Alan Watts über die Vergangenheit: die Boot-Analogie
Auch wenn wir alle in der Gegenwart leben, denken wir oft das wir von der Vergangenheit angetrieben werden. Alan Watts hat genau das in seinem Talk „Living In The Present“ anhand einer Boot-Analogie behandelt.
Alan Watts möchten mit seiner Boot-Analogie aussagen, dass so wie ein Schiff nicht von seiner Heckwelle angetrieben wird, auch wir nicht von der Vergangenheit angetrieben werden. Oder vielmehr nicht angetrieben werden sollten, da dies stets nur ein Versuch ist die Erklärung im Jetzt zu verschieben. Wenn wir dies in unserem alltäglichen Denken beachten kann es so einigen Druck von unseren Schultern nehmen, und zu einem lockererem Leben führen.
Hier das Video, des gesamten Talks von Alan Watts zu diesem Thema. Ich empfehle es dir anzuschauen, bevor wir uns genauer damit beschäftigen, was er damit genau meinte (wenn du kein Englisch verstehst überspringe das Video einfach):
Wie im Video zu sehen war, sind es vier Abschnitte die Alan Watts behandelt. Diese habe ich in der exakt gleichen Reihenfolge, wie im Video aufgelistet.
Im ersten Teil vergleicht er das Leben eines Menschen, mit einem Schiff und seiner Heckwelle.
Im zweiten Teil geht er darauf ein, weshalb man mit der Vergangenheit, nur schwer Dinge im Jetzt erklären kann.
Im dritten Teil geht es darum, wieso wir überhaupt Sachen machen.
Im vierten und letzten Teil schneidet er das Thema an, wie man aus dem Kreislauf des Karma entkommt.
Manche Abschnitte sind mehr sinngemäß übersetzt, andere wie beispielsweise der Letzte ziemlich wörtlich. Doch lass dich davon nicht verwirren, als Leitfaden gibt es schließlich immer noch das Video oben.
Ähnlichkeiten zwischen dem Leben und einem Schiff
Der Verlauf der Zeit, ist wie der Kurs eines Schiffes im Ozean. Sehen wir uns ein Schiff von oben an, sehen wir, wie es hinter sich eine Heckwelle herzieht. Beobachten wir die Heckwelle etwas genauer, fällt uns auf, dass sie sich mit der Zeit in der übrigen Wasseroberfläche verliert. Sie erzählt uns wo das Schiff gewesen ist.
In genau der gleichen Art und Weise, wie unsere Vergangenheit und unsere Erinnerung an die Vergangenheit, erzählt, wo wir gewesen sind und was wir getan haben.
Gehen wir allerdings in der Vergangenheit zurück und zurück bis in die Urzeit. Dann können wir selbst mit Messinstrumenten und wissenschaftlichen Methoden, nur soweit in die Vergangenheit schauen, bis wir schlussendlich einen Punkt erreichen, an dem alle Aufzeichnungen verblassen – wie die Heckwelle des Schiffes.
Nun, das was man bei dieser Verbildlichung bedenken muss, ist das die Heckwelle nicht das Schiff antreibt, so wie der Schwanz nicht den Hund wedelt.
Dinge anhand der Vergangenheit erklären
Nehmen wir an, dass es ein neurotisches und schwieriges Kind gab und eine Denkschule (also eine intellektuelle Überzeugung), die der Meinung war, das man das Kind schlagen soll damit es sich ändert.
Andere wiederum haben gesagt, dass dies nicht fair dem Kind gegenüber sei, schließlich sei es die Schuld der Eltern. Welche das Kind nicht richtig erzogen haben. Also solle man sie bestrafen.
Aber nun sagen die Eltern: „Entschuldigung, aber unsere Eltern waren auch neurotisch und haben uns schlecht erzogen. Also wussten wir selber nicht was wir zu tun hatten.“
Da die Ureltern schon tot sind, wird es schwierig diese zu belangen.
Aber in jedem Fall, könnte man die gesamte Schuld bis zu Adam und Eva im Garten Eden zurückführen. Schließlich haben sie uns den Sündenfall gebracht und mit diesem ganzen Durcheinander angefangen. Aber selbst dann würde Eva sagen: „Nein, hier die Schlange, sie hat mich in Versuchung geführt die Frucht zu essen.“ und somit wäre es die Schuld der Schlange.
