Du trägst die Geschichte der Menschheit in dir

Was wenn wir nicht nur unsere eigene Geschichte mit uns herumtragen, sondern auch die unserer Urahnen, welche uns obendrein im Alltag beinflusst?

Was klingt, wie die Idee aus der berühmten Bücher und Spielereihe Assassins Creed, ist tatsächlich Gegenstand fester Bestandteil in Carl Gustav Jungs Theorie der analytischen Psychologie. Auch der Name des Super-Computers „Animus“ findet sich übrigens ebenfalls nicht per Zufall, sondern ist ein Tribut zu Ehren des berühmten Psychologen (was der Animus und sein Gegenstück Anima tatsächlich sind, werden wir in einem gesonderten Artikel anschauen).

Das folgende Zitat stammt von Carl Jung und wir werden es uns mit der Bedeutung auseinandersetzen:

„Der Mensch trägt immer seine ganze Geschichte und die Geschichte der Menschheit mit sich.“

– Carl G. Jung

Kurz vorab: Jung’s Theorien sind extrem komplex und können daher unmöglich ganz in diesem Artikel behandelt werden. Aber auch der kleine Teil, den wir uns anschauen werden, wird stark vereinfacht sein um den Rahmen nicht zu sprengen.

Die kürzeste Zusammenfassung ist für die Bedeutung dieses Zitats, ist die folgende:

Dieses Zitat bezieht sich auf Jung’s Theorie, dass jeder Mensch jeweils seine eigenen Erlebnisse in sich trage und von ihnen geprägt sei. Teils bewusst, teils unbewusst. Jedoch gäbe es auch eine Art kollektives Unbewusstsein, das allgemeingültige Eigenschaften in sich trägt, die im Laufe der Menschheitsgeschichte geprägt wurden.

Das Selbst ist also laut Carl Jung in drei Teile zu gliedern. Das Bewusste oder auch „Ich“, das für alle Teile unseres Selbst steht, die wir wahrnehmen; das persönliche Unbewusste, bestehend aus individuellen Teilen; die wir nicht wahrnehmen und letztlich das kollektive Unbewusste, aus Teilen die wir bei jedem Menschen vorhanden sind.

Das Thema des kollektiven Unbewusstsein ist hoch spannend. Schauen wir uns alle drei Teile genauer an, aus denen sich das Selbst zusammensetzt:

Carl Jungs Modell für die Psyche / das Selbst ist sehr komplex und Darstellungen daher auch. Ich habe daher eine sehr vereinfachte Darstellung erstellt, um dieses Thema besser zu visualisieren:

Da für dieses Zitat das kollektive Unbewusstsein das relevanteste, da es am abstraktesten ist. Zäumen wir das Pferd von hinten auf und beginnen mit diesem:

Was ist das kollektive Unbewusste?

Das kollektive Unbewusste ist laut Carl Gustav Jung eine gemeinsame Basis in der Psychologie des Menschen. In ihr seien unveränderliche Grundzüge eingebettet, die in jedem Menschen zum Vorschein kommen. Unabhängig davon wo oder unter welchen Umständen man aufwächst. Diese Eigenschaften sind uns einzelnen jedoch nicht bewusst.

Eine weitere Bezeichnung hierfür ist „Archetypischer Schatten“. Mit dem Schatten ist allgemein das Unbewusste gemeint und der Begriff Archetyp beschreibt generell primitive mentale Bilder, die von den frühesten menschlichen Vorfahren geerbt wurden.

Im kollektiven Unbewussten finden sich die menschlichen Instinkte und die sogenannten Archetypen (Figuren die sich in allen Kulturen finden: der Held, die Mutter, der Joker, usw.). Ob aber entsprechend die Archetypen für unsere Instinkte verantwortlich sind oder aber die Instinkte für die Archetypen, ist nicht genau dargelegt. In seinem Buch „Aspekte“ äußert sich Jung, dass er nicht wisse, welches das jeweils andere bedingt.

Zur Folge hat das kollektive Unbewusste beispielsweise die Tendenz, dass Menschen sich in Gruppen organisieren und typischerweise Macht- Hierarchien etablieren.

Was ist das persönliche Unbewusste?

Carl Gustav Jung beschreibt in seiner Theorie des Selbst auch, dass wir Eigenschaften haben, derer wir uns nicht gewahr sind, aber nicht Teil des kollektiven Unbewussten sind, da sie individuell durch eigene Erlebnisse entwickelt wurden.

Diese Eigenschaften sind oft auch als unser „persönlicher Schatten“ bezeichnet. Diese Eigenschaften sind in der Regel vom Selbst ignoriert oder unterdrückt. Brechen aber hin und wieder durch und beeinflussen/manipulieren uns.

Interessant ist hierbei, dass es sich um Eigenschaften handelt, die wahrhaftig unbewusst sind. Das heißt, dass wenn wir von einer eigenen Tendenz wissen, in seltenen Fällen unverhältnismäßig aggressiv zu reagieren, es sich nicht um einen echten Teil des persönlichen Unbewussten handelt.

Ein Beispiel kann hierfür sein, dass man dazu neigt Frauen in Watte zu packen, weil man eine überfürsorgliche Mutter hatte, deren Bevormundung einen unterbewusst verärgerte oder zumindest störte. Auch könnte es sein, dass aus dieser Situation in der Kindheit eine Neigung entsteht aggressiver gegenüber Frauen zu sein, da man ohne es zu merken, dass Bild seiner Mutter generell auf Frauen projiziert.

Was ist das Bewusste?

Das Bewusste, ist gemäß Jung, der Teil unseres Selbst, von dem wir wissen. So kann es zum Beispiel sein, dass du weißt, dass du Konflikten gerne aus dem Weg gehst oder oft sehr emotional reagierst. Dir sind diese entsprechenden Eigenschaften, die du hast, bekannt.

Der Grund für eine solche Scheu vor Konflikten könnte sein, dass man in der Kindheit körperliche Gewalt erlebt hatte, nachdem man versucht hatte sich in einem Streitgespräch zu behaupten.

Ein weiteres Exempel könnte sein, dass man oft emotional wird, weil einem die Eltern dies so vorlebten. Beispielsweise, wenn die Eltern nah am Wasser gebaut sind und du weißt, dass deine Tendenz zum Weinen daher stammt.

Eine solche Erinnerung, von der wir aktiv wissen ist als der Schlüssel, wie eine Eigenschaft Teil des Bewussten sein könnte.

So haben wir also alle Bestandteile, die wir verstehen müssen um die Bedeutung des Zitat nachvollziehen zu können.


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