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Leben bedeutet mehr als Verzweiflung

Nachdem ich neulich das Buch „Walden“ von Henry David Thoreau gelesen habe, in dem sich der Schriftsteller um 1850 von der Zivilisation abgrenzt, wollte ich ein Zitat von diesem brillanten Schriftsteller etwas genauer erklären.

Ich habe mich für diese Äußerung von Thoreau entschieden, da sie mir sehr vertraut vorkam. Dies liegt zum einen daran, dass ich selbst ein solches Leben führte, zum anderen weil zahlreiche Memes ein eben solches Leben darstellen. Die Verzweiflung, die in ihnen dargestellt wird, scheint in einem großen Teil der Bevölkerung Zustimmung zu finden.

„Die Masse der Menschen führt ein Leben in stiller Verzweiflung.“

Henry David Thoreau

Bevor ich mich intensiver mit der Philosophie beschäftigte, kam mir das Leben selbst befremdend und meist sinnlos vor. Ich war der Meinung: Man geht zur Schule, studieren oder macht eine Ausbildung, geht arbeiten nur um dann mit 70 in Rente zu gehen und zu sterben. Dieser ganze Ablauf wird noch geziert von Rückschlägen, Verlust und anderen Ärgernissen.

Was bringt es überhaupt morgens aus dem Bett aufzustehen wenn man ohnehin in 80 Jahren stirbt und in 200 Jahren sich niemand mehr an einen erinnert. Wieso überhaupt irgendetwas tun, wenn es im Großen und Ganzen zu nichts führen würde? Schließlich gibt es in einer solchen Weltanschauung keine Hoffnung, nichts worauf man bauen oder sich drüber freuen kann.

Jede Freude die uns widerfahren wird, wird sich auf kurze oder lange Zeit zu Schmerz entwickeln. Entweder weil uns genommen wird was uns Freude bereitet hat, ob durch Zwang oder schlichtweg durch das voranschreiten der Zeit, oder weil wir so viel davon gekriegt haben, dass wir es satt sind und wir etwas neues wollen, das wir nicht haben.

Natürlich spricht man all das nicht an, man erwähnt es keinem gegenüber. Denn kein anderer erwähnt es uns gegenüber und wir wollen nicht der Pessimist sein, wollen nicht, dass die Leute denken, dass wir nicht wüssten wie wir zu leben haben.

Wir machen was die anderen Leute machen, weil es den Anschein hat, dass die Anderen den Bogen raus haben. Doch der Schein trügt. Selbst jetzt wo ich glaube zu wissen was es heißt gut zu Leben bin ich mir sicher, dass ich mich nur selbst blende.

Der einzige Unterschied ist, dass ich nicht mehr verzweifelt durch den Alltag gehe.

Ich für meinen Teil habe erkannt, dass man nicht viel braucht um wahre Freude zu erfahren. Ein fünf Gänge Menü in einem drei Sterne Restaurant wird mir nicht geben, was ich nicht an einem gemütlichen Kochabend mit Freunden habe. Es bringt nichts ständig neue Bücher zu kaufen, wenn man noch zehn im Regal stehen hat, die man noch nicht gelesen hat. Ein Bier im Park in richtiger Begleitung schmeckt besser, als ein Champagner in der falschen. Gut zu leben heißt, sich an einer Nase voll frischer Luft zu erfreuen. Sich des Lebens zu erfreuen.

Egal welche Position man in der Hierarchie der Gesellschaft einnimmt, der größte Erfolg ist es am Leben zu sein. Kein Geld der Welt kann einem das Gefühl geben, an einem heißen Sommertag mit den Füßen in einem Bach zu stehen.

Das Problem ist nur, dass einem von allen Seiten suggeriert wird, dass es besser wäre, wenn man an einem anderen Ort, beispielsweise in der Karibik oder auf den Malediven, im Wasser steht. Doch besser für wen?

Als ich einst mit Freunden in Athen war, lernten wir zwei Frauen von den Bahamas kennen. Sie wollten einfach mal etwas anderes sehen. Darauf hin fragte ich mich, wie viele Griechen wohl auf die Bahamas wollen.

Wir als Menschen wollen immer was wir nicht haben, wollen immer etwas anderes. Solange wir nicht mit dem zufrieden sind was wir haben und Freude in dem finden was wir tun, egal was wir tun, werden wir ein Leben in stiller Verzweiflung führen.

Wir zwingen uns selbst zur Stille, zur Stummheit, aus Angst was die anderen über uns denken. Wir müssen anfangen Verantwortung zu übernehmen uns selbst zu retten. Natürlich ist es auch nicht hilfreich, dass uns die ganze Welt verkaufen will, dass Glück etwas ist, was man erarbeiten oder erwerben kann. Denn so denken wir immer wenn wir nur hart genug arbeiten werden wir schon unser Glück finden. Wie Buddha schon sagte: „Es gibt keinen Weg zum Glück. Glücklichsein ist der Weg.“

Führst du ein Leben in stiller Verzweiflung oder hast du angefangen die Zügel selbst in die Hand zu nehmen? Oder bist du gar der Meinung, dass die meisten Leute mit ihren Existenzen so wie sie sind voll und ganz zufrieden sind und es nur einige Wenige sind welche am verzweifeln sind? Gerne würden ich deine Meinung zu diesem Thema hören. Schreibe am besten einfach ein Kommentar unter diesen Artikel.

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