Alan Watts: wer und wie war er wirklich?

Alan Watts ist in den Augen vieler der bedeutendste Philosoph des 20. Jahrhundert. Er brachte verschiedene Philosophien aus dem fernen Osten in die westliche Welt. Durch seine Sprachgewandtheit schaffte er es, diese Philosophien für jedermann verständlich zu erklären.

Doch wer war Alan Watts wirklich? Wie wurde er der, der er war? In diesem Beitrag werden wir Alan Watts und sein Leben genauer unter die Lupe nehmen.

Alan Watts jüngere Jahre

Alan Watts wurde am 6. Januar 1915 in Chislehurst, Kent, in England geboren. Schon in jungen Jahren interessierte er sich für chinesische Märchengeschichten. Obwohl Alan Watts christlich aufgewachsen ist, fand er schon relativ früh für sich heraus, dass die christliche Weltanschauung nichts für ihn war. Zu hart, kalt und engstirnig erschien ihm die christliche Art des Denkens. Alan Watts fand, dass das Christentum eine schlechte Arbeit darin machte, die grundlegenden Fragen des Lebens zu beantworten. Allzu oft gab die Bibel nur laienhafte Erklärungen, weshalb die Welt so ist, wie sie ist, oder was der Sinn des Lebens ist.

Vielmehr erklärt die Bibel das meiste anhand von Geschichte oder, je nach Testament, mit einer tyrannischen Gottesfigur oder einer allliebenden Gottheit, die in beiden Fällen aber alles kontrolliert. Für Watts war das keine genügende Erklärung, weshalb er sich immer mehr mit den östlichen Philosophien beschäftigte. Zuerst befasste er sich verstärkt mit dem Buddhismus. Was Alan Watts am Buddhismus so faszinierte, war, dass es keine omnipotente Gottheit gibt, sondern ein universelles Bewusstsein, das alles miteinander verbindet. Eine einzige Energie im Universum, die niemandem unterliegt. Alles was existiert, ist nur ein Ausdruck des großen „Spiels“ des Universums. Alan Watts sah diese Weltanschauung als deutlich praktischer und menschlicher, weshalb er sich dazu entschied, östliche Philosophien zu studieren.

Alan Watts spätere Jahre

Mit 24 Jahren wanderte Alan Watts dann aus dem Londoner Umland nach Amerika aus. Er studierte am Seabury Western Theological Seminary Theologie, wo er auch seinen Master machte. Danach arbeitete er fünf Jahre lang bei der US-Episkopalkirche als Priester. Dieses Amt musste er dann allerdings 1950 niederlegen, da eine Affäre seine Ehe beendete und er das Amt nicht länger ausüben konnte.

1951 zog Alan Watts nach San Francisco, Kalifornien. Hier lehrte er einige Jahre an der American Academy of Asian Studies. Später legte er allerdings auch dieses Amt nieder und war nun als Professor und Dozent an verschiedenen Universitäten tätig. Die wohl bekannteste hiervon dürfte die Harvard University sein.

Seinen Durchbruch als Schriftsteller hatte er mit dem Buch „The Way of Zen“, welches ein Bestseller wurde und ihn International bekannt machte. Ab 1958 tourte Watts durch Europa, wo er viele sehr gebildete Menschen traf, unter anderem Carl Gustav Jung, den Begründer der analytischen Psychologie.

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Hier ist meine Ausgabe von „The Way of Zen“, welche ich auf einer Reise in Thailand gekauft habe

In seinem späteren Leben experimentierte Watts verstärkt mit psychedelischen Drogen. Seine Meinung zu ihnen war, dass sie als Werkzeug gut zu gebrauchen seien, man allerdings aufhören solle, sie zu nutzen, sobald man die „Nachricht“ verstanden habe. Schließlich legt man ja auch das Telefon auf, wenn man die Nachricht erhalten hat und Biologen kleben nicht den ganzen Tag an ihrem Mikroskop, sondern dokumentieren das Beobachtete auch.

Im Jahre 1973 verstarb Alan Watts mit 58 Jahren in seinem Haus in Druid Heights am Mount Tamalpais, Kalifornien.

