Ist Ikigai überbewertet? Punkte über die niemand redet
Das japanische Konzept Ikigai, hält seit einiger Zeit immer mehr Einzug, in unserer westlichen Welt.
Mir ist aber aufgefallen, dass wir westlichen Menschen, dieses Konzept zu – was wäre das richtige Wort, um das zu korrekt zu beschreiben – „plump“ importiert haben. Zu unreflektiert, beziehungsweise nicht ganzheitlich genug. Und das bringt Probleme mit sich.
Falls dir das Konzept noch nicht bekannt ist, hier die Schnellfassung, was Ikigai ist (aber keine Sorge, wir werden uns das gesamte Konzept noch im Detail ansehen):
Die Idee hinter Ikigai ist es, den Sinn im Leben zu finden. Diese liegt in der Schnittmenge, der folgenden vier Bereiche: Dinge, die man gut kann. Dinge, für die man bezahlt werden kann. Dinge, die der Welt einen Nutzen bringen. Dinge, die man liebt. Dort wo sich diese Bereiche überschneiden befindet sich der persönliche Ikigai.
Ich bin ein großer Fan von diesem Konzept und konnte ihm unglaublich viel abgewinnen, aber ich bin eben auch, auf das eine oder andere Problem, beziehungsweise, die ein oder andere Schwierigkeit und Herausforderung gestoßen.
Schauen wir uns als nächstes, die vier Bereiche (oder auch Aspekte), von Ikigai genauer an. Insbesondere einiger Tipps, wie du dein persönlichen Ikigai finden kannst. Und im Anschluss sehen wir uns noch die erwähnten Herausforderungen an, die uns im Westen oft davon abhalten unsere Erfüllung zu finden.
Wenn dir Ikigai bereits vertraut ist, kannst du selbstverständlich direkt nach unten durchscrollen.
Frei nach dem berühmten Begründer der Morita-Therapie und Naikan-Zen-Meister, Shoma Masatake Morita, sollten wir uns bewusst machen, was wir gerade tun sollten und was für Schritte dafür notwendig sind. Der Schlüssel unser Ikigai zu finden, ist es mutig genug zu sein, unserer Inneres zu betrachten.
Also lass uns genau das tun. 🙂
1. Dinge, die man liebt
Der Ikigai Aspekt „Was du liebst“ beschreibt Tätigkeiten, die dir viel Freude bereiten. Es kann gut sein, dass du mehrere solcher Tätigkeiten identifizieren kannst. Aber auch eine Einzige, ist mehr als genug um dein Ikigai zu finden. Du wirst im Artikel bemerken, dass du schon sehr nah dran bist ihn zu finden, oder ihn bereits gefunden hast.
Du hast keine Tätigkeit in deinem Leben, die du liebst? Wir werden eine finden. Und ich muss sagen: neue Dinge auszuprobieren kann viel Spaß machen und unfassbar bereichernd sein.
- Welche Tätigkeit gibt dir ein gutes Gefühl? Hast du etwas, durch dass du etwas wie Glück und Zufriedenheit spürst?
- Welche Tätigkeit empfindest du als wertvoll? Welche Tätigkeit bereichert deinen Alltag und ist ein Highlight für deinen Tag.
- Was machst du freiwillig? Zum Beispiel ohne Bezahlung oder anderen Nutzen.
Falls es dir schwerfällt, an etwas bestimmtes zu denken, kannst du dich an diesen Beispielen orientieren. Aber denke daran, dass es nur Beispiele sind und nicht das Maß aller Dinge – vielleicht findest du etwas komplett anderes:
- Gartenarbeit
- Kochen
- Malen
- Zeichnen
- Singen
- Vorlesen
- Kinder hüten
- Kreatives Schreiben
- Töpfern
- Arbeiten mit Holz, Stein, Metall, etc.
- Upcycling
- Basteln
- Comedy / Witze erzählen
- Sport
- Fotografie
- Mediendesign
- Organisieren (Events, Haushalt, etc.)
- Live Action Role Playing (LARP)
- Meditieren
- Reiten
- Tierpflege
Wenn du etwas identifiziert hast, dass du liebst, kennst du nun den ersten Aspekt und bist schon einen großen Schritt näher daran, deinen Ikigai zu finden:
2. Dinge, die man gut kann
Hiermit ist gemeint, man soll identifizieren in, welche Tätigkeit du dich besonders wohlfühlst und du besonders gut kannst.
