Disziplin ist eine Tugend – was steckt hinter dieser Floskel
Wer kennt das nicht: Man ist an einem Punkt im Leben, an dem man sich denkt, dass man schon deutlich weiter gekommen sein könnte. Man ist nicht so sportlich oder gebildet, wie man es genre wäre oder man einfach mental nicht dort, wo man es sich wünscht.
Das alles lässt sich natürlicherweise nur auf eine Person zurückverfolgen und das sind wir selbst. Weil wir das letzte halbe Jahr keinen Sport gemacht haben, sind wir nicht so fit. Weil wir nicht dieses oder jenes Buch gelesen haben sind wir nicht so gebildet, weil wir uns immer wieder einreden, dass wir nicht genug sind sind wir mental schwach.
Wir sind an unserer Situation also selbst Schuld und obwohl wir das wissen, fangen wir trotzdem meistens nicht an, etwas an unserer Lage zu ändern.
Disziplin ist der Schlüssel, um an das Leben zu kommen, dass wir für uns selbst als das beste Leben erachten. Der einzige Haken an der Sache ist, dass wir es uns verdienen müssen: Wir müssen die Komfortzone verlassen. Wir müssen das machen, was wir nicht wollen, um das zu kriegen, was wir möchten.
Warum Disziplin gut ist
In den seltensten Fällen erreichen wir die Ziele, die wir uns selbst gesetzt haben, ohne in irgendeiner Form unsere Wohlfühlzone zu verlassen.
Disziplin ist das was uns dabei hilft, unsere Ziele zu erreichen. Im übertriebenen Sinne ist es das Mindset, dass uns sagt „Entweder erreiche ich mein Ziel, oder ich komme auf dem Weg dahin um, denn alles ist besser als in meiner bisherigen Lage zu verweilen“.
Disziplin ist auch ein riesiges Bollwerk gegen Nihilismus. In unserem Universum gibt es kein direkten Sinn den es zu verfolgen gibt. Es gibt kein großes Ziel das es zu erreichen gibt. Es gibt kein omnipräsentes Ziel das man auf jeden einzelnen Mensch anwenden kann. Eine Art alles Leid der Existenz rechtfertigendes Dogma das man einfach aus der Existenz greifen und festnageln kann.
Jeder einzelne muss sich eine oder mehrere Bestimmungen selbst für sich formulieren. Die Disziplin diese selbst auferlegten Ziele zu verfolgen gibt uns die Kraft gegen die sonst endlos Sinnlosigkeit der Existenz zu bestehen.
Ja eines Tages wird alles Tot sein was ich jemals gekannt habe, nicht einmal der Planet auf dem wir leben wird in ein paar Millionen maximal ein paar Milliarden Jahren noch leben. Aber heute habe ich meinen Freunden etwas leckeres gekocht und sie haben es genossen. Ich habe mir selbst eine Sinnhaftigkeit erzeugt. Und durch die Disziplin mich in die Küche zu stellen und etwas zu kochen habe ich mir diese Sinnhaftigkeit gegeben.
Ziele setzen
Je wichtiger uns das Ziel ist, desto mehr Aufwand und Energie investieren wir in das gesamte Unterfangen. Das Leid und der Schmerz, den wir auf uns nehmen um das Ziel zu erreichen, stehen in einem direkten Verhältnis zueinander.
Nehmen wir an, man will ein paar Kilogramm weniger wiegen. Dies ist ein überschaubares Ziel. Das beste daran ist – obwohl das Ziel halbwegs klar definiert ist – dass das Erreichen dieses Ziels über mehrere Wege möglich ist.
- Man kann ein bisschen weniger essen, beziehungsweise gesünder essen.
- Man kann seine Workouts ausdehnen
- Man kann neben den Workouts noch anfangen Joggen gehen
Ohne Disziplin allerdings, wird aus der ganzen Geschichte nichts. Egal für welchen Weg wir uns entscheiden: um das Ziel zu erreichen, müssen wir etwas mehr leisten. Wir müssen ein kleines Stückchen weiter raus, aus unserer Komfortzone.
