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Ehrlichkeit: eine Tugend (wieso Ehrlichkeit gut tut)

Vermutlich ist dir schon seit deiner Kindheit eingebläut worden, dass Ehrlichkeit wichtig und richtig ist. Und vermitlich spürst du auch, dass das stimmt. Wieso Ehrlichkeit dir aber tatsächlich gut tut, ist dir vielleicht noch nicht so richtig bewusst. Lass uns genau das genauer anschauen.

In aller Kürze gilt:

Ehrlich zu sein tut uns gut, da es dafür sorgt, dass wir uns selbst treu bleiben. Das wird in Psychologie Selbstkongruenz genannt. Aber Ehrlichkeit erfordert in den meisten Fällen auch weniger Aufwand, als eine Lüge und daher ist Ehrlichkeit tatsächlich meist weniger anstrengend.

Um das genauer zu verstehen braucht es jedoch etwas mehr Erläuterung.

In diesem Artikel werde ich verschiedene Aspekte zum Thema Ehrlichkeit behandeln. Zu Beginn behandle ich das Thema „Warum Ehrlichkeit wichtig ist“ und „Warum wir lügen“. Diese Zwei Themen beschäftigen sich im allgemeinen mit der Ehrlichkeit und der Lüge an und für sich.

Danach geht es weiter, wie man ehrlich zu anderen ist – sprich bekannten und entfernten Verwandten – und welche positiven Aspekte es mit sich bringt, ehrlich im Umgang mit ihnen zu sein.

Als nächstes schauen wir uns das Thema Ehrlichkeit an, im Bezug auf deinen engen Kreis – also mit guten Freunden und Familienangehörigen. Auch hier gibt es verschiedene Gründe warum es wichtig ist, ehrlich zu sein.

Zu guter Letzt habe ich mich dazu entschieden, darüber zu schreiben, ehrlich mit sich selbst zu sein. Ich persönlich finde diesen Punkt, den mit Abstand wichtigsten, denn wir verbringen die meiste Zeit im Leben mit uns selbst und hier ist es besonders entscheidend eine gesunde und ehrliche Beziehung zu führen.

Ein paar Freunde und ich mit Blick auf Los Angeles

Warum Ehrlichkeit wichtig ist

Wer ehrlich ist und so oft es geht die Wahrheit sagt, muss sich nicht erinnern, wem er welche Version einer Geschichte erzählt hat. Man kann auch weitestgehend ohne Gewissensbisse vor sich hinleben. Außerdem ist es extrem schwierig, bei einer Lüge zu bleiben, da man die Wahrheit außenherum so anpassen muss, dass die Lüge Sinn ergibt.

Das Problem wird deutlich verständlicher, wenn wir uns einmal zwei extreme Beispiele anschauen.

Beispiel 1: Jemand sagt nie die Wahrheit, sprich er lügt immer. Anfangs kann man sich natürlich deutlich interessanter reden als man eigentlich ist. Man kann von fantastischen Urlaubsgeschichten berichten oder erzählen wie man 100kg auf der Hantelbank drückt. Allerdings muss dieser jemand sich merken, wem er welche Version, welcher Geschichte erzählt hat und muss deutlich mehr aufpassen sich nicht zu versprechen, wodurch die Lügen auffliegen würden.
Wenn man einer Person eine Lüge erzählt ist die Wahrscheinlichkeit, damit durchzukommen ziemlich hoch.
Erzählst du 10 Personen jeweils eine Lüge wird es schon etwas schwieriger sich alles zu merken.
Erzählst du aber nun aber je 100 Leuten etwas, ist es dir gewiss, dass du dir nicht alle Lügen merken kannst.

Selbst wenn du nur einer Person eine Lüge erzählst, kann es schnell passieren, dass man um der ersten Lüge Sinn und Glaubhaftigkeit zu geben, weitere Lügen erfinden muss. Nehmen wir an, dass auf jede verbogene Wahrheit, die man erzählt, zwei weitere Unwahrheiten erzählt werden müssen, damit die erste realistisch beziehungsweise logisch erscheint.

