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Wissen, dass man nichts weiß – Sokrates erklärt

Sokrates gilt als Begründer der westlichen Philosophie. Auch wenn es keine Niederschriften von Ihm persönlich gibt findet er in vielen von Platons Schriften Erwähnung.

Eines der bekanntesten Zitate von Sokrates ist „Ich weiß, dass ich nichts weiß“. Damit meint Sokrates nicht, dass er absolut nichts weiß, er macht lediglich auf das Problem aufmerksam, dass je mehr wir wissen, uns desto mehr klar wird, wie wenig wir wissen. Jede Antwort, die wir auf eine unserer Fragen erhalten, führt nur zu weiteren Fragen. Jedes mal wenn etwas erklärt wird, muss man am Ende die Erklärung erklären.

„Ich weiß, dass ich nichts weiß.“

Sokrates

Um es etwas verständlicher auszudrücken, stellen wir uns kurz die einfache Frage: Wieso fallen Steine nach unten? Die Erklärung ist verhältnismäßig einfach: es liegt an der Schwerkraft. Was ist aber nun die Schwerkraft? Wirkt die Schwerkraft überall gleich? Gibt es Orte ohne Schwerkraft? Wie man schnell erkennen kann, führt die Antwort auf die ursprüngliche Frage zwar zu einer Erklärung, allerdings auch zu einem Haufen von neuen Fragen, auf die wir die Antwort nicht oder noch nicht kennen.

In der Psychologie gibt es den so genannten Dunning-Kruger Effekt. Dieser beschreibt, wie man als Anfänger auf einem Themengebiet dazu neigt, seine Kompetenz maßlos zu überschätzen. Mit fortschreitender Kenntnis kommt es dann typischerweise zur Ernüchterung und der Eindruck man wisse überhaupt gar nichts über das Thema – die eigene Kompetenz wird unterschätzt. Erst im späteren Stadium und entsprechend hoher Kompetenz wissen wir, was wir tatsächlich wissen und eben auch was wir nicht wissen. Simon hat in seinem Artikel Sind Philosophen verrückt? Woher diese Annahme stammt ebenfalls den Dunning-Kruger Effekt erwähnt um einen möglichen Grund zu erklären, wieso Philosophen oft als verrückt betrachtet werden.

Je mehr wir also wissen, desto mehr wissen wir, was wir noch nicht wissen. Mit seinem Zitat will Sokrates nicht aussagen, dass er nichts wusste – beziehungsweise, dass wir nichts wissen – sondern viel eher, dass je mehr man weiß, man eben desto mehr erkennt, dass es noch so viel mehr zu wissen gibt.

Nur jemand der seine eigene Kompetenz maßlos überschätzt, glaubt alles zu wissen. Allein durch die schiere Größe und Komplexität, die unser Universum mit sich bringt, ist es unmöglich auch nur im Ansatz alles zu wissen oder zu verstehen. Erst wenn wir uns eingestehen, dass wir kaum etwas wissen, sind wir in der Lage die Welt möglichst objektiv, wahrzunehmen. Wenn wir davon ausgehen, dass wir schon alles oder vieles wissen, ist es schwierig die Welt zu sehen, wie sie ist und nicht wie wir zu denken glauben, dass sie ist.

Falls du es schaffst, dir über deine Wissenslücken im Klaren zu werden hast du den meisten Menschen etwas voraus und die Chancen stehen gut, dass du bereits einen guten Kenntnisstand über ein gewisses Thema erlangt hast.


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