismus gehören:

  • Die vier edlen Wahrheiten: die Wahrheit über das Leiden, die Wahrheit über den Ursprung des Leidens, die Wahrheit über die Beendigung des Leidens und die Wahrheit über den Weg zur Beendigung des Leidens.
  • Das Konzept des Karmas: Der Buddhismus teilt den hinduistischen Glauben an das Karma, aber sie haben eine andere Interpretation davon. Für den Buddha ist das Karma keine äußere Kraft, sondern die Folgen unserer Handlungen.
  • Reinkarnation: Der Buddhismus glaubt auch an die Reinkarnation, aber er glaubt nicht an eine Seele, die wiedergeboren wird. Stattdessen sehen sie es als einen ständigen Kreislauf von Leben, Tod und Wiedergeburt.
  • Nirvana: Das Ziel des Buddhismus ist es, das Nirvana zu erreichen, einen Zustand des vollkommenen Friedens und der Glückseligkeit.
  • Der Mittlere Weg: Der Mittlere Weg ist der Weg, den der Buddhismus uns empfiehlt, nämlich den Weg der Mäßigung. Das bedeutet, die beiden Extreme der Selbstverliebtheit und der Selbstverleugnung zu vermeiden.
  • Der Achtfache Pfad: Der Achtfache Pfad ist der Weg, der zum Nirvana führt. Er besteht aus acht Schritten: rechtes Verstehen, rechtes Denken, rechte Rede, rechtes Handeln, rechter Lebensunterhalt, rechtes Bemühen, rechte Achtsamkeit und rechte Konzentration.
  • Der Buddhismus lehrt auch, dass es kein dauerhaftes Selbst oder eine Seele gibt und dass die Anhaftung an Dinge die Ursache des Leidens ist.

Willst du erfahren wer und wie Gautama Buddha wirklich war? Wir haben einen ausführlichen Artikel für dich.

Die Hauptunterschiede zwischen Buddhismus und Hinduismus

Es gibt jedoch einige wichtige Unterschiede in ihren Glaubensvorstellungen. Der Buddhismus lehrt, dass wir dem Kreislauf der Wiedergeburt entkommen und das Nirvana (einen Zustand des vollkommenen Friedens und der Erleuchtung) durch unsere eigenen Anstrengungen erreichen können. Der Hinduismus hingegen lehrt, dass wir je nach unserem Karma in verschiedenen Formen wiedergeboren werden und dass wir die Hilfe eines Gurus (spirituellen Lehrers) brauchen, um die Befreiung aus diesem Kreislauf zu erreichen.

Buddhismus und Hinduismus unterscheiden sich auch in ihrem Glauben an die Natur der Wirklichkeit. Der Buddhismus lehrt, dass alles vergänglich ist und das Leiden ein fester Bestandteil des Lebens ist. Der Hinduismus hingegen lehrt, dass die Realität ewig ist und dass unsere Seele ein Teil von Brahman (der ultimativen Realität) ist.

Der Buddhismus hat auch ein anderes Konzept des Selbst. Der Buddhismus lehrt, dass es kein dauerhaftes Selbst oder eine Seele gibt und dass wir alle miteinander verbunden sind. Der Hinduismus hingegen lehrt, dass jeder Mensch eine Seele (atman) hat, die ein Teil von Brahman ist.

Ein weiterer großer Unterschied sind die Götter, die jede Religion anbetet. Der Buddhismus ist nicht-theistisch, das heißt, er glaubt nicht an einen persönlichen Gott. Der Hinduismus hingegen ist polytheistisch und hat viele Götter und Göttinnen.

Die bekanntesten Götter des Hinduismus sind Vishnu (der Erhalter), Shiva (der Zerstörer) und Brahma (der Schöpfer).

Der Buddhismus glaubt an keinen einzigen dieser Götter. Das ist der Hauptgrund, warum es einfach ist, den Buddhismus mit anderen Religionen zu kombinieren, aber schwierig, den Hinduismus mit anderen Religionen zu kombinieren.

In der Tat hat der Buddhismus in China, Vietnam und Japan eine so große Anhängerschaft gewonnen, weil er mit den einheimischen Religionen dieser Länder koexistieren konnte.

Japans  einheimische Religion, der Shinto, ist wahrscheinlich das prominenteste Beispiel für diese Koexistenz.