Diese Art Tätigkeiten lassen sich meiner Erfahrung nach, in zwei Kategorien unterteilen:
- Erlernt (durch Schule, Beruf oder Hobby)
- Veranlagung (Dinge, die dir leicht fallen)
Auch wenn es keine bestimmte Reihenfolge gibt, in der man die vier Bereiche betrachten muss, ist dieser Bereich meist am einfachsten zu identifizieren.
Keine Sorge, falls das bei dir nicht der Fall sein sollte. Hier sind einige Fragen, die dir helfen können zu bemerken, was deine Talente sind?
- Was machst du viel? Vielleicht gibt es etwas, dass du regelmäßig und viel machst.
- Was machst du besser als andere? Vielleicht hast du etwas, in dem du besser bist als der Durchschnitt.
- In was hast du viel Zeit investiert? Zum Beispiel: Hobby, Ausbildung, Arbeit
- Was fällt dir leicht? Gibt es etwas, dass dich verhältnismäßig wenig Mühe kostet?
Im Zweifel kannst du dein Umfeld fragen, ob sie diese Fragen, über dich, beantworten können. Oft sehen die Leute die einem Nahe stehen, Dinge, die uns gar nicht auffallen.
Und denke daran: du musst nicht bereits ein Experte auf dem Gebiet sein. Es reicht auch wenn du dich für diese Tätigkeit begeisterst.
Die Mischung, aus dem, was du liebst und dem, was du gut kannst, ist übrigens deine Passion.
3. Dinge, die der Welt einen Nutzen bringen
Es ist etwas subjektiv, zu bestimmen, was die Welt braucht und jeder kann zu einem unterschiedlichen Ergebnis für eine gewisse Tätigkeit kommen. Aber da es um dein persönlichen Ikigai geht, ist nur deine persönliche Empfindung entscheidend.
Das Schöne an diesem Punkt ist, dass sich in den meisten Fällen das „Was du liebst“ relativ leicht auf das „Was die Welt braucht“ übertragen lässt.
Nehmen wir zum Beispiel das Kochen. Wenn du es liebst in der Küche deiner Kreativität freien Lauf zu lassen, und deine Gerichte mit feinen Gewürzen immer wieder neu zu entdecken, sie weiter und weiter zu verbessern und immer köstlichere Ergebnisse bekommst, die dir das Wasser im Mund zusammen laufen lassen, dann wäre eine Möglichkeit das Ernähren von dir selbst, auf andere auszuweiten.
Für andere zu Kochen kann diese Tätigkeit auf ein Ganz anderes Level der Erfüllung bringen. Es ist ein wahnsinnig gutes Gefühl andere zu versorgen. Besonders wenn man nach dem Essen, in die zufriedenen Gesichter seiner Gäste schaut.
Falls du dennoch ein paar Fragen brauchst, die dir helfen dich zu orientieren und einen Nutzen zu finden:
- Hättest du möglicherweise Freude daran, deine Fertigkeiten an andere weiterzugeben? Die Lehrer-Rolle kann sehr erfüllend sein (ist aber nicht für jeden etwas – und das ist auch okay so).
- Wie kann ich mich, durch meine Fertigkeiten, für meine Überzeugungen einsetzen? Du hast eine ethische Ansicht, die dir besonders wichtig ist? Dann kannst du die überlegen, wie du diese mit deiner Tätigkeit verfolgen kannst.
- Welche Probleme, kann und will ich angehen und welche Fertigkeiten kann ich dafür nutzen?
- Mit welche Kategorie ist meine Fähigkeit besonders kompatibel?
- gestalten
- bauen
- pflegen
- heilen
- erheitern
- verbinden
- lehren
- versorgen
- dienen
Mach dich nicht verrückt, wenn dir nicht gleich etwas einfällt. Manche Dinge brauchen Zeit. Sobald du einen Nutzen gefunden hast, kennst du jetzt den dritten Aspekt für dein Ikigai und kannst ihn näher verfolgen:
Wenn du übrigens etwas hast, das du liebst und die Welt braucht, aber dich nicht bezahlt und/oder du nicht gut kannst, ist das deine Mission. Du kannst diese entsprechend erweitern, indem du einen Weg findest, deine Fertigkeit langsam und stetig zu verbessern und/oder Möglichkeiten entdeckst, Geld zu verdienen. Letzteres schauen wir uns im folgenden Aspekt an:
4. Dinge, für die man bezahlt werden kann
Wenn dir deine Tätigkeit, nicht auch eine gewisse finanzielle Entlohnung gibt, wirst du ihr nicht vollständig nachgehen können und gemäß dem Konzept für Ikigai, nicht vollständige Erfüllung finden. Ich fände es äußerst schade, wenn du nicht so glücklich wärst, wie du sein könntest, nur weil die finanzielle Lage einen Stein in den Weg legt – und ich bin mir sicher du fändest das ebenfalls schade. Vermutlich stehst du aber genau an diesem Punkt. So wie die allermeisten Menschen auch.
