Seneca über das tägliche Wachstum

Jeden Abend, bevor wir schlafen gehen, müssen wir uns fragen: welche Schwäche habe ich heute überwunden? Welche Tugend habe ich erworben?

– Lucius Annaeus Seneca

Es gibt eine Vielzahl von Zitaten und Sprüchen, die alle mehr oder weniger die gleiche Quintessenz haben: man solle sich nicht mit anderen vergleichen, beziehungsweise die einzige Person mit der man sich vergleichen sollte, ist mit seinem vergangenen Ich.

Seneca will uns mit seinem Zitat sagen, dass der Tag dann optimal genutzt wurde, wenn man an diesem ein kleines bisschen über sich selbst hinaus gewachsen ist. Wenn man sich seinen Ängsten gestellt hat, wenn man seinen Charakter ein bisschen in eine wünschenswerte Richtung geändert hat und soweit er.

Natürlich kann man nicht jeden Tag eine neue Schwäche überwinden oder eine neue Tugend erwerben. Allerdings kann man jeden Tag an sich arbeiten.

Wenn ich beispielsweise schon regelmäßig Sport mache, dann habe ich, wenn ich am heutigen Tag ebenfalls Sport mache, nicht die Tugend der Disziplin erlernt. Allerdings habe ich meine Disziplin aufrecht erhalten oder verbessert, da ich einen Tag länger am Sport dran geblieben bin als ich es bisher jemals habe.

Das Gleiche gilt für Schwächen. Bin ich beispielsweise ein Langschläfer und ich will daran arbeiten früher aufzustehen, dann macht das bis zu einem gewissen Punkt sinn. Stelle ich mir aber jeden Tag den Wecker 5 Minuten früher, dann macht das nach spätestens 24 Tagen keinen Sinn mehr, da man um 3 Uhr morgens aufsteht einfach nur um seine Schwäche zu überwinden.

Das Schöne an diesem Zitat ist, dass es eine praktische Gebrauchsanweisung mit sich bringt. Jeden Abend, bevor du schlafen gehst, frage dich welche Schwäche du heute überwunden hast, welche Tugend du erworben hast – oder zumindest an welcher du weiter gearbeitet oder festgehalten hast.

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