Zitate erläutert: Kein Mensch steigt zweimal in denselben Fluss
Vermutlich kennst du das berühmte Zitat „Kein Mensch steigt zweimal in denselben Fluss“ und vielleicht kennst du sogar das ganze:
Diese Worte sind mir durch den Kopf gegangen, als ich über Neujahr in Irland war und an dem kleinen Flüsschen entlang schlenderte, den du oben im Bild gesehen hast.
Bei diesem Zitat handelt es sich um einen altgriechischer Aphorismus, der Heraklit zugeschrieben wird, einem der vorsokratischen Philosophen. Er bringt eine grundlegende Wahrheit über das Leben auf den Punkt: dass Veränderung eine Konstante ist.
Aber was bedeutet dieses Zitat eigentlich? Um seine Bedeutung zu verstehen, müssen wir uns zunächst ansehen, was der Fluss symbolisiert. Der Fluss steht für die Reise des Lebens, bei der jede Erfahrung einen einzelnen Schritt darstellt. Auf diesem Weg verändern sich unsere Lebensumstände ständig, Dinge kommen und gehen, Menschen treten in unser Leben ein und verlassen es wieder, und sogar unsere Sichtweise auf die Dinge ändert sich mit der Zeit.
Während bestimmte Elemente auf dieser Reise gleich bleiben – wie zum Beispiel die Erinnerungen an vergangene Momente – verändert sich die Umgebung um uns herum ständig. Aber auch Erinnerungen tendieren dazu, sich mit der Zeit zu verändern. Manche verblassen mit der Zeit, manche gewinnen an Bedeutung, andere verlieren und wieder andere wandeln sich komplett. Ein Beispiel sind Zeugen, die sich auf einmal meinen an Dinge zu erinnern, die sie nie gesehen haben konnten oder die nie passiert sind. Dieses psychologische Phänomen trägt die schlichte Bezeichnung „False Memory“ (Quelle).
Nicht nur das Leben, sondern alles Sein im Universum, befindet sich in einem steten Wandel und wird nie einen Punkt erreichen, an dem es stagnieren wird – auch wenn das vielleicht manchmal den Anschein haben mag. Lukas hat diesem Thema einen eigenen Artikel gewidmet (Lesedauer: ~3 Minuten).
Wegen all dieser Gründe kann man nicht erwarten, dass du zweimal dieselbe Erfahrung machst, wenn du in denselben „Fluss“ steigst.
Diese Analogie gilt besonders auch für persönliches Wachstum und Selbstentdeckung – wenn wir älter werden, wird unsere Persönlichkeit durch neue Erfahrungen und Umstände ständig neu interpretiert, so dass keine zwei Versionen von uns genau gleich sein können.
Die Tatsache, dass wir immer wieder in verschiedene Flüsse eintauchen, bedeutet, dass das Leben nie langweilig wird oder stagniert; stattdessen können wir uns immer darauf freuen, neue Entdeckungen über uns selbst und andere zu machen.
Der Aphorismus von Heraklit erinnert uns daran, dass das Leben voller Überraschungen ist – wir sollten jeden Tag genießen, denn der morgige Tag könnte etwas ganz anderes bringen. Nimm diese Veränderungen also mit offenen Armen an (siehe auch Im Leben geht es darum den Wandel anzunehmen) – man weiß nie, welche Wunder sich ergeben, wenn man sich mit einem Vertrauensvorschuss in die unbekannte Zukunft wagt.