Kant erklärt wie wir den ewigen Frieden erlangen
Während sich der junge oder der frühe Kant größtenteils mit philosophischen Themen der Aufklärung beschäftigte, war er in späteren Jahren unter anderem auch an der Politik interessiert. Wie in vielen anderen Dingen war er auch hier seiner Zeit um einiges voraus. Kants Meinung nach sollte jeder Mensch, egal wo er lebt, gewisse Rechte haben. Denn wenn ein Mensch schon mehr oder minder überall auf der Welt leben kann, so soll er auch, egal wo er lebt, ein gutes Leben führen können. Die wohl wichtigste Eigenschaft eines guten Lebens war laut Kant das Leben in Frieden, eine Eigenschaft, die heutzutage die meisten von uns genießen dürfen.
Doch um ein solches universelles Menschenrecht einzuführen brauchte es erst einmal eine Form der Weltregierung. Kant formulierte in seinem Werk “Zum ewigen Frieden” welche 1795 erschien, dass eine so einheitliche Weltregierung auf vier Arten entstehen könnte.
Möglichkeit 1: Kant war der Meinung, dass die wohl fairste und gerechteste Art der Regierung eine Demokratie sei. Aus diesem Grund nahm er an, dass wenn erst einmal alle Staaten auf der Welt Demokratien sind, diese dann im in Interesse ihre Völker, friedlich, miteinander verfahren. Was darauf hinausläuft, dass es einen weltweiten andauernden Frieden geben wird.
Möglichkeit 2: Alle existierenden Staaten bekriegen sich auf anarchistische Weise, bis einer oder mehrere Sieger dann den Frieden auf die anderen Staaten aufzwingen. Natürlich wird es in diesem Szenario eine Menge Unterdrückung geben, diese ist allerdings nicht zwangsläufig als Störer eines ewigen Friedens zu verstehen.
Möglichkeit 3: Dieser Ansatz ist unserer Meinung nach vor allem in der heutigen Zeit sehr interessant. Kant meinte, dass der ewige Frieden auch zu sichern sei, indem es einen komplexen Machtausgleich zwischen allen Staaten gebe. Dieser würde durch die Einbeziehung möglichst vieler nicht staatlicher Akteure funktionieren. Mit anderen Worten, dass nicht nur die Staaten, sondern auch individuelle Organisationen mitzureden haben. Weshalb dieses Beispiel heute besonders zutreffend ist lässt sich am Neo-Feudalismus, Neokorporatismus oder auch der Geldaristokratie sehen. Denn es ist längst klar, dass es Unternehmen, oder wie Kant sie nennt nicht-staatliche Akteure gibt, welche mehr zu sagen haben als einige Staaten.
Möglichkeit 4: In dieser letzten Möglichkeit würde der Frieden durch einen Weltstaat oder eine Weltrepublik entstehen. Während wie bei der ersten Möglichkeit die selbstständigen Demokratien miteinander agieren, würden sich hier einige demokratische Staaten zusammenschließen und eine einheitliche Weltregierung bilden. Kant war übrigens auch der Meinung, dass Demokratien sich gegenseitig anziehen, wie Magneten, und so zusammenfinden. Wie diese Weltregierung sich dann genau bildet, geht aus seinem Werk nicht hervor. Wir könnten allerdings aus heutiger Sicht davon ausgehen, dass es wie in Deutschland mit Bundestag und Bundesrat geregelt ist. Beispielsweise könnte so jedes Land beziehungsweise jeder Staat seine direkte Regierung wählen. Diese schickt dann einige Abgeordnete in die Weltregierung.
Kant war der Überzeugung, dass der ewige Frieden auf eine dieser Arten erreicht werden kann. Besonders mit der Idee eines Weltbürgertums war er seiner Zeit wie in einigen anderen Punkten seiner Zeit voraus. Vor allem aus heutiger Sicht ist es spannend zu sehen welche Institutionen sich mit der Zeit entwickelt haben und in welcher Hinsicht sie einer der vier Möglichkeiten ähnelt. Nachdem wir uns mit dieser Thematik auseinander gesetzt haben sehen wir manche Zusammenschlüsse von Ländern mit anderen Augen. Denn nicht nur die Vereinten Nationen, sondern auch die Europäische Union und die NATO zeigen, dass Kant nicht nur von der Philosophie sondern auch von der Politik einiges verstand.