Was genau ist Kognitive Dissonanz

Im Idealfall handeln wir gemäß unserer Überzeugungen, aber auch wenn das eigentlich selbstverständlich klingt, halten wir uns nicht immer daran. Dir fallen vermutlich selbst einige Beispiele ein, bei denen das so ist. Bei mir ist das wohl heftigste Beispiel, dass ich 14 Jahre lang geraucht habe – obwohl ich (wie die meisten Raucher:innen) wusste, dass es extrem schädlich ist. Die Frage ist also wieso das so ist. Aber zuvor schauen wir uns dieses psychologische Phänomen etwas genauer an.

Was ist kognitive Dissonanz?

Kognitive Dissonanz ist ein psychologisches Phänomen, bei dem man einen Konflikt zwischen den eigenen Überzeugungen und Verhaltensweisen erlebt. Dies führt oft zu psychischem Unbehagen, da man darum kämpft, diese widersprüchlichen Vorstellungen miteinander zu vereinbaren, um die kognitive Dissonanz zu verringern und zu einem Zustand des Gleichgewichts zurückzukehren.

Wie äußert sich kognitive Dissonanz?

Im Kern bewirkt die kognitive Dissonanz, dass Menschen unwohl wird, wenn sie ihren eigenen Überzeugungen oder Handlungen nicht folgen. Das kann sich auf verschiedenste Arten äußern. Bei Untersuchungen wurden sogar physische Auswirkungen nachvollzogen:

  • Allgemeines Unbehagen, das keine offensichtliche oder klare Ursache hat
  • Verwirrung
  • Stress
  • Angstgefühle

Je größer der Unterschied zwischen Überzeugung und Handeln, desto stärker fällt für gewöhnlich die Reaktion aus.

Umgang mit kognitiver Dissonanz

In beinahe allen Fällen gibt uns unser moralischer Kompass das korrekte Feedback, wenn wir etwas tun, dass nicht gut ist. Natürlich kann auch dieser falsch liegen, je nach dem ob wir in einer rücksichtslosen, hinterhältigen oder gar gewalttätigen Umgebung aufgewachsen sind. Aber meistens ist uns relativ klar, was okay ist und was nicht.

Aber der Umgang mit kognitiven Dissonanzen ist meistens ein eher unterbewusster Prozess, da wir uns über den Zustand oft gar nicht im Klaren sind. Die Folge ist, dass wir oft unsere Überzeugungen anpassen, statt unser Handeln.

Vermutlich hast du schonmal erlebt, dass du oder jemand anderes übermäßig defensiv reagiert hat oder sich weigerte, Fehler zuzugeben. Das ist eine Möglichkeit mit diesem psychologischen Phänomen umzugehen: man verdängt.

Eine andere Variante ist, dass Menschen Beweise, die ihren Überzeugungen widersprechen, einfach ignorieren, weil ihnen der Gedanke, sie zu ändern, unangenehm ist (z. B. wenn glaubt, dass der menschengemachte Klimawandel nicht real ist, obwohl die wissenschaftliche Beweislage erdrückend ist).

In manchen Fällen greifen sie sogar zu verzweifelten Maßnahmen, um Ungereimtheiten auszuräumen – zum Beispiel, indem sie versuchen, schlechte Entscheidungen mit Ausreden wie „Mein Onkel wurde 83 Jahre alt und hat jeden Tag eine Schachtel geraucht.“ zu rechtfertigen.

Ein klassisches Beispiel für kognitive Dissonanz gab es während des Kalten Krieges, als US-Politiker sich weigerten, Berichten Glauben zu schenken, in denen behauptet wurde, dass die sowjetischen Streitkräfte stärker seien als die amerikanischen, obwohl es eindeutige Beweise für das Gegenteil gab (was in Konflikten wie dem Vietnamkrieg zu katastrophalen Folgen führte). Ein anderes Beispiel kann man im Alltag beobachten, wenn Menschen Veränderungen ablehnen, auch wenn sie bessere Ergebnisse versprechen – zum Beispiel, wenn sie sich gegen den Wechsel von alten Technologien wie Disketten entscheiden, obwohl sie wissen, dass digitale Speicherlösungen eine bessere Effizienz und Mobilität bieten.

Fazit

Wir fassen zusammen: kognitive Dissonanz besteht dann, wenn Handeln und Überzeugungen nicht im Einklang sind. Es gibt drei Möglichkeiten zu reagieren:

  1. Wir passen unser Handeln an, um wieder mit unseren Überzeugungen konform zu gehen (z.B. wir hören mit dem Rauchen auf, weil wir wissen, dass es uns schadet).
  2. Wir fügen unserer Überzeugung etwas hinzu (z.B. „Ich rauche zwar, aber mache ja auch viel Sport und ernähre mich gut.“).
  3. Wir passen unsere Überzeugungen an, damit wir unser handeln nicht anpassen müssen (z.B. wenn Raucher:innen die Konsequenzen des Rauchens als gering oder nicht vorhanden abtun).

Wenn wir verstehen, wie kognitive Dissonanz funktioniert, können wir unser Handeln mit unseren Überzeugungen wieder in Einklang bringen. Denn das ist in den meisten Fällen das richtige – und meist schwierigere – das wir tun müssen. Natürlich gibt es aber auch Situationen in denen wir tatsächlich unsere Überzeugung und nicht unser Handeln anpassen sollten. Ein Beispiel wäre hier die Einführung der Gurtpflicht in den 70er Jahren. Die Leute waren reihenweise überzeugt, dass Sicherheitsgurte unnötig ist und sogar haltlose Behauptungen wie „Gurte töten mehr Leben als sie retten“ fassten Fuß (und bestehen teils sogar noch heute). Erst mit der Zeit hat der Großteil der Bevölkerung eingelenkt und anerkannt, dass Sicherheitsgurte tatsächlich eine gute Idee waren.

Wie sieht es bei dir aus? Hast du noch ein anderes Beispiel, dass wir noch nicht genannt haben? Schreib es uns gerne in die Kommentare.

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