Die Schnittmenge, von dem was du gut kannst und dem für was du bezahlt werden kannst, wird übrigens als Profession bezeichnet. Ein Zustand der okay ist, aber eben bei weitem nicht erfüllend.
Genauso verhält es sich übrigens auch für die Schnittmenge zwischen dem, für das du bezahlt werden kannst, und dem was die Welt braucht. Das Bezeichnet man als gemeinhin als Berufung.
Es ist daher elementar zu lernen, wie du Geld mit deiner Tätigkeit machen kannst. Die Möglichkeiten hierfür sind so vielfältig, wie die verschiedenen Tätigkeiten selbst. Und vielleicht hast du schon eine Ahnung oder sogar einen Plan, wie du Geld aus dem schöpfen kannst, was du liebst.
Falls du dir unsicher bist, wie du Geld mit deiner ausgesuchten Tätigkeit verdienen kannst, helfen dir vielleicht folgende Fragen:
- Gibt es Bedarf für meine Tätigkeit? Diese Frage ist vielleicht naheliegend, aber kann ohne tiefere Analyse schwer zu beantworten sein. Du kannst hierfür in Schichten vorgehen:
- Braucht jemand in meiner Gegend meine Tätigkeit? In meinem Land? Irgendwo sonst auf der Welt? Durch die Errungenschaft des Internet, musst du nicht mal vor Ort gehen um dort zu helfen. Falls es die Tätigkeit aber braucht, lässt sich aber auch das realisieren. Du kannst aber auch nach anderen Gesichtspunkten sondieren:
- Hat jemand in meinem Alter nutzen von meiner Tätigkeit? Wenn nicht:
- Wie sieht es mit Jüngeren oder Älteren aus?
- Wohlhabendere oder weniger Wohlhabendere?
- Kannst du deine Fertigkeiten für Kommunen zur Verfügung stellen, oder ehrenamtlich (und dich über ein Spenden-Netzwerk finanzieren)?
- Gibt es jemand der mit deiner Tätigkeit bereits Geld verdient? Einen Mentor oder zumindest ein Vorbild zu finden kann, dir enorm viel Ausprobieren und Mühe ersparen.
Wenn es jemanden gibt, an dem du dich orientieren kannst, dann möchte ich dir Mut machen, diese Person zu kontaktieren. Beispielsweise per E-Mail. Das ist unaufdringlich und kostet meist, weniger Überwindung.
Du könntest etwas schreiben, wie das:
Liebe(r) So und So,
Ich beobachte deine / Ihre Arbeit seit einer ganzen Weile mit viel Bewunderung.
Ich liebe es ebenfalls zu … und verbringe viel Zeit damit.
Mein Traum ist es, das zu meinem Beruf zu machen. So wie du / Sie. Leider habe ich keine Ahnung wie ich das anstellen kann. Ich habe mir schon XY und YZ überlegt, bin mir aber unschlüssig, ob das der richtige Ansatz ist.
Ich weiß du bist / Sie sind viel beschäftigt und ich würde verstehen, wenn du / Sie nicht die Zeit findest / finden, mir zu antworten, doch wäre ich dir / Ihnen unsäglich dankbar, für ein paar Zeilen.
Als Kompass auf meiner Reise sozusagen.
Besten Dank für deine / Ihre Zeit.
Mit freundlichen Grüßen
Du
Du wirst überrascht sein, wie viele Leute, sich tatsächlich die Zeit nehmen, auf solch eine kurze Mail eine Antwort zu verfassen. Und falls nicht, ist das auch nicht so schlimm. War ja kein großer Aufwand, oder?
Wenn du dich, oft genug mit deinem Thema befasst, wird dir irgendwann die Lösung in den Sinn kommen.
Dann hast du dir den vierten Aspekt erarbeitet und kannst anfangen ihn zu formen und voranzubringen:
Jetzt wo wir das Konzept, als Ganzes, kennen gelernt haben, schauen wir uns die erwähnten Missverständnisse und Schwierigkeiten an:
Ikigai ist keine Methode
Ein weiterer Punkt, der im Bezug auf Ikigai auffällt ist, dass meist von einer Methode gesprochen wird. Bestenfalls wird ignoriert, was Ikigai darüber hinaus noch ist und im schlechtesten Fall, wird es zurecht geschnitten, um es dem modernen Drang anzupassen, etwas zu tun und abhaken zu können.
