Chuang Tzu über die Nützlichkeit des Unnützen

Häufig definieren wir unseren Wert darüber, was wir für andere tun können. Dies liegt einerseits daran, dass es ziemlich schwierig sein kann andere zu enttäuschen, andererseits wird uns dies in unserer Leistungsgesellschaft von klein auf eingeredet – allerdings müssen wir nicht immer nützlich sein.

„Der Zimtbaum ist essbar: also wird er gefällt!
Der Lackbaum ist nützlich: man verstümmelt ihn.
Jeder Mensch weiß, wie nützlich es ist, nützlich zu sein.
Keiner scheint zu wissen
wie nützlich es ist, unnütz zu sein.“

Chuang Tzu

Chuang Tzu listet in diesem Zitat zwei Arten von Bäumen auf, die wegen ihrer Beschaffenheit vom Menschen ausgebeutet werden. Der Zimtbaum wird gefällt um aus ihm Zimt herzustellen, der Lackbaum wird immer wieder Angeritzt um das Harz zur Lackherstellung zu benutzen.

Es ist wichtig sich vor Augen zu halten, dass nicht jeder, der etwas von einem will, Böses von einem will, geschweige denn uns ausnutzen möchte. Man sollte aber nicht vergessen, dass je nützlicher wir für andere sind, wir umso weniger Zeit für uns selber haben. Es ist schließlich schwierig an zwei Orten zur gleichen Zeit zu sein. Wir können ja nicht etwas für jemand anderen und für uns etwas anderes gleichzeitig tun.

Auch wäre es gut, zu hinterfragen, weshalb man überhaupt ständig etwas tun muss. Wir leben in einer sehr schnelllebigen Welt, in der es verhöhnt wird Pausen zu nehmen und zu rasten. Am besten fängt man neben seiner Grundschullaufbahn noch mit Fußball oder Handball an, spielt ein oder mehrere Instrumente, hegt viele Freundschaften mit möglichst vielen Kindern. Wenn man dann später Arbeiten geht, sollte man nebenher etwas Ehrenamtliches machen, in einem Verein sein oder mehrere Projekte nebenher laufen haben. Dieses Phänomen das man ständig etwas tun muss, auf irgendeine Art und Weise beschäftigt sein muss, kann auf Dauer ziemlich erschöpfend sein.

Einmal Gepinnt, nie wieder vergessen!

Je mehr Talente oder Fähigkeiten wir besitzen umso wahrscheinlicher ist es, dass irgendjemand diese Fähigkeiten benötigt und somit unsere ohnehin schon limitierte Zeit auf diesem schönen Planeten in Anspruch nimmt. Natürlich wird im Normalfall diese Zeit, die wir aufwenden, in irgendeiner Form vergütet. Allerdings werden wir niemals wieder die Möglichkeit haben diese Vergütung gegen mehr Zeit einzutauschen.

Hieraus folgt logischerweise die Frage, was für einen persönlich mehr Wert hat: Güter oder die eigene Zeit. Diese Frage muss ein jeder für sich selbst beantworten, es ist eine dieser Fragen, die man weder pauschal noch objektiv beantworten kann.

Solltest du einer der Menschen sein, die ihre Zeit für wichtiger erachten als materielle Güter, dann kann dieses Zitat hoffentlich deine Augen ein bisschen öffnen.

Man kann davon ausgehen das Chuang Tzu mit dieser Aussage nicht meinte, das wir gar nichts mehr tun sollen und in Passivität erstarren. Er wollte wohl eher darauf aufmerksam machen, dass man nicht ständig etwas tun muss und es nützlich sein kann unnütz zu sein. Zumindest für uns selbst, für uns als Individuum kann es das sehr. Denn Jeder Mensch weiß, wie nützlich es ist, nützlich zu sein. Keiner scheint zu wissen wie nützlich es ist, unnütz zu sein.


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