Hier siehst du wie schnell ein Lügenkonstrukt außer Kontrolle geraten kann

Beispiel 2: Jemand versucht, so oft es geht, ehrlich zu sein und die Wahrheit zu sagen. Natürlich ist es häufig unangenehm, die Wahrheit zu sagen. Nicht umsonst sagt man, dass die Wahrheit bitter ist,denn man kann sie auch nicht so schön ausschmücken, wie man es mit Lügen machen kann. Allerdings ist es so, dass wenn man ehrlich ist, es zwar während des Aussprechen unangenehm ist, allerdings können wir das Thema dann in unserem Kopf abhaken und bei Bedarf das Gespräch mit geringem kognitiven Aufwand wieder aufnehmen. Wir müssen uns nicht merken, was wir wem erzählt haben. Denn wahre Ereignisse sind einfacher zu merken, als erfundene oder abgewandelte.

Ich will hier nicht sagen, dass man nie Lügen sollte. Ich selbst erwische mich oft genug wie mir hier oder da eine Lüge heraus rutscht oder eine zumindest die ein oder andere Unwahrheit. Allerdings bin ich der festen Überzeugung, je mehr man seine Aussagen in Richtung der Wahrheit orientiert, desto leichter können wir durch das alltägliche Leben navigieren.

Warum wir lügen

Warum wir lügen hat viele Gründe. Es ist davon auszugehen, dass jede einzelne Lüge ihren individuellen Grund hat und das man nicht pauschalisieren kann weshalb wir lügen. Grob kann man sagen, dass wir lügen um allgemein besser dazustehen, als wir es in Wahrheit würden.

  • Was mir sehr geholfen hat, ist es zu versuchen zu verstehen, weshalb man eine Lüge erzählen will. Was also genau dein Grund ist, diese Lüge jetzt zu aufzutischen.
  • Schämst du dich für die Sache, die du versuchst mit der Lüge zu vertuschen?
  • Willst du jemand speziellem etwas besser gefallen, als es sonst vermutlich der Fall wäre?

Hast du etwas kaputt gemacht und hast nicht den Schneid es zu gestehen?

Wie bereits gesagt: die Liste der Gründe, weshalb man lügen kann, ist lang. Deshalb solltest du, jedes mal wenn du dabei bist zu Lügen oder bereits gelogen hast, einfach mal reflektieren. Dinge die schon passiert sind, können wir nicht mehr ändern und das müssen wir auch gar nicht. Wir können sie so akzeptieren wie sie sind und uns für die Zukunft einen Plan zurecht legen, dass es sich nicht wiederholt.

Zum Thema Sachen so zu akzeptieren, wie sie sind hat Simon bereits einen Beitrag über die Lehren des Samurai Miyamoto Musashi geschrieben. Diesen kannst du hier nachlesen.

Wenn wir erst einmal verstehen, weshalb wir lügen, fällt es uns auch deutlich leichter, weniger zu lügen und dieses Thema in Angriff zu nehmen.
Häufig sind wir uns selbst nicht einmal bewusst, weshalb wir, oder das wir überhaupt lügen. Je häufiger wir uns also damit beschäftigen und daran arbeiten umso besser können wir Herr der Lage werden.

Wie das Wasser, solltest du dich auch selbst reflektieren

Sei ehrlich zu anderen

Je ehrlicher du zu anderen Leuten bist, desto glaubwürdiger wirst du sein. Wenn du von anderen erwartest, dass sie ehrlich zu dir sind, dann ist der erste Schritt, den du dafür tun kannst, ehrlich zu anderen zu sein. Du wirst auch mit dir selbst mehr im Reinen sein, wenn du ehrlich zu anderen bist.

Wer kennt es nicht:

Ob am Arbeitsplatz, in der Schule oder im Freundeskreis.

Irgendwo gibt es immer jemanden, der seine Geschichten zwar vermutlich an der Realität anlehnt, aber sie doch deutlich stärker ausschmückt, als es notwendig ist.