Was auch immer der Hintergrund sein mag: es entsteht leider der Eindruck, dass es sich um ein Mittel zum Zweck handelt. Methode Anwenden. Ikigai identifizieren. Ergebnis erreicht. Nächste populäre Lifestyle Methode anschauen.
Das ist zwar eine zugegebenermaßen etwas drastische Darstellung, aber sie bleibt im Kern wahr.
Das Problematische daran ist, dass außeracht gelassen wird, dass Ikigai zwar seine Methodik hat, aber eben darüber hinaus geht und ein ganzheitliches Konzept ist, welches für einen Lebensstil sorgt der nicht mehr abgelegt werden sollte.
Das Identifizieren des Ikigai, macht nur den kleinsten Teil deiner Reise aus. Es ist lediglich der Einstieg. Alles was danach kommt, ist das was dir die tatsächliche Erfüllung bringen wird.
Das wird eigentlich klar, wenn man sich die Bedeutung des Wortes näher ansieht:
Iki = Leben
Gai = Wert
Es geht also darum, dem Leben einen Wert zu geben. Das impliziert, seinen Ikigai zu finden aber ihn auch für den Lauf das Leben bei sich zu behalten, ihn wachsen zu lassen und mit ihm zu wachsen.
Gut in etwas sein zu müssen
In den meisten Berichten über Ikigai, wird der erste Aspekt von Ikigai („Dinge, die du Gut kannst“), so ausgelegt, dass es eine Fertigkeit braucht, in der du bereits gut bist. Selbst Berichte, die das nicht explizit aussagen, vermitteln den Eindruck dennoch oft im Unterton.
Das ist Falsch und ein Problem, denn häufig schließen wir so Dinge aus, die unser Ikigai sein könnten. Einfach nur weil wir sie (noch) nicht beherrschen.
Ein integraler Bestandteil von Ikigai ist es jedoch, über die Dauer deines Lebens, deine Fertigkeiten immer weiter zu verbessern. Es spielt keine Rolle, ob du noch keine Ahnung von Gartenarbeit hast, oder nicht tanzen kannst. Viel wichtiger ist es, dass du gerne draußen bist, dich gerne um Dinge kümmerst, es liebst Dinge wachsen zu sehen und daher an dieser Fertigkeiten arbeiten möchtest. Das gilt auch für das Beispiel mit dem Tanzen: wenn du musikalisch bist und dich gerne bewegst, hast du eigentlich alles was du brauchst um mit dem Tanzen zu beginnen.
Je höher jedoch dein Fertigkeiten-Level ist, desto schneller und besser, kannst du die Aspekte „Dinge, für die man bezahlt werden kann“ und „Dinge, die der Welt einen nutzen bringen“ auf ein entsprechendes Level bringen.
Zeit für den eigenen Ikigai finden
Auch diesen Punkt werden wir ausführlich besprechen, da er uns im Westen oft größte Probleme bereiten kann. Obwohl dieser Punkt heutzutage eigentlich der einfachste ist. Zumindest theoretisch.
Wie meine ich das?
Nun. Wir leben in einer Welt, in der man, mit nahezu allem Geld verdienen kann. Klingt etwas zu theoretisch, ich weiß. Aber tatsächlich gab es noch nie so viele Möglichkeiten Jobs zu formen.
Beispielsweise war es noch vor wenigen Jahren undenkbar, seinen Lebensunterhalt mit dem Spielen von Videospielen zu bestreiten (ganz davon zu schweigen, dabei Tausende Zuschauer in zu begeistern).
Diese Tatsache macht es verhältnismäßig einfach, diesen Bereich des Ikigai abzudecken. Schön wenn etwas mal nicht allzu schwierig ist.
Das in dem du gut bist und das, für was du bezahlt werden kannst, ist deine Profession. Das ist übrigens der Punkt an dem wir uns häufig befinden.
Oft fehlt es uns aber in unseren Jobs and den beiden Aspekten „Was die Welt braucht“ und „Was du liebst“. Wenn du das Glück hast, dass dein aktueller Job Potential für diese Bereiche hat, kannst du anfangen darauf hinzuarbeiten.
