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Schopenhauer: Die Aufgabe der Kunst

Für Arthur Schopenhauer gab es zwei Welten. Die eine, welche wir als Individuen erfahren und die Welt, wie sie ohne den Filter der menschlichen Erfahrung existiert. Hier fällt zu Anfang natürlich auf, dass wir als Menschen, egal wie sehr wir es auch probieren, unmöglich die Welt, wie sie wirklich existiert, erfahren können.

Da Schopenhauer bekanntermaßen Idealist war, ist es wenig verwunderlich, dass er der Meinung war, dass beispielsweise alle Katzen dem Ideal der Katze unterliegen und somit als Katze gesehen werden, das Gleiche gilt ebenfalls für alle Stühle oder alle Menschen. Allen Dingen ist das Ideal eines gewissen Dinges vorausgesetzt.

»Mit einem Kunstwerk muß man sich verhalten wie mit einem großen Herrn: Sich davor hinstellen und warten, daß es einem etwas sage.«  

– Arthur Schopenhauer

In der Kunst wird häufig allerdings das Ideal abgebildet, oder zumindest eine Form des Ideals, und dies zumindest nur in guter Kunst. Aus diesem Grund war Schopenhauer der Meinung, dass wir als Menschen, wenn wir ein Kunstwerk betrachten, einen Einblick in die Welt erhalten, wie sie ist ohne die persönliche Wahrnehmung.

Das mag nicht nur zu anfangs verwirrend klingen, sondern ist tatsächlich auch ein großer Kritikpunkt an Schopenhauers Philosophie. Denn wie sollten wir als Menschen objektiv ein Kunstwerk sehen, schließlich sehen wir es ja durch unsere Augen und gleichen es mit unseren Erfahrungen ab. Sollte also selbst das perfekte Ideal abgebildet sein, so sehen wir es nicht als das Ideal, sondern als das Ideal mit unserer subjektiven Erfahrung.

Allerdings war Schopenhauer nicht der Einzige, der der Meinung war, dass Kunst genutzt werden kann, um uns Menschen Einblicke in die tatsächliche Existenz zu ermöglichen. Einer Erzählung zufolge soll Fyodor Dostojewski bei seiner Scheinhinrichtung in der Ferne eine Kirche gesehen haben. Als er später wiedergab, was ihm während diesen Minuten durch den Kopf ging, erklärte er, dass es die Schönheit sein wird, welche die Welt rettet. Denn laut Dostojewski war es diese Schönheit, die ihm in seinen vermeintlich letzten Minuten durch den Kopf ging. Sie war es, welche ihm selbst in dem düstersten aller Umstände ein Gefühl der Glücklichkeit gab.

Wir für unseren Teil können Dostojewskis Gedanken sehr gut nachvollziehen, denn auch wir finden, dass es die Schönheit ist, welche das Leben erst lebenswert macht. Was wer schön findet ist schwer zu sagen, schließlich kennt die Subjektivität keine Grenzen. Manch eine:r mag es Dinge blühen zu sehen, jemand anderes eine freies Wochenende und wieder jemand anderes eine gute Zeit mit Freunden. 

Schönheit ist nicht rein an das Optische gebunden. Viele Dinge können schön sein, ob Kunst, Freunde oder das Leben an sich. Jeder einzelne von uns wünscht sich ein schönes Leben, allerdings kann es schwierig sein die Schönheit zu finden, denn sie liegt häufig nicht dort wo man sie vermuten würde. Es liegt an uns, sie zu finden und ihr zuzuhören, was sie uns sagen will.

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