Alan Watts über das „Erwachen“

Als das Erwachen bezeichnete Watts das Ereignis, in welchem man bemerkt, dass man nicht in die Welt hinein geboren wurde, sondern aus ihr heraus. Dieses Verständnis führt, dann zur Erkenntnis, dass wir kein Fremdkörper in eben dieser Welt sind, sondern ein Teil von ihr. Das wir kein kleines unbedeutendes Etwas sind, das sich seinen Weg durch die Existenz kämpfen muss, sondern, dass wir das Leben als Erfahrung sehen sollen. Eine Erfahrung die man genießen, mit der man spielen sollte.

Wir als Menschen seien kein abgetrenntes Etwas, dass der Willkür des Universums ausgesetzt ist. Vielmehr sind wir das Universum, dass sich vor sich selbst versteckt und sich selbst betrachtet. Wie das Auge einer Schnecke, dass aus sich selbst herauskommt und sich selbst beobachten kann.

Die Erkenntnis ist, dass man nicht einfach nur irgend eine zufällige Laune der Schöpfung ist, sondern das immer fortwährende Spiel der Existenz als Ganzes. Alan Watts sagte einst, dass wir das Universum sind, dass sich durch ein Nadelöhr selbst betrachtet. Sprich, das wir nur einen kleinen Teil der Existenz betrachten können, aber, dass wenn wir nicht da wären, niemand diesen Teil der Existenz sehen könnte.

Die meisten dieser Ansichten hatte Alan Watts aus dem Hinduismus und dem Zen-Buddhismus bezogen.

Aus dem Hinduismus hatte er die Lehre des Brahman. Brahman ist die absolute Realität, alles was es je geben wird, das große Ganze. Allerdings wird Brahman von Maya (der großen Illusion) verborgen. Die Illusion ist, dass wir uns getrennt von der Welt und dem Universum sehen, obwohl wir ein Ausdruck von ihr sind.

Aus dem Zen-Buddhismus hatte Watts die östlichen Philosophien der Dualität: nichts in der Welt ist so schwarz oder weiß, wie man es von Anfang an denken würde. Die Welt lässt sich nicht so einfach, in Gut oder Böse unterteilen. Ein gutes Beispiel hierfür bietet die Geschichte des chinesischen Farmers, welche ich schon einmal behandelt habe. Vieles was im ersten Moment gut erscheint, kann einem später großes Leid zufügen, wie beispielsweise jemanden Neues kennenzulernen und sich zu verlieben, nur um sich später in einem großen finalen Streit unter Schmerzen zu trennen. Es kann aber auch sein, dass Dinge die anfangs negativ erscheinen, später positive Auswirkungen haben. Hier könnte man eine Ernährungsumstellung oder Sport als Beispiel nehmen, die während des Ausübens nicht gerade zufriedenstellend sind, wenn man jedoch die Resultate sieht, glücklich machen können.

Alan Watts als umstrittene Person

Während eines Großteils seines Lebens rauchte Alan Watts. Auch ist bekannt, dass er zeitweise mit psychedelischen Drogen experimentierte und ein Alkoholproblem hatte. Auch war er, wie für seine Zeit untypisch, während seines Lebens mit drei Frauen verheiratet und hielt nicht allzuviel vom Prinzip der Monogamie.

Allerdings empfinde ich, dass ihn diese „Fehler“ noch menschlicher, beziehungsweise authentischer machen. Des weiteren machen seine persönlichen Präferenzen im Leben, seine Aussagen und Lehren nicht weniger wahr oder richtig. Ebenso glaube ich, dass Alan Watts mit seinem Leben mehr Menschen geholfen als geschadet hat.

Wenn dich Alan Watts näher interssiert oder du seine einfach verständliche Erklärungen für fernöstliche Philosophie suchst, haben wir einen Haufen Artikel über seine Lehren:

https://www.pinterest.de/pin/1045890713435701687/
Ach, wie viele gute Zitate ich nie wieder gefunden habe. Damit dir das nicht passiert: einfach pinnen 🙂

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