„Fülle dein Leben mit Farbe“ – Was Seneca damit meinte

Mit dem Leben ist es wie mit einem Theaterstück. Es kommt nicht darauf an, wie lang es ist, sondern wie bunt.

Lucius Annaeus Seneca

Wie bei vielen Dingen im Leben, kommt es auch beim Leben, an und für sich nicht auf die Länge oder Größe an. Sondern, wie aktiv und gut man es gestaltet. Der stoische Philosoph Seneca will uns mit diesem Zitat sagen, dass es wichtiger ist ein schönes und lebenswertes Leben zu führen, als ein ewiges.

Im Hinduismus nennt man die Welt, so wie wir sie wahrnehmen, Maya. Die materielle Welt die wir wahrnehmen – also Maya – kann auch als die große Illusion oder das große Spiel betrachtet werden. Allerdings ist sie auch nicht mehr als das, sprich, sie ist ein Spiel im Sinne eines Theaterspiels (Simon hat einen Talk von Alan Watts aufgearbeitet, der Maya ebenfalls thematisiert und erläutert, wieso wir das Leben nicht zu ernst nehmen sollten).

Wenn man diese hinduistische Anschauung also mit Seneca’s Zitat in Verbindung bringt, könnte man sagen, dass es wichtiger ist ein gutes Stück zu spielen, als ein langes.

Spielen wir nun zwei Szenarien durch:

Im ersten Szenario lebst du isoliert in einem Haus, das keine öffenbaren Fenster hat. Das Essen wird dir täglich durch eine Klappe in der Tür gebracht, es ist ein sehr nährstoffreicher grauer Brei, der kaum nach etwas schmeckt. Künstliches Licht imitiert, die Sonne ausreichend. Menschliche Kontakte meidest du komplett, aus Angst, dass du dir eine Krankheit einfangen könntest. Du bist in diesem Haus zwar sicher doch du bist nicht in der Lage wirklich neue Erfahrungen zu sammeln, neue Menschen kennenzulernen oder wirklich Abwechslung zu erleben.

Im zweiten Szenario lebst du, wie wir es kennen. Du gehst raus in die Natur, triffst dich mit Freunden und erlebst jeden Tag neue Dinge. Allerdings birgt dieser freie Lebensstil einige Risiken, schließlich könntest du beim Wandern in der Natur von einer Klippe stürzen. Es könnte auch passieren, dass du dir eine Krankheit einfängst, wenn du dich mit vielen Menschen triffst, allerdings ist dir das Risiko bewusst und du kannst abwägen wir wahrscheinlich es eintreffen kann.

Im ersten Beispiel ist es zwar wahrscheinlicher, dass du ein hohes Alter erlebst, allerdings ist der Preis dafür, dass dieses leben grau und langweilig sein wird. Du wirst kaum etwas erleben und jeder Tag wird dem vorherigen ähneln. Im zweiten Szenario ist die Wahrscheinlichkeit, dass du früher stirbst deutlich größer. Allerdings erlebst du jeden Tag etwas neues, du verlierst dich im Leben und bemalst es, in all den Farben in denen ein Leben bemalt werden sollte, du machst es bunt.

Ich hoffe diese doch sehr einfachen Beispiele veranschaulichen, dass es im Leben darauf ankommt zu leben und nicht zu überleben. Wer bloß lebt um zu überleben kann zwar auf ein längeres Leben hoffen, aber ist dieses wirklich lebenswerter als ein kurzes?

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