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Alan Watts über Geld, das Leben und das spirituelle Erwachen

Alan Watts war nicht nur dafür bekannt fernöstliche Weltanschauungen für die westliche Welt zugänglich zu machen, sondern auch dafür Kritik an diversen Umständen unserer modernen Gesellschaft anzubringen. Dieser kurze aber eindrückliche Auszug aus einer seiner Reden tut beides.

Alan Watts erklärt die Abhängigkeit, in welche Gegensätze stehen, da sie nicht ohne einander existieren können. Im Vergleich dazu gäbe es aber Symbole und Worte, die zwar auch in einem Verhältnis miteinander stehen, aber es falsch sei, der tatsächlichen Sache weniger wert zuzusprechen- was wir Menschen aber oft täten.

Hier das Video, zu diesem Thema. Ich empfehle es dir anzuschauen, bevor wir uns genauer damit beschäftigen, was er damit genau meinte (wenn du kein Englisch verstehst überspringe das Video einfach):

Sinngemäße Übersetzung

Schauen wir uns nun auch den Monolog an. Ich habe mir erlaubt ihn mit einigen Kommentaren zu versehen um tiefere Bedeutungen und auch Bezüge etwas näher zu erläutern:

„Was hier passiert ist, ist, dass wir uns bewusst sind, dass wir in der Lage sind, die grundlegenden Vorgänge darzustellen. In einem System von Symbolen, wie z.B. Wörtern, wie z.B. Zahlen, bringst du sozusagen zwei Leben auf einmal zusammen. Das eine repräsentiert das andere. Die Symbole stehen für die Realität, das Geld für den Reichtum und wenn du nicht erkennst, dass das Symbol in Wirklichkeit zweitrangig ist, hat es nicht denselben Wert…

Alan Watt beschreibt hier Wechselwirkungen von abstrakten Konzepten und den Tatsachen, für die sie stehen. Er mahnt jedoch auch zur Vorsicht, da der Mensch die Tendenz hat, dem Sinnbild einer Sache mehr Wert zuzusprechen, als der eigentlichen Sache, wie mit folgendem Beispiel verdeutlicht wird:

Die Leute gehen in den Supermarkt und holen eine ganze Wagenladung mit Waren, die sie durchfahren, und dann macht der Verkäufer die Kasse zu und dieses lange Band kommt hoch. Und er sagt: «Dreißig Dollar, bitte.»

„Und alle sind deprimiert, weil sie Papier im Wert von dreißig Dollar verschenken. Aber sie haben einen ganzen Wagen voller Leckereien. Daran denken sie nicht. Sie denken, sie haben gerade dreißig Dollar verloren.

Aber du hast den wahren Reichtum im Wagen. Du hast dich nur von dem Papier getrennt. Denn das Papier wird in unserem System wertvoller als der Reichtum. Es stellt ein Machtpotenzial dar, während der Reichtum… du denkst: «Ach, das ist doch nur notwendig. Du musst ja auch essen.»

Nun, ich finde, das ist wirklich zum verwechseln.“

Watts hier auf den Umstand hin, dass unsere Gesellschaft mittlerweile, das abstrakte Konzept, welches Geld darstellt, höher einschätzt, als die Dinge, denen Geld eigentlich dienen sollte. Immerhin ist Geld schlicht ein Medium um Güter und Dienstleistung auszutauschen, ohne dass ein Interesse am angebotenen Gut des jeweils anderen notwendig ist. Aber das zentrale Objekt ist theoretisch immer das Gut an und für sich.

„So denn. Wenn du aus dieser Illusion erwachst und verstehst, dass Schwarz gleich Weiß ist, das Selbst gleich dem Anderen, das Leben gleich dem Tod oder soll ich sagen, der Tod gleich dem Leben, dann kannst du dich selbst spüren. Nicht als ein Fremder in der Welt. Nicht als etwas, das auf Bewährung hier ist. Nicht als etwas, das zufällig hierher gekommen ist, sondern du kannst anfangen, deine eigene Existenz als absolut grundlegend zu empfinden. Was du im Grunde tief, ganz tief drinnen bist, ist einfach der Stoff und die Struktur der Existenz selbst.“

Watts geht hier darauf ein, dass Dinge nur durch den Kontrast zu einem Gegenteil exisiteren können. Ohne fehlt der Kontext der eine Sache überhaupt ausmacht.

Lukas hat einen ausführlicheren Artikel zu diesem Thema geschrieben, in dem du mehr über die Abhängigkeit bestimmter Dinge erfährst – beispielsweise die Höhen und Tiefen des Lebens.