Wie wir wissen, hat Gott in der Entstehungsgeschichte (Genesis 3) Eva gefragt: „Hast du von dem Baum gegessen, von dem ich dir gebot, nicht von ihm zu essen?“
So antwortete Eva: „Oh, aber die Schlange hat mich in Versuchung geführt, und deshalb aß ich.“
Nun sah Gott die Schlange an und die Schlange machte keine Ausreden. Vermutlich hat sie ihm sogar zugezwinkert.
Denn die Schlange war ein Engel (des Bösen), und war schlau genug, um zu wissen, wann die Gegenwart beginnt.
Du kannst also gerne darauf bestehen, dass du von der Vergangenheit gesteuert wirst und ihr ausgeliefert bist.
Jeder hat das recht die Welt so zu sehen, wie er oder sie es will.
Die Tatsache ist allerdings, dass alles genau jetzt beginnt.
Wir mögen es allerdings, eine Verbindung mit der Vergangenheit herzustellen, denn es gibt anderen Leuten den Anschein von Rationalität.
Weshalb wir Dinge tun
Auf die Frage warum er diesen Vortrag halte, könne Alan Watts antworten, dass er seinen Lebensunterhalt auf diese Art verdiene. Oder das es um die Botschaft gehe, die er uns näherbringen wolle. Aber das ist nicht der Grund.
„Ich rede aus dem gleichen Grund, weshalb die Vögel singen und die Sterne scheinen:
Weil ich es mag.“
Warum ich es mag? Nun ich könnte weitermachen und alle möglichen Arten von Fragen beantworten, über menschliche Motivation und Psychologie. Aber die würden es auch nicht erklären.
Dinge anhand der Vergangenheit zu erklären ist in Wirklichkeit eine Verweigerung sie überhaupt zu erklären.
Alles was du damit machst ist die Erklärung aufzuschieben.
Du schiebst sie zurück und zurück und zurück und das erklärt Garnichts.
Was Dinge erklärt ist die Gegenwart.
Warum tust du es jetzt.
Nun, das ist aber auch ein bisschen gemogelt, weil es das „wieso“ ebenfalls nicht erklärt.
Wenn irgendetwas was jetzt passiert, so wie ein Geräusch aus der Stille kommt, kommt es aus dem nichts.
Wie ein Schluckauf.
Dies steht in Verbindung mit etwas, das ich in einer anderen Rede, über die Macht des Nichts, erklärt habe.
Alles Leben erscheint plötzlich aus der Leere BANG! Hier und jetzt.
Und wer jetzt fragt warum es passiert, fragt eine unnütze Frage.
Denn das Interessante ist nicht warum es passiert, sondern was passiert, nicht wieso es passiert.
Ich kann also sagen, ich mache dies jetzt, weil ich jenes vorher gemacht habe.
Und so erzeuge ich für dich einen kontinuierlichen Gedankengang, welchen ich aber eigentlich rückwärts erzeuge.
Ich beginne ihn immer vom Jetzt und verbinde ihn mit dem, was ich gemacht habe.
So dass du eine durchgängige Geschichte siehst.
Befreiung von Karma
„Sehe ich mich selbst, als das gesamte Gebiet der Geschehnisse. Sprich meine Innen- und Außenwelt, welche zusammen mein echtes Ich bilden; dann können all die Dinge, die mir widerfahren mein Handeln genannt werden.
Das ist die wahre Bedeutung von Karma.
Wollen wir unabhängig von Karma werden.
Frei davon eine Marionette der Vergangenheit zu sein, dann braucht es lediglich eine Änderung in deinem Denken.
Du musst lediglich das Denkmuster loswerden, in dem du dich selbst mit dem definierst, was dir bereits widerfahren ist und anstelle dessen, zu dem plausibleren und vernünftigeren Denkmuster wechselst, in dem du dich mit dem definierst was du jetzt tust.
Das ist die Befreiung von der absurden Situation, ein Hund zu sein der von seinem Schwanz gewackelt wird“ – statt einem Hund, der mit dem Schwanz wackelt.“
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