Was aber, wenn man sich nicht, in einer solchen Situation befindet? Wie kommt man von seinem aktuellem Job, dazu eine Tätigkeit, so zu formen, dass sie Geld einbringt und so letztlich zum Ikigai wird?
Die naheliegendste Variante ist es, sein Ikigai zu Beginn in der Freizeit zu verfolgen und später dann, den Übergang zu bilden. Aber je nachdem, wie sehr du in deiner Freizeit bereits eingespannt bist (Familie, Freunde, Haushalt, etc.), kann die hierfür verfügbar Freizeit, recht beschränkt sein.
Wie hat man dann Zeit, seinen Ikigai zu finden?
Eine Strategie könnte sein, sich so zu positionieren, dass man sich vorerst nebenberuflich mit seiner gewünschten Tätigkeit widmet. Bis diese profitabel genug wird, den aktuellen Hauptberuf abzulösen. Du könntest zum Beispiel mit deinem aktuellen Beruf auf 80% reduzieren (oder auch 90%, falls dir damit wohler ist).
Das Problem ist nur: bei dem Gedanken daran, kann einem unbehaglich zu Mute werden. Ich jedenfalls kenne dieses Gefühl.
Das liegt vorallem daran, dass wir gesellschaftlich so geprägt sind, dass wir die Erwartungshaltung haben, unser Geld mit einem einzigen Job zu verdienen.
Das fühlt sich irgendwie vernünftig und richtig an.
Bei genauerem Überlegen, kann es aber eigentlich vernünftiger sein, Einkommen aus verschiedenen Quellen zu beziehen, damit ein Verlust einer Quelle leicht verkraftet werden kann.
Die folgende Metapher passt hier ausgezeichnet:
Natürlich ist dieses Vorgehen nicht immer, in allen Lebenslagen, so einfach umzusetzen, wie es die Theorie vermuten lässt. Doch solltest du, auf die ein oder andere Art und Weise Zeit schaffen, um deinem Ikigai zu folgen und letztlich mit ihm Geld verdienen zu können. Glaub mir: es ist es Wert.
Der Anspruch auf Außergewöhnlichkeit
Was der möglicherweise schwerwiegendste Fehler ist, denn man bei der Suche nach seinem Ikigai begehen kann, ist es, das im Westen weitverbreitete, Denken beizubehalten, dass jeder etwas Außergewöhnliches erreichen muss. Das steht im starken Kontrast mit der klassisch-japanischen Genügsamkeit und der Liebe zur Einfachheit.
Hiermit ist nicht gemeint, dass wir nicht etwas Großes erreichen können. Im Gegenteil. Es ist sogar relativ wahrscheinlich, dass wir durch das natürliche Erreichen unserer Höchstform, enorme Leistungen vollbringen werden. Vielmehr ist es so, dass die großen Errungenschaften aus unserem Ikigai erwachsen und nicht das eigentliche Ziel sein sollte, die wie unbehagliche Schatten im Hintergrund über unserer Suche nach Erfüllung stehen.
Außerdem wird der Traum von großem Reichtum obsolet, wenn wir schon in der Ausführung unserer Tätigkeit unser Glück finden.
Ein schönes Beispiel ist hierfür das Sushi-Restaurant in Sukiyabashi Jiro in Tokio, dass durch den Dokumentarfilm „Jiro dreams of Sushi“ internationale Bekanntheit erlangte und seither als bestes Sushi-Restaurant der Welt gilt.
Der Ikigai des Inhaber Jiro Ono, ist die Versorgung seiner Gäste mit dem bestmöglichen Sushi. Und genau aus diesem Grund, ist es für ihn nie notwendig geworden, mit seinem Restaurant-Konzept zu expandieren und es in eine Restaurant-Kette zu verwandeln. Stattdessen widmet er seine Energie, weiter der Zubereitung von Essen für die Gäste in seinem kleinen Restaurant mit 10 Sitzplätzen.
Das Erreichen des Ikigai
Die letzte Schwierigkeit, oder Hindernis, wenn man so mag, liegt darin, dass missverstanden wird, dass man nicht automatisch von seinem Ikigai erfüllt wird, unmittelbar wenn man die vier Aspekte identifiziert hat. Man muss sie auch noch in Einklang bringen. Das wiederum ist ein Prozess, der oft Zeit braucht. Und auch brauchen darf.
Es klingt vermutlich etwas abgedroschen, aber: der Weg ist das Ziel. Oder ist zumindest auch das Ziel.