„Denn wenn du das Leben in der Annahme spielst, dass du eine hilflose kleine Marionette bist, die da hineingeraten ist, oder wenn du in der Annahme spielst, dass es eine furchtbar ernste Gefahr ist und dass wir wirklich etwas dagegen tun sollten und so weiter, dann ist das eine Qual.

Es hat keinen Sinn, weiterzuleben, wenn wir nicht davon ausgehen, dass die Situation des Lebens optimal ist. Dass wir uns wirklich und wahrhaftig im Zustand der totalen Glückseligkeit und Freude befinden.“

In vielen seiner Werke zeigt Watts auf, dass wir gewisse Umstände nur durch Annahmen und unsere eigene Perspektive interpretieren und, dass das praktisch in keinem Fall eine objektive Betrachtung der Wirklichkeit ist.

Ein weiteres bekanntes Beispiel von Watts ist in dieser Hinsicht, dass Holz nur auf uns bezogen hart ist. Im Vergleich zu Stahl oder Stein, ist es weich. Und Stahl und Stein sind wiederum hart im Vergleich zu Holz, nicht aber verglichen mit Diamant.

„Aber wir werden so tun, als ob wir es nicht wären. Nur so zum Spaß. Du spielst die Nicht-Glückseligkeit, um die Glückseligkeit zu erleben, und du kannst so weit in die Nicht-Glückseligkeit gehen, wie du willst. Und wenn du aufwachst, wird es großartig sein. Du kannst dir mit einem Hammer auf den Kopf hauen, weil es eine schöne Art ist, aufzuhören.

Und es macht dir klar, wie toll die Dinge sind, wenn du vergisst, dass es so ist. Und das ist genau wie mit Schwarz und Weiß. Du kennst Schwarz nicht, wenn du Weiß nicht kennst, und du kennst Weiß nicht, wenn du Schwarz nicht kennst. Das ist einfach grundlegend.“

Möglicherweise kommt dir bei dieser Passage das Yin-Yang Symbol in den Sinn, welches in der fernöstlichen Philosophie zwei sich ergänzende Kräfte darstellt, aus denen alles Leben besteht.

Watts macht an dieser Stelle nochmals deutlich, dass das eine ohne das andere nicht einhergehen kann, da es jeweils den Kontrast zum anderen braucht.

So, jetzt kommt das Drama:

Meine Metaphysik – um es ganz offen zu sagen – ist, dass es das zentrale Selbst gibt.

Du kannst es Gott nennen, du kannst es nennen, wie du willst. Und es ist jeder von uns, es spielt alle Rollen aller Wesen, egal wo und wie, und es spielt das Versteckspiel mit sich selbst, es verirrt sich, es verwickelt sich und erlebt Abenteuer im Wald, aber am Ende wacht es immer wieder auf und kommt zu sich selbst zurück. Und wenn du bereit bist aufzuwachen, wirst du aufwachen und wenn du nicht bereit bist, wirst du weiterhin so tun, als wärst du nur ein kleines, armes, kleines Ich.“

Hier gibt Watts seine Anschauung wieder, wie die Dinge sind, wobei „die Dinge“ hier für den Ursprung und den Sinn allen Seins stehen.

„Meine Metaphysik ist, dass es ein zentrales Selbst gibt […] und das sind wir alle […].“

– Alan Watts

Solche konkreteren Aussagen über Watts Anschauung sind eher selten zu finden. Für gewöhnlich gab er einfach wieder, was verschiedene philosophische Konzepte (Daoismus, Buddhismus, Hinduismus, etc.) aussagen, ohne darauf einzugehen, was er glaubte.

Und da ihr alle hier seid und euch mit dieser Art von Untersuchung beschäftigt und dieser Art von Vortrag zuhört, nehme ich an, dass ihr alle dabei seid, aufzuwachen. Oder ihr macht euch einen Spaß daraus, mit dem Aufwachen zu flirten, aber ihr meint es nicht ernst.

Aber ich nehme an, dass du es vielleicht nicht ernst meinst, sondern aufrichtig bist, dass du bereit bist, aufzuwachen.

Diesen Artikel möchte ich gerne ohne einen größeren abschließenden Kommentar stehen lassen. Mich hat gerade der Abschluss zum nachdenken gebracht: aus welchem der beiden Gründe höre ich Reden, wie diese?

Vielleicht brachte dich das auch zum grübeln. Falls ja: viel Spaß dabei 🙂

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