Der Hinduismus hingegen wurde oft als Bedrohung für die einheimischen Religionen dieser Länder angesehen und infolgedessen verfolgt.

Die wichtigsten Gemeinsamkeiten zwischen Buddhismus und Hinduismus

Trotz ihrer Unterschiede haben Buddhismus und Hinduismus auch viele Gemeinsamkeiten.

Buddhismus und Hinduismus haben viele gemeinsame Überzeugungen, darunter den Glauben an Karma (die Vorstellung, dass unsere Handlungen gute und schlechte Folgen haben), Reinkarnation (der Glaube, dass wir nach dem Tod wiedergeboren werden) und die Bedeutung der Meditation. Diese Liebe zur Natur ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass sowohl der Buddhismus als auch der Hinduismus ihren Ursprung in Indien haben, einem Land mit einer langen Geschichte des Umweltschutzes.

Auch teilen sie den Glauben an Mitgefühl und Ahimsa (Gewaltlosigkeit), weshalb sowohl der Buddhismus als auch der Hinduismus traditionell pazifistische Religionen sind.

Außerdem betonen beide Religionen die Bedeutung von moralischem Verhalten, Ehrlichkeit und Selbstbeherrschung.

Welche Religion ist die richtige für dich?

Es gibt keine einfache Antwort auf diese Frage und unserer Meinung nach solltest du sie für dich selbst finden. Und deshalb wollen wir auch nichts Bestimmtes sagen.

Um so mehr, weil wir uns in der Regel auf die philosophischen Aspekte des Buddhismus und Hinduismus konzentrieren und keine davon als Religion praktizieren.

Buddhismus und Hinduismus sind beides komplexe Religionen mit einer langen Geschichte. Wenn du mehr über den Buddhismus und den Hinduismus erfahren möchtest, empfehlen wir dir, dich mit den Institutionen beider Religionen in Verbindung zu setzen und dir die unten stehenden Quellen anzusehen.

Der Buddhismus kann jedoch mit anderen Religionen koexistieren und deshalb sagen viele Menschen, dass er leichter zu praktizieren ist als der Hinduismus. In dieser Hinsicht könnte man sagen, dass er die bessere Wahl für dich ist.

Wenn du auf der Suche nach mehr „snackgroßen“ Artikeln bist, die sich oft auf praktische Aspekte für das tägliche Leben konzentrieren, haben wir eine Menge Inhalte für dich. Hier ist ein kurzer Überblick:

Wie du mehr über jede Religion erfährst

Es gibt Informationen über den Hinduismus und den Buddhismus auf allen Medien, die du dir vorstellen kannst.  

Ob du lieber Bücher, Zeitschriften oder Artikel liest, Hörbücher anhörst oder Videos im Internet anschaust, du kannst viele hilfreiche Informationen über beide Religionen finden. 

Hier sind einige Bücher, die du vielleicht lesen möchtest:

– Der Buddhismus-Leitfaden: Eine einfache Einführung in die buddhistischen Lehren, Geschichte und Praxis von Jay Garfield

– Hinduismus für Einsteiger: Eine umfassende Einführung in die älteste Religion der Welt von Swami Bhaskarananda

– Buddhismus: Eine sehr kurze Einführung von Damien Keown

– Hinduismus: Eine sehr kurze Einführung von Kim Knott

– Das Herz des Buddhismus: Die Praxis der Vier Edlen Wahrheiten von Thanissaro Bhikkhu

– Buddhismus ohne Glaubenssätze: Ein zeitgenössischer Leitfaden zum Erwachen von Stephen Batchelor

– The Essential Teachings of Ramana Maharshi: A Westerner’s Guide to the Heart of Hinduism von David Godman

– Buddhismus: Eine Einführung und Anleitung (Penguin Classics) von Christmas Humphreys

– Mit den Worten des Buddha: Eine Anthologie von Reden aus dem Pali-Kanon von Bhikkhu Bodhi 

Das war’s. Wir hoffen, dass dir dieser Artikel über Buddhismus und Hinduismus gefallen hat. Wenn du Fragen oder Kommentare hast, lass es uns bitte wissen. Danke fürs Lesen!

Wer und wie Buddha wirklich war erfährst du hier

Ähnliche Beiträge