Wertschätzung üben – bewusstes Genießen erlernen
Wenn es dir ähnlich wie wie mir ergeht, wirst auch du oft damit zu kämpfen haben, nicht ständig an etwas zu denken das man noch erledigen muss. Oft scheint es so, als hätten unsere Tage zu wenig Zeit um all das zu erledigen, was auf unserem Terminkalender steht. Wir müssen noch diesen Brief beantworten, jenes Ding kaufen, diesen Behördengang sowie ein paar Sachen im Haushalt erledigen und das alles neben der Arbeit, welche normalerweise ohnehin schon die meiste Zeit in Anspruch nimmt.
Doch es ist wichtig, dass wir diesen ewigen Quell an Gedanken auch unterbinden können. Wie bei den meisten Dinge im Leben, gilt es auch diese Fähigkeit, erst einmal zu erlernen. Allerdings ist hierbei das Problem, dass wir, wenn wir anfangen wollen über etwas anderes nachzudenken, als an das was wir erledigen müssen, die Gedanken meist erst Recht um unsere Erledigungen kreisen. Es ist wie in dem berühmten Gedankenspiel, in dem es darum geht, nicht an einen pinken Elefanten zu denken. Und die Lösung ist ähnlich simpel wie beim Elefanten. Der Trick ist es nämlich nicht, zu versuchen die Gedanken an einen pinken Elefanten zu unterdrücken, sondern an etwas ganz anderes zu denken.
Anfangs mag dieser Trick mehr als nur banal klingen, doch er ist die Methode, welche mir am besten dünkt. Ich setze diese Methode in die Tat um, indem ich, wenn ich etwas sehe das ich schön, interessant oder spannend finde – oder einfach gesagt wenn etwas meine Neugierde weckt – kurz stehen bleibe und es etwas genauer betrachte. Auch das kann sehr einfach klingen, entpuppt sich beim Versuch aber möglicherweise als schwerer als gedacht. Schließlich hat man es meistens eilig und es gibt vieles was wichtiger als beispielsweisen das Beobachten einer Krähe, wie sie auf einer Stromleitung landet.
Doch wenn man sich erst einmal anfängt zu wundern, was man da genau beobachtet, so kann das Thema schnell deutlich interessanter werden, als es der erste Blick erahnen ließ.
Um bei dem Beispiel der Krähe zu bleiben: Die meisten Vögel können nicht allein wegen ihrem Gefieder fliegen. Sie sind zu dem sehr leicht, was sie wiederum ihren hohlen Knochen verdanken. Und wenn wir es schon von den Knochen haben: der Aufbau der Knochen in einem Vogelflügeln entspricht in etwa dem einer menschlichen Hand, nur das dieser über tausende Jahre der Evolution andere Proportionen angenommen hat. Nun haben wir aber nicht nur einen fliegenden Vogel beobachtet, sondern wie dieser Vogel präzise auf einer Stromleitung gelandet ist. Die Krähe war also in der Lage, den Wind und ihre eigene Position so zu ermitteln, das es ihr möglich war diese Landung zu meistern. Mühelos.
Natürlich gilt es dann aber auch zu beachten, dass die Stromleitung ein Meilenstein der Menschheitsgeschichte ist, denn ohne die Elektrifizierung der Städte vor etwa 130 Jahren sähe unser Leben ganz anders aus. Und nicht nur der Strom der durch die Leitung fließt ist erstaunlich. Denn das Kabel selbst stammt aus Metallen, welche aus dem Erdinneren gefördert wurden, und da vor Urzeiten während der Entstehung unseres Planeten eingelagert wurden.
Da ich vermutlich noch ewig über dieses Beispiel schreiben könnte werde ich an dieser Stelle aufhören. Doch denke ich, dass du seit dem Beginn der Schilderung nicht mehr an den pinken Elefanten gedacht hast und hoffe, dass ich dir anhand dieses Beispiels aufzeigen konnte, dass es sehr vieles gibt, was wir für alltäglich und normal halten, doch bei genauerer Betrachtung zum Staunen einlädt.
Übrigens sind das nur Dinge von denen ich weiß und welche mein Wundern anregen. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass es vermutlich noch deutlich mehr interessantes an Krähen gibt, als Knochen und Federn und an Kabeln mehr als die Orte wo die Ressourcen entnommen und sie hergestellt werden. Dieses „nicht-wissen“ hindert das Wundern jedoch nicht im geringsten, vielmehr verstärkt es dieses Gefühl um ein vielfaches. Was schon Sokrates vor Tausenden Jahren wusste: Zu wissen das unser Wissen sehr limitiert ist, ist ein unglaublich schöner Gedanke.
Versuche es dir also zu Erlauben, auch wenn du im Stress bist (oder besonders dann), einfach mal inne zu halten und die Welt um dich herum mit all ihren Wundern wertzuschätzen. Denn dieser neue Blickwinkel auf die Existenz und das Leben an sich ist ein wunderbares Werkzeug, um aus dem sonst alltäglichen Denkmuster herauszukommen.
Solltest du andere gute Tipps und Tricks haben, wie du es schaffst etwas wunder im Alltag und Ruhe in den Gedanken zu finden, dann teile diesen doch ganz einfach in den Kommentaren.