Möglicherweise liegt es an mir, aber ich persönlich tendiere dazu solchen Leuten weniger Gehör zu schenken, als jemandem, der zwar nicht die spektakulärsten Geschichten erzählt, ich sie aber für wahr einschätzen kann.
Im Umkehrschluss kann ich davon ausgehen, wenn andere Leute es ähnlich sehen (und für gewöhnlich umgibt man sich mit gleichgesinnten) das ich mir mehr Gehör verschaffe, wenn ich meine Aussagen, so nah es geht, an der „langweiligen“ Realität anlehne.

Desweiteren gibt es das folgende Sprichwort, nicht umsonst:

„Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht.“

Natürlich trifft dieses Sprichwort erst zu, wenn man schon einmal beim lügen erwischt wurde. Allerdings hat meine eigene Glaubwürdigkeit, für mich selbst einen hohen Stellenwert. Natürlich ist es schwierig oder unangenehm Fehler einzugestehen, sollte man beispielsweise einmal eine Unwahrheit erzählen, aber nicht aus dem Aspekt heraus bewusst zu lügen, sondern weil man schlicht selbst falsch informiert wurde, bedarf es Rückgrat dies einzugestehen.

Da der Mensch aber ein soziales Wesen ist und mal mehr und mal weniger, den Umgang mit anderen Menschen sucht, ist ein gutes, friedliches und ehrliches miteinander ein erstrebenswertes Ziel.

Sei ehrlich zu deinem engen Kreis

Es ist oft schwierig, zu anderen Menschen ehrlich zu sein, denn sie könnten uns verurteilen, für das was wir wirklich sind. Deshalb habe ich für mich herausgefunden, dass ich Ehrlichkeit am besten mit sehr guten Freunden oder Familienangehörigen üben kann. Denn diese werden mich nicht gleich auslachen, wenn ich ihnen etwas peinliches erzähle.

Unser Leben ist meist nicht ganz so schön und glamourös, wie wir es uns vorstellen oder es gerne hätten. Reden wir mit Fremden, Bekannten oder entfernten Verwandten über unser Leben, so wollen wir uns häufig besser darstellen

als wir es tatsächlich tun.
Unser Selbstbild ist uns hier besonders wichtig. Auch wenn wir neue Leute kennenlernen. Vielleicht ja einen potenziellen neuen Partner. Wenn wir hier mit offenen Karten spielen, kann es schnell mal passieren, dass wir uns uninteressant machen und der Gegenüber das Interesse an uns verliert. Aus einem verlorenen Interesse wird gerade in Zeiten des „ghostings“ schnell ein abgebrochener Kontakt.

Da wir uns ja aus dieser Bekanntschaft mehr erhoffen, können wir es uns gar nicht erlauben mit offenen Karten zu spielen, oder?

Zu sehen sind mein bester Freund und ich in Holland am Meer

Gute Freunde und Familienangehörige werden uns allerdings nicht einfach so Links liegen lassen, wenn wir ihnen erzählen das wir diese oder jene Missetat begangen haben.
Auch wird unser enger Kreis meistens ein offenes Ohr haben, für das was uns widerfahren ist. Jemanden zu haben der einem zuhört ist Gold wert. Wenn wir also schon das Privileg haben, jemanden zu haben, der uns zuhört, dann sollten wir doch der Fairheit halber wenigstens keinen Unfug oder Schwachsinn erzählen.

Mit persönlich helfen Gespräche mit anderen immens dabei mich selbst zu verstehen. Selbst wenn mein Gegenüber nicht einmal antwortet, ist das Aussprechen von Gedanken und sie in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen etwas, dass mir vergleichsweise beim bloßen Denken in meinem Kopf, ziemlich schwer fällt.
Wenn ich mir also schon den „Aufwand“ mache, jemandem meine Lage zu schildern, dann ist es für mich und mein Verständnis persönlich am besten, wenn ich meine Situation so wahrheitsgemäß wie möglich erzähle.