Und ich kenne das Gefühl wirklich sehr gut, dass man keinen Bock hat etwas zu machen – so wie du vermutlich auch. Bevor ich Joggen gehe, stehe ich in 95% der Fälle minutenlang im Zimmer und sage mir selbst, wie wenig Lust ich habe und ich ja auch andere Dinge zu tun habe. Erst nach einigen Minuten, kann ich mich dann selbst davon überzeugen, dass das nichts weiter als billige Ausreden sind und ich, wenn ich nicht Joggen gehe, nur sinnlos durch meinen Instagram-Feed scrollen würde.
Ich muss zu mir selbst ehrlich sein (zum Thema Ehrlichkeit habe ich bereits einen ausführlichen Beitrag geschrieben, diesen findest du hier) und die Ausreden erst als solche identifizieren, denn jeder weiß, dass gute Ausreden vom eigenen Gehirn oft für valide Gründe gehalten werden können.
Problematisch wird es, wenn wir uns keine klaren Ziele setzen.
Wir sagen uns, Tag ein Tag aus, dass wir…
- mal etwas mehr Sport treiben sollten
- uns um die Bewerbung kümmern sollten
- weniger Süßes essen sollten
- mehr raus in die Natur sollten
- wir weniger Bier trinken sollten
Das Problem ist nur, dass dies alles keine Ziele sind, sondern eher Vorsätze. Nichts an ihnen ist klar oder fest definiert. Wenn wir diese Vorsätze allerdings in Ziele umwandeln (die man durch das Befolgen von einfachen Regeln erreichen kann) haben wir einen großen Schritt in die richtige Richtung getan.
Klare Ziele für die obengenannten Vorsätze wären:
- 3 mal die Woche Sport machen
- Montag Motivationsschreiben schreiben, Mittwoch Lebenslauf anfertigen, …
- Die kommende Woche maximal drei Kekse pro Tag
- Jeden Tag mindestens 30 Minuten Spazieren gehen
- Unter der Woche keine Feierabendbiere mehr
Diese neuen und klar definierten Ziele sind deutlich leichter einzuhalten, da sie schon alles beinhalten, was wir tun müssen um sie zu erreichen. Weniger Süßes zu essen ist eine dehnbare Beschreibung, wenn ich nur eine 3/4 Schokoladentafel esse, dann ist das weniger als normalerweise. Allerdings wäre es auch weniger, wenn ich die ganze Tafel bis auf ein kleines Stück aufesse. Sage ich mir aber das ich höchstens drei Kekse am Tag esse, dann weiß ich womit ich arbeite und genau in welchem Rahmen ich mich bewegen darf. Ich kann sie mir beispielsweise Nachmittags zum Kaffee gönnen oder Abends, wenn ich mir meine Lieblingsserie anschaue.
Ohne Ziele passiert es schnell, dass man sich im Leben verirrt und nicht weiß wohin mit sich selbst. Ohne die Disziplin diese Ziele zu erreichen, empfinden wir uns selbst oft als zu schwach diese Ziele zu erreichen – dabei ist das Problem oft nur, dass wir uns Disziplin noch nicht zur Gewohnheit gemacht haben.
Wenn es dich interessiert wie man sein alltägliches Leben verbessert dann habe ich dir hier noch einen Artikel, in dem ich dieses Thema schon behandelt habe. Allerdings bin ich mir sicher, dass du mit den neuen Erkenntnissen zum Thema Disziplin und der selbst Optimierung bereits ein gutes Stück näher an deine Ziele und Träume herankommst.
Ausreden ignorieren
Wenn ich mal wieder keine Lust habe Joggen zu gehen, weil es draußen ein wenig regnet oder ich einfach zu faul bin, muss ich mir vor Augen halten, weshalb ich mir dieses Ziel überhaupt gesetzt habe.
