Warum uns kleine Fehler sympatisch machen: Der Pratfall-Effekt

Als Barrack Obama für das Amt des Präsidenten kandidierte, gab er zu, im College Marihuana geraucht zu haben. Und entgegen der gängigen Erwartung, verlor er durch dieses Eingeständnis nicht an Rückhalt in der Wählerschaft. Im Gegenteil: die Sympathie gegenüber Obama nahm zu.

Das war ein Musterbeispiel für den Pratfall-Effekt.

Was ist der Pratfall-Effekt?

Der Pratfall-Effekt ist ein kognitives Phänomen, bei dem die Attraktivität oder Sympathie einer Person in den Augen anderer zunimmt, wenn sie einen Fehler macht. Dieser Effekt wurde erstmals 1966 von dem Sozialpsychologen Elliot Aronson entdeckt und wird seitdem als Erklärung dafür herangezogen, warum Menschen dazu neigen, Menschen, die „unvollkommen“ sind, attraktiver zu finden als diejenigen, die perfekt wirken.“

Wie funktioniert der Pratfall-Effekt?

Der Effekt funktioniert, indem er den Eindruck erweckt, dass jemand einen Fehler gemacht hat, aber trotzdem gelassen und bescheiden geblieben ist – was dazu führt, dass die Menschen glauben, dass die Person sich nicht zu sehr anstrengt oder gar arrogant wirkt.

Man kann es auch so sehen, dass wir Menschen von Natur aus dazu neigen, uns zu Unvollkommenheit hingezogen zu fühlen, weil wir uns dadurch besser mit der Person identifizieren können und uns eher auf die Person als auf ihre Leistungen konzentrieren.

Dies kann in zwei Arten von Reaktionen unterteilt werden – eine, bei der eine Person ihre Fehler anerkennt (was die Empathie erhöht) und eine andere, bei der sie ihre Fehler mit Humor oder Witz eingesteht (was ebenfalls die Sympathie erhöht).

Beide Ansätze tragen dazu bei, eine Atmosphäre des Wohlbefindens um sie herum zu schaffen, die es Menschen, die sie genau beobachten, ermöglicht, das zu schätzen, was sie einzigartig und unvollkommen macht, im Gegensatz zu allem anderen um sie herum, das makellos erscheint.

Beispiele für den Pratfall-Effekt

Ein Beispiel für den Pratfall-Effekt ist, wenn jemand, der normalerweise sehr selbstbewusst ist, vor einem Publikum über seine eigenen Füße stolpert – statt Gelächter oder Missbilligung zu ernten, empfinden die Menschen oft Mitleid mit ihm oder ihr, weil er oder sie eine Verletzlichkeit zeigt, die uns daran erinnert, wie menschlich wir alle im Grunde sind.

Ein anderes Beispiel wäre, wenn jemand eine Präsentation hält und sich bei einigen Worten versehentlich verplappert – anstatt dadurch an Glaubwürdigkeit zu verlieren, wecken diese Patzer aufgrund ihrer Einzigartigkeit oft mehr Interesse für das, worüber sie sprechen.

Vorteile und Risiken

Sich des „Pratfall-Effekts“ bewusst zu sein, kann in vielen verschiedenen Situationen von Vorteil sein, z. B. bei Reden in der Öffentlichkeit oder bei Interviews, denn er ermöglicht es, bei gelegentlichen Fehlern Selbstvertrauen zu zeigen und gleichzeitig bescheiden und glaubwürdig zu wirken.

Es ist jedoch auch zu beachten, dass das ständige Begehen von Fehlern dazu führen kann, dass manche Menschen mit der Zeit als unvorsichtig oder unverantwortlich angesehen werden.

Auch sollte vermieden werden, absichtlich Fehler zu begehen um Sympathie zu erhaschen. Diese künstlichen Patzer sind meist mehr als durchschaubar und obendrein moralisch fragwürdig.

Wie du siehst, ist es nicht notwendig perfekt und ohne Fehler zu sein. Im Gegenteil, es kann im eigenen Umfeld durchaus besser ankommen zu Fehlern zu stehen und sie mit Humor zu nehmen, anstatt sie zu verstecken oder zu dramatisieren.

Wie sieht es bei dir aus? Hast du noch weitere Beispiele für dieses psychologische Phänomen?

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