Wenn du also schon die Möglichkeit hast, mit jemandem zu reden, der dir wirklich zuhört und das Beste für dich will, dann sei so gut und sei ehrlich.

Sei ehrlich zu dir selbst

Wenn es eine Person auf der Welt gibt, die du nie anlügen solltest, dann ist es nicht deine Mutter oder dein Vater, sondern es bist du selbst. Mit keiner Person auf der Welt wirst du so viel Zeit verbringen, wie mit dir selbst. Wäre es da nicht erstrebenswert, wenn du mit dir selbst die bestmögliche Beziehung führst?

Jeder kennt es:

Man sitzt vor dem Bildschirm und denkt sich: „Ich sollte heute noch rausgehen oder Sport machen“. Und dann keine halbe Sekunde später denkt man sich: „Ach, ob ich 15 Minuten spaziere oder nicht macht eh keinen Unterschied“.

Und das ist nur ein Beispiel von endlos vielen, die man hier nennen könnte:

„Ein Bierchen mehr wird nicht schaden“, „Die Kekse sind nicht viel schlimmer, als ein Apfel“, „Ich kann das Bad auch morgen putzen“ oder „Ich muss die neue Konsole unbedingt haben, statt das Geld zu investieren“.

Wie du siehst ist die Liste der Lügen, die man sich selbst erzählt, ziemlich groß. Doch das eigentliche Problem dabei sich selbst zu belügen ist, dass es uns auch im bei der Orientierung im Leben im Weg steht. Denn wenn wir unsere Ziele nicht klar definieren, oder sogar falsche Ziele wählen, weil wir unehrlich mit uns selbst sind, kann uns dies auf eine lange Odyssee führen, an dessen Ende, wir nicht das finden, was wir uns erhoffen.
Wir müssen ehrlich mit uns selbst sein, um uns darüber klar zu werden, was wir eigentlich wollen und was wir nicht wollen.

Um sich selbst besser kennenzulernen, ist es unumgänglich einen ehrlichen Umgang, mit sich selbst zu etablieren. Wie soll man schließlich herauszufinden, wer man selbst ist, wenn man sich selbst belügt?
Nur wer zu sich selbst ehrlich ist, kann herausfinden was man mag, für was man sich interessiert oder für was auch nicht.

Eventuell steht man persönlich gar nicht so auf eine Sache, wie man glauben möchte. Möglicherweise ist es nur das Umfeld oder die Sache mit der man sich beschäftigt, hört man allerdings tiefer in sich hinein, fällt einem auf dass das was man glaubte zu begehren, nicht das ist was wir wirklich wollen.

Es ist also auf dem Weg der Selbstfindung unumgänglich mit sich selbst ins Reine zu kommen, oder mit anderen Worten: Ehrlich zu sich selbst zu sein. Mir ist allerdings auch bewusst, dass es nicht so einfach ist, wie es sich anhört. Es wird viele Momente oder Situationen geben, an denen man sich lieber mit einer schönen Lüge zufrieden gibt, als ehrlich mit sich selbst zu sein. Häufig haben Lügen auch die Eigenschaft, sich leichter in die Tat umsetzen zu lassen, als das was wir wirklich brauchen.

Es ist deutlich leichter, sich einen Schokoriegel rein zu drücken, als 20 Minuten Yoga zu machen. Sicher. Natürlich könnten wir auch einfach sagen, dass wir den Schokoriegel nach dem Yoga essen. Wir könnten uns aber auch vormachen, dass das eine mal Yoga, ja im allgemeinen kaum einen positiven Nutzen hat und wir uns den Schokoriegel ohnehin schon verdient haben.

Hier bin ich mit einem mehr als verdienten Schokorigel

Wie du siehst, sollten wir so oft es geht, selbst reflektieren und das am besten so ehrlich es nur geht. Ehrlichkeit macht also nicht nur den Umgang mit anderen einfacher, sondern auch mit dir selbst. Und das tut gut.


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