Alle Phasen des Ikigai spielen ihre Rolle und sind wichtig:
- Etwas finden, dass alle vier Aspekte von Ikigai besitzt: „Worin du gut bist“, „Was du liebst“, „Was die Welt braucht“, und „Womit du Geld verdienen kannst“.
- Die vier Aspekte in Einklang bringen: es ist in Ordnung, wenn es lange dauert, bis du genügend Geld damit verdienst, was du liebst, oder bis du wirklich gut darin bist.
- Das weitere Praktizieren, deines Ikigai, sobald er sich gebildet hat: dieser Teil wird leicht fallen – es ist an diesem Punkt längst schon zur Gewohnheit geworden und letztlich tut man das, was einem Erfüllung bringt.
Wie bringt man die Aspekte des Ikigai in Einklang?
Um die Ikigai-Aspekte in Einklang zu bringen, ist es wichtige zu Reflektieren, wie die vier Aspekte aussehen, respektive wie sie gewichtet sind. Durch das Bewusstsein, was die eigenen vier Aspekte sind, ist diese Beobachtung verhältnismäßig einfach.
Wenn man denn regelmäßig innehält und ehrlich mit sich ist.
Du kannst auch Familie, Freunde und Bekannte fragen, wie sie den ein oder anderen Aspekt einschätzen. Aber Vorsicht: ihre Meinung sollte nur ein Denkanstoß für dich sein und nicht das Maß aller Dinge, denn wie zuvor erwähnt, geht es um DEIN Ikigai. Und diesen kannst nur du bestimmen und fühlen.
Eine gute Methode zur Beurteilung, ist es dir die Aspekte, als das klassische Ikigai-Schaubild, mit den vier (idealerweise) überlappenden Kreisen, vorzustellen.
Aber dieses Mal gewichtest du die verschiedenen Aspekte. Je besser es um einen Bereich steht, desto größer stellst du ihn dir vor. Je schlechter, desto kleiner.
Das könnte zum Beispiel so aussehen:
Auf diese Art stellst du leicht fest, welche Bereiche mehr Aufmerksamkeit benötigen. Im obigen Beispiel, könntest du zum Beispiel überlegen, welche Maßnahmen du ergreifen kannst, um das „Was die Welt braucht“ mehr zu fokussieren. Das wirkt sich nicht selten auf den vierten Aspekt aus, und führt dazu, dass du auch mehr Geld verdienen kannst.
Du kannst den Aspekt „Womit du Geld verdienen kannst“ übrigens auch erhöhen, indem du deine Ausgaben senkst. Viele Leute beobachten dies automatisch, wenn sie ihren Ikigai gefunden haben. Der Grund ist gut nachvollziehbar: der Drang nach Materialismus ist oft ein Versuch uns Erfüllung zu verschaffen, indem wir Dinge kaufen. Wenn du aber bereits erfüllt bist, fallen diese Anschaffungen oft weg, oder werden zumindest weniger.
Weiter bedarf das Erreichen vom Ikigai, generell einen gewissen Einsatz, den man wie folgt beschreiben kann:
Tamashiro hat diese Gleichung in seinem Ted Talk vorgestellt. Sie bedeutet, dass man den Ikigai findet, wenn man diesem seine überschüssige Zeit widmet, seine Begabung für die Tätigkeit einsetzt und die Belohnungen (z.B. Fortschritt deiner Fähigkeiten), die du durch diesen Einsatz erhältst und wieder reinvestierst.
Mit dem entsprechenden Einsatz wirst du ihn erreichen: deinen persönlichen Ikigai – daran habe ich keinen Zweifel.
Die Vorteile von Ikigai liegen zum Großteil auf der Hand: Zufriedenheit, ein Gefühl von Glück und Wertschätzung.
Aber es gibt auch einen weniger auffälligen aber beachtlichen, positiven Effekt. Ich rede von der verjüngenden… oder besser gesagt jung-haltenden Wirkung, den Ikigai mit sich bringt.
Erreicht wird das dadurch, dass man in seinem Ikigai, häufig in den Zustand des Flow gerät und dieser wiederum darauf basiert, dass die erreichte Zone, zwischen Über- und Unterforderung, für einen mentalen Stimulus sorgt. Ein solcher ist, laut den Autoren Shlomo Breznitz und Collins Hemingway im Buch „Maximum Brainpower“, entscheidend dafür, dem geistigen Verfall vorzubeugen.
Falls du den Flow State öfter oder generell erreichen möchtest, empfehle ich dir Lukas‘ Artikel, der genau darauf eingeht.
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