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Die Bedeutung hinter Zitaten: Aurelius über Stolz und Trauer

Wie ruhig und geerdet wärst du wohl, wenn du nicht von Stolz oder Trauer beeinflusst wärst? Seit Jahren beschäftigt mich diese Idee, die auch einen starken Schwerpunkt in der Schule der Stoiker bildet. Der Philosoph, römischer Feldherr und Kaiser Marc Aurel hielt eine Mahnung fest, die genau zu einem solchen beherschtem Umgang mit Gewinn und Verlust aufruft.

Dieses Zitat ist auch heute noch (immerhin mehr als 1900 Jahre später) noch immer bekannt und wir werden es uns heute genauer ansehen und die Hintergründe, die Bedeutung und den Nutzen ergründen:

„Was Du erhältst, nimm ohne Stolz an!

Was Du verlierst, gib ohne Trauer auf!“

Marcus Aurelius

Im Stoizismus dreht sich, so ziemlich alles um die Idee sich aus weltlicher Abhängigkeit zu lösen. Das schließt Besitztümer, gesellschaftliche Konzepte und auch zwischenmenschliche Beziehungen ein.

Das bedeutet nicht, dass diese Dinge schlecht und grundsetzlich abzulehnen sind. Vielmehr sollen wir sie eher nüchtern betrachten und uns bewusst sein, dass sie kommen und gehen.

Erläuterung: „Was Du erhältst, nimm ohne Stolz an!…“

Der erste Teil des Zitates zielt auf das menschliche Bedürfnis nach Anerkennung ab. Bringen wir Leistung nur, um vor anderen gut da stehen zu können, so ist, in der Philosophie der Stoiker, der wesentliche Sinn nicht erkannt worden. Vielmehr sollte man Leistung erbringen, um zu versuchen in der Sache selbst Erfüllung zu finden und nicht in der Selbstdarstellung (und einer gewöhnlich erwarteten möglichen Belohnung in Form von Anerkennung).

Es ist auch spannend, dass speziell vom Stolz und nicht von Freude die Rede ist. Nach kurzer Überlegung wird klar warum: ehrliche Freude, ohne Hochmut ehrbares und legitim ist.

In diesem Artikel gehe ich noch genauer auf Aurelius‘ Gedanken zum Thema Anerkennung ein, falls dich dieses Thema näher interessiert.

Erläuterung: „…Was Du verlierst, gib ohne Trauer auf!“

Der zweite Teil des Zitates zielt auf die menschliche Tendenz, sich an Dinge, Personen oder Umstände zu gewöhnen und zu binden. Das führt unweigerlich zu einer Abhängigkeit, die es Laut Marcus Aurelius‘ Zitat zu vermeiden oder zu lösen gilt.

Aurelius war zwar sehr priviligiert und man könnte leicht auf den Gedanken kommen, dass er nicht in der Poition ist jemanden zu sagen man solle Verluste nicht so schwer nehmen, aber man sollte nicht vergessen, dass sein Leben von Schicksalsschlägen gezeichnet war. So verlor der römische Kaiser nicht nur eines, sondern im Laufe seines Lebens mehrere Kinder.

Da Verlust meist durch äußere (extrinsische) Umstände verursacht wird, und in der stoischen Schule, der Marcus Aurelius angehörte, der Fokus aud das innere (intrinsische) Empfinden gelegt werden sollte, ist Trauer über Verlust – unabhängig seiner genauen Form – eine Granatie für ein Leben, das von Leid gezeichnet ist und die Erfüllung in weite Ferne rücken lässt.

Interessanter Fakt:
Das Wort Schule beschrieb übrigens in seiner ursprünglichen Bedeutung nicht identisch die Institution, die wir heute kennen.
Im alt-griechischen bedeutete das Wort schole so viel wie „Beschäftigung während der Muße, Erzeugnisse der Mußestunden, Vorträge, Vorlesungen, gelehrte Gespräche“

Auch hier sollte nochmals festgehalten werden, dass es nicht darum geht alles abzulehnen und sich zu isolieren. Es gab zwar Stoiker, denen die geselschaftlichen Normen misfielen (das bekannteste Beispiel ist wohl Diogenes von Sinope, der unter anderem auf Passante uriniert haben soll), aber war der Umgang mit Menschen und ein gewisses Maß an Besitz immer Gegenstand ihrer Leben.

Beide Teile des Zitats haben eine Gemeinsamkeit: Sie handeln beide von Mäßigung, einer der stoischen Haupttugenden. Durch Mäßigung solle gewährleistet werden, dass man mental und emotional im Gleichgewicht bleibt und weder zu negativ noch zu positiv gestimmt ist. Extreme Geisteszustände sind im Stoizismus als gefährlich betrachtet.

Der Nutzen für dich hinter diesem Zitat

Solltest du dir dieses Zitat zu Herzen nehmen und es schaffen deine Abhängigkeit von Dingen, Situationen und Menschen zu reduzieren und dir Bewusst zu machen, dass diese Dinge alle nicht von Dauer sind, sondern vergänglich, wird du einen extremen Unterschied in deiner Reaktion bei Verlust feststellen.

Ich bin zwar offen Gestanden nicht bei jedem Verlust ohne Trauer (z.B. wenn jemand geliebtes verstorben ist), aber in vielen Bereichen habe ich eine sehr profunde Akzeptanz. Das macht das Leben deutlich unbeschwerter, als ich es oft bei Mitmenschen beobachte.

Ebenso verhält es sich mit Stolz; weitestgehend bin ich ohne Stolz – was im Bezug auf unsere westliche Kultur sehr komisch und sogar negativ klingen kann, da der Begriff Stolz oft gleichgesetzt wird mit Rückrat haben. Das ist hier aber nicht gemeint. Vielmehr geht es, wie zuvor erläutert, seinen Leistungen und Besitztümern keinen Hochmut entwachsten zu lassen. Zum einen bist du so nicht von äußeren Umständen abängig und zum anderen auf den unausweichlichen Verlust aller Dinge vorbereitet.


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