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Carl Jung erklärt : „Ich will lieber ganz sein als gut!“

Was zu Beginn schlicht provokant erscheinen mag, ist bei genauerer Betrachtung eine wohl überlegte Aussage und ist in sich das Konzentrat der Überzeugungen von Carl Gustav Jung. Doch wieso ist das so und was genau ist mit dieser Aussage gemeint, die am Wertegerüst unserer Gesellschaft rüttelt?

Jung (1875 – 1961) wird noch heute als einer der großer Psychologe und Philosoph angesehen und gilt als Begründer der analytischen Psychologie.

„Ich will lieber ganz sein als gut!“

– Carl Jung

Das Zitat bezieht sich auf Jungs Überzeugung, dass es in unserer Psyche Dinge gibt die unterdrückt oder abgelehnt werden zu und es genau diese Dinge anzuerkennen gilt und zu integrieren. Das führe zu einem „ganzen“ selbst, das dem schlichten Gut-sein vorzuziehen ist.

Diese negativen Dinge werden „Schatten“ genannt, da Sie außerhalb der Wahrnehmung unserer Selbst liegen und für gewöhnlich Eigenschaften sind die wir als negativ einschätzen.

Diese Einschätzung ist meist bedingt durch die Gesellschaft.

Vereinfachte (und vielerorts glücklicherweise veraltete) Beispiele hierfür können sein:

  • Jungs dürfen nicht weinen
  • Mädchen dürfen kein Interesse an Technik haben
  • Man darf keine Aggression verspüren
  • „Nein“ sagen ist unhöflich
  • usw.

Statt diese Teile unserer Selbst zu akzeptieren, werden sie entsprechend unterdrückt, abgelehnt oder ignoriert.

Laut Carl Jung ist dies aber problematisch und bei genauerer Betrachtung der Ursprung allen Übels in der Welt. Das mag zuerst vielleicht übertrieben klingen, aber es wird sorgfältig erläutert. In aller Kürze ist das Problem, dass unsere Schattenaspekte einen integralen Bestandteil unseres Selbst ausmachen und Anfangen zu rebellieren. Die äußert sich beispielsweise in Momenten in denen wir entgegen unserer typischen Überzeugungen oder Charakteristiken handeln und uns selbst Manipulieren.

Das kann auf schier unendliche Arten erfolgen. Möglicherweise äußert es sich darin, dass wir unseren Partner anschreien, nachdem wir einige Zeit Dinge in uns hineingefressen haben, weil wir uns nicht erlaubt haben unserem Ärger früher Ausdruck zu verleihen oder wir

Wir müssen daher aufhören feste Bestandteile unseres Selbst zu vermeiden oder gar zu verleugnen. Sobald wir es schaffen uns einzugestehen, dass wir auch dunklere Seiten haben, bekommen wir die Möglichkeit diese zu integrieren.

Carl Gustav Jung

Das steht oft im Konflikt mit den zuvor erwähnten gesellschaftlichen Erwartungen oder persönlichen Unterdrückungemechanismen die wir durch persönliche Erfahrungen gebildet haben, ist aber wichtig um die Kontrolle über diese Aspekte unserer Selbst zu erlangen und zu verhindern, dass es zu unbeherrschten Ausbrüchen kommt, die uns und auch unserem Umfeld gefährlich werden könnten.

Durch die vollständige angestrebte Integration, welche ein entscheidender Teil des Prozess des Ganz-werden, den Jung als Individuation bezeichnete.

Daher gilt:

Jung’s Aussage, dass er lieber ganz anstatt gut wäre und so die Gesamtheit seines Selbst zu erfahren ist logisch und konsequent. In Jungs Theorie gibt es keinen Menschen, der vollständig gut sein könnte, da sonst schlicht gewisse Aspekte des Selbst nicht anerkannt würden.

Falls du dich näher für Jungs Ansichten interessierst findest du hier noch Artikel von Lukas über weitere Zitate von Carl Jung:


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