Das vielleicht größte Problem an der Sache ist allerdings, wenn man anfängt Ausreden zu finden, welche die Sinnhaftigkeit des Ziels in Frage stellen. Beispielsweise, wenn ich mir sage, dass man überhaupt keine Ausdauer im Jahre 2021 braucht, da man nicht mehr hinter Wildtieren hinterher rennt und man eh überall motorisiert hinkommt. Da das Ziel also untergraben wird, ist die Motivation Joggen zu gehen und damit auch die Disziplin stark geschwächt.
Deshalb ist es sehr wichtig, dass man die Ausreden, die man sich erzählt, so gut es geht unterdrückt. Alternativ kann man sich auch selbst gut zureden, wieso es sehr wohl wichtig ist Joggen zu gehen.
Je häufiger man sich die Ausreden abkauft, die man sich selbst erzählt, umso leichterr glauben wir sie. Das klingt anfangs etwas demotivierend, allerdings ist es auch genau andersrum der Fall. Je häufiger wir trotz unserer ach so genialen Ausreden joggen gehen, desto leichter fällt es uns auch mit der Zeit.
Alles was wir tun beginnt irgendwo und der erste Schritt der schwerste. Je länger wir aber bei der Sache bleiben, desto leichter fällt sie uns Irgendwann.
Die Devise ist also dran bleiben koste es was es wolle. Auch wenn wir mal kein Bock haben trotzdem los zu gehen und das zu machen, was wir uns vorgenommen haben. Auch wenn das Wetter schlecht ist raus zu gehen und es Joggen zu gehen. Auch wenn wir zehn Gründe finden, wieso wir es nicht tun wollen, es dennoch tun.
Disziplin ist ein schmaler Weg von dem man leicht abkommt, es ist schwer ihm zu folgen. Allerdings ist es noch schwerer ihn ständig neu zu finden. Lieber geht man ihn etwas langsamer und kommt nicht von ihm ab, als in nach jedem zweiten Schritt neu finden zu müssen.
Sich selbst zu disziplinieren
Sich selbst zu disziplinieren heißt nicht anderes, als sein eigenes Ego zu kontrollieren. Die Stimme in seinem Kopf auszuschalten und einfach zu tun was man sich vorgenommen hat.
Was natürlich im Umkehrschluss heißt, dass wenn wir nicht unser Ego kontrollieren, kontrolliert unser Ego uns.
Es ist allerdings unmöglich sich einfach eine riesen Liste an Zielen zu setzen und zu erwarten, dass das Ego ohne jegliche Einwände nur durch genug Disziplin all das auf sich nimmt.
Es gilt mit dem Ego zu verhandeln, als wäre es ein Freund oder ein Angestellter.
Das kann wie folgt aussehen:
- Wenn ich jetzt Joggen gehe, gönne ich mir nachher ein Kaffee
- Wenn ich jetzt Sport mache, habe ich mir nachher ein Bierchen verdient
- Wenn ich jetzt am Blog schreibe, darf ich nachher sinnlos YouTube schauen
- Wenn ich heute mein Papierkram erledige, darf ich nachher entspannt in die Sauna
Man kann auch versuchen sich einen endlosen Berg an Zielen anzuhäufen. Allerdings gehe ich aus eigener Erfahrung davon aus, dass nach dem dritten oder vierten erreichten Ziel ohne Belohnung, dass sich das Ego querstellt und man den Resttag oder die Restwoche nur noch Serien schaut oder betäubt durch Instagram scrollt.
Es ist also wichtig dass man sich selbst gut kennt und versteht und weiß wie man mit sich zu verhandeln hat. Ohne gute Gründe, wirst du keine starke Disziplin ausbilden können und ohne starke Disziplin wirst du den Großteil deines Potentials im Verborgenen schlummern lassen, statt ein erfülltes Leben zu führen.
Dir hat der Artikel gefallen? Du kannst dich von uns über neue Artikel informieren lassen: