Loud Quitting: Der ultimative Weg, um im Job zu bekommen, was du willst?

Hast du dich in deinem Job jemals frustriert, unterbezahlt oder nicht wertgeschätzt gefühlt? Hast du schon mal davon geträumt, einfach zu kündigen und deinem Chef genau zu sagen, was du von ihm und seinem Unternehmen hältst? Hast du dich jemals gefragt, ob es einen besseren Weg gibt, das zu bekommen, was du willst, ohne Brücken abzubrechen oder deinen Ruf zu riskieren?

Wenn du eine dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet hast, dann wird dich dieser neue Trend interessieren, der sich am Arbeitsplatz durchsetzt: Loud Quitting.

Loud Quitting ist das Gegenteil von Quiet Quittung, bei dem du dich stillschweigend von deiner Arbeit zurückziehst und nur das Nötigste tust, bis du eine bessere Gelegenheit findest (den ganzen Artikel mit allen Vor- und Nachteilen findest du hier). Loud Quitting bedeutet, dass du deine Unzufriedenheit mit deiner aktuellen Situation offen und laut zum Ausdruck bringst und sie als Druckmittel benutzt, um eine Gehaltserhöhung, eine Beförderung oder ein besseres Arbeitsumfeld auszuhandeln.

Aber wie genau funktioniert Loud Quitting? Und ist es wirklich eine gute Idee? In diesem Artikel erkunden wir die Vor- und Nachteile des lauten Kündigens, wie man es effektiv durchführt und was man vermeiden sollte, wenn man Erfolg haben will.

Was ist Loud Quitting?

Loud quitting (zu Deutsch „lautes Kündigen“) ist ein Begriff, der zum ersten Mal nach einem Artikel in The Guardian im Januar 2023 auf breites Interesse stieß, in dem er als „die hochriskante Art, eine Gehaltserhöhung auszuhandeln“ beschrieben wurde. Es ist gut möglich, dass der Begriff in einem Subreddit oder ähnlichem entstanden ist und nicht von The Guardian selbst geprägt wurde. Aber wie er auch immer entstanden ist, basiert er auf der Idee, dass du als wertvolle(r) Mitarbeiter:in, mit dem aktuellen Job unzufrieden bist und die Drohung, ihn zu verlassen, als Druckmittel einsetzt, um von deinem Arbeitgeber zu bekommen, was du willst.

Loud Quitting bedeutet nicht, dass du deinen Job tatsächlich kündigst. Es ist eher ein Bluff oder ein Spiel mit harten Bandagen. Du bewirbst dich nicht unbedingt wirklich auf andere Stellen oder kündigst. Du machst nur deutlich, dass du dich nach anderen Möglichkeiten umsiehst und bereit bist, zu gehen, wenn deine Forderungen nicht erfüllt werden.

Loud Quitting kann verschiedene Formen annehmen, je nach Situation und Persönlichkeit. Du kannst zum Beispiel:

– Deinem Chef direkt sagen, dass du mit deinem Gehalt, deinem Arbeitspensum oder der Arbeitskultur unzufrieden bist und dass du andere Möglichkeiten in Betracht ziehst.

– Mache deinen Kollegen oder Vorgesetzten gegenüber Andeutungen, dass du von Headhuntern oder Personalvermittlern anderer Unternehmen kontaktiert wurdest.

– Aktualisiere dein LinkedIn-Profil oder deinen Lebenslauf und mache ihn für potenzielle Arbeitgeber sichtbar.

– Poste in sozialen Medien über deine Leistungen und Fähigkeiten und wie gerne du an bestimmten Projekten oder mit bestimmten Kunden arbeitest.

– Bitte um Feedback oder Empfehlungen von deinem Netzwerk oder ehemaligen Arbeitgebern.

Das Ziel einer lautstarken Kündigung ist es, ein Gefühl der Dringlichkeit und Knappheit um deinen Wert als Arbeitnehmer zu schaffen. Du willst deinem Arbeitgeber klar machen, dass dieser Gefahr läuft, dich an einen Konkurrenten zu verlieren und dass er schnell handeln muss, um dich zu halten. Du willst ihm zeigen, dass du Optionen hast und dich nicht scheust, sie zu nutzen.

Warum ist Loud Quitting entstanden?

Wie du dir sicher denken kannst, gibt es nicht nur einen Faktor, der dazu geführt hat, dass sich dieses Phänomen so schnell und so stark verbreitete hat. Die beiden wichtigsten Faktoren sind:

  • Gegenwärtig haben die meisten Länder einen Arbeiterarbeitsmarkt
  • Die jüngeren Generationen haben eine andere Mentalität, wenn es um das Thema Arbeit geht

Zugegeben, Loud Quitting ist eigentlich nichts Neues. Es gibt sie schon so lange, wie es Arbeitsplätze gibt, aber jetzt hat es einen hippen Namen bekommen und die aktuelle Stimmung in der Unternehmenswelt begünstigt Loud Quitting enorm.

Werfen wir nun einen genaueren Blick auf die beiden Hauptgründe, die wir genannt haben.

In den meisten Ländern gibt es derzeit einen Arbeitnehmer-Arbeitsmarkt

Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist hoch, was bedeutet, dass die meisten von uns viele (oder zumindest einige) Möglichkeiten haben, zwischen denen sie wählen können. Das bedeutet, dass die Arbeitnehmer/innen mehr Macht haben als je zuvor und bei Bedarf relativ leicht einen neuen Arbeitgeber finden können. Das hat den Arbeitnehmern mehr Verhandlungsmacht bei Gehaltsverhandlungen verschafft und macht es schwieriger, eine Gehaltserhöhung oder eine Beförderung zu verlangen, ohne ihren Arbeitsplatz zu gefährden.

Die jüngeren Generationen haben eine andere Einstellung zum Thema Arbeit

Jüngere Generationen legen eher Wert auf ein positives Arbeitsumfeld und Engagement als auf die traditionelle Arbeitsplatzsicherheit. Sie sind weniger stark an ihre aktuelle Rolle gebunden und gehen das Risiko ein, zu kündigen, wenn sie dadurch etwas Besseres finden oder das bekommen, was sie sich von ihrem aktuellen Job wünschen.

Ist Loud Quitting okay?

Genauso wie beim Quiet Quitting sind die Meinungen geteilt, wenn es um die Frage geht, ob Loud Quitting in Ordnung ist oder nicht.

Es gibt Menschen, die glauben, Loud Quitting, also die Ankündigung einer Kündigung auf dramatische oder öffentliche Weise, sei ein Zeichen von Mut und Ehrlichkeit. Sie glauben, dass du damit deine Unzufriedenheit mit deinem Arbeitgeber oder deinem Arbeitsumfeld ausdrücken und für dich und deine Werte einstehen kannst.

Andere denken, dass Loud Quitting unprofessionell und respektlos ist. Sie argumentieren, dass es ein garantierter Weg ist, Brücken abzubrechen und deinem Ruf zu schaden und dass es einen Mangel an Dankbarkeit und Loyalität zeigt. Sie meinen, dass es ein Weg sei, um konstruktives Feedback und Kompromisse zu vermeiden und um sich vor deiner Verantwortung und deinen Verpflichtungen zu drücken.

Der Grund für diese Diskrepanz ist oft die unterschiedliche Mentalität der verschiedenen Generationen. Während ältere Generationen dazu neigen zu glauben, dass Loud Quitting nicht akzeptabel ist, sehen jüngere Generationen dies in der Regel als eine legitime Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen und sicherzustellen, dass du den Job oder das Arbeitsumfeld bekommst, welches dir zusteht.

Es ist kein Geheimnis, dass ältere Generationen eher die klassische Form der Beschäftigung akzeptieren, bei der der Arbeitnehmer einfach akzeptiert, was ihm angeboten wird, und dem Unternehmen lange Zeit treu bleibt.

Jüngere Generationen hingegen neigen eher zu einem unternehmerischen Ansatz, bei dem sie bereit sind, Risiken einzugehen und den Status quo in Frage zu stellen, um zu bekommen, was sie wollen.

Unserer Meinung nach ist es aber nicht so einfach zu entscheiden, ob Loud Quitting akzeptabel ist oder nicht. So gut wie keine Situation gleicht der anderen und es gibt viele, oft komplizierte Details zu beachten.

Wenn deine Arbeit objektiv unterbewertet wird (psychologisch gesehen neigen wir dazu, unsere Fähigkeiten und unsere Bedeutung zu überschätzen – also aufgepasst), dein Arbeitgeber dich versucht mit Hinhaltetaktiken ruhig zu stellen oder von dir erwartet wird, dass du deine vertraglichen Verpflichtungen übertriffst, dann sind das vielleicht gute Gründe für Loud Quitting.

Wenn du aber einfach nur unzufrieden und frustriert wegen deines Chefs oder deiner Kollegen bist, dann wäre es wahrscheinlich besser, einen gelasseneren Weg zu finden, z.B. ein Gespräch über mögliche Lösungen oder zu versuchen, die Abteilung innerhalb desselben Unternehmens zu wechseln.

Das waren nur eine Handvoll Beispiele und deine eigene Situation ist vielleicht noch komplexer. Aus diesem Grund können wir dir nur einige Richtlinien geben, die es dir ermöglichen zu beurteilen, ob du ausgenutzt wirst oder vielleicht doch etwas überreagierst.

Der beste Weg, um sicherzustellen, dass du möglichst objektiv bist, ist, andere Personen nach ihrer Meinung zu fragen.

Aber stell sicher, dass du die richtigen Personen fragst. Freunde und Familie sind normalerweise sehr subjektiv, da sie dir nahe stehen. Und Arbeitskollegen können dir entweder nahe stehen oder mit dir konkurrieren – beides ebenfalls keine gute Voraussetzung für ein gutes Feedback. Daher sind Bekannte von außerhalb des Unternehmens oft die bessere Wahl (stell aber sicher, dass sie über den nötigen Einblick und die Fähigkeiten verfügen, um eine wertvolle Meinung abzugeben). Unabhängige Jobberater:innen zu konsultieren, ist oft die fundierteste Wahl, denn sie kennen den Markt, sind darin geschult, Menschen einzuschätzen und in der Lage solche Situationen zu bewerten.

So kannst du gewährleisten, dass du nicht vielleicht auf dem Holzweg bist, was deine Arbeitsleistung angeht.

Warum Loud Quitting?

Loud Quitting kann eine wirkungsvolle Strategie sein, wenn du dir deiner Fähigkeiten und Beiträge sicher bist und wenn du überzeugend darlegen kannst, warum du mehr verdienen solltest. Diese Herangehensweise kann dir helfen, einige der folgenden Vorteile zu erreichen:

Ein höheres Gehalt: Wenn du nachweisen kannst, dass du im Vergleich zum Markt oder zu deinen Kollegen unterbezahlt bist, kann dir eine laute Kündigung helfen, eine Erhöhung zu bekommen, die deinem Wert entspricht.

Eine bessere Position: Wenn du aus deiner jetzigen Rolle herausgewachsen bist oder wenn du Fähigkeiten hast, die nicht genutzt werden, kann dir die Kündigung helfen, eine Beförderung oder einen Quereinstieg zu bekommen, der mehr Herausforderung und Verantwortung bietet.

Eine flexiblere Arbeitsgestaltung: Wenn du Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance legst oder persönliche Umstände hast, die mehr Flexibilität erfordern, kann dir eine laute Kündigung dabei helfen, über Fernarbeit, flexible Arbeitszeiten oder mehr Urlaubstage zu verhandeln.

Ein positiveres Arbeitsumfeld: Wenn du mit der Kultur, der Führung oder der Teamdynamik an deinem Arbeitsplatz unzufrieden bist, kannst du laut kündigen, um deine Bedenken zu äußern und Änderungen zu fordern, die deine Zufriedenheit und dein Engagement verbessern.

Loud Quitting kann indirekt auch einige psychologische Vorteile für dich haben. Es kann dein Selbstwertgefühl, dein Durchsetzungsvermögen und dein Selbstvertrauen stärken. Es kann dir helfen, Ängste, Unsicherheiten oder Selbstzufriedenheit zu überwinden. Und es kann dir auch helfen, deine beruflichen Ziele und Prioritäten zu klären und herauszufinden, was dich bei der Arbeit glücklich macht. Aber bedenke, dass dieses Vorgehen auch dazu führen kann, dass du deinen Wert überschätzt und dich zu sehr in eine Sache hineinsteigerst – was widerum dazu führen kann, dass du ggf. nicht bekommst was du willst oder sogar eine Kündigung durch den Arbeitgeber erfolgt.

Wie kann man lautstark kündigen?

Quiet Quitting ist defintiv nicht für jeden geeignet. Es ist ein riskanter und mutiger Schritt, der sorgfältige Planung, Vorbereitung und Ausführung erfordert. Wenn du es nicht richtig machst, kann es nach hinten losgehen und deinem Ruf, deinen Beziehungen oder deinen Karriereaussichten schaden. Hier sind einige Tipps, wie du lautstark und effektiv kündigen kannst:

Recherchiere: Bevor du laut kündigst, solltest du sicherstellen, dass du solide Beweise und Daten hast, um deine Forderungen zu untermauern. Recherchiere den Marktpreis für deine Position und deine Branche, sammle Feedback und Zeugnisse von Kunden oder Kollegen, dokumentiere deine Leistungen und deinen Einfluss und identifiziere Bereiche, in denen du einen Mehrwert schaffst.

Gib den Ton an: Wenn du deine Unzufriedenheit zum Ausdruck bringst oder Veränderungen forderst, achte darauf, dass du dies auf professionelle und höfliche Weise tust. Vermeide eine aggressive oder feindselige Sprache und versuche, deine Kritik konstruktiv zu formulieren.

Sei geduldig und konsequent: Lautes Aufhören ist meist ein langfristiger Prozess und keine schnelle Lösung. Sei darauf vorbereitet, mehrere Gespräche zu führen und langwierige Verhandlungen zu führen. Bleib hart und konsequent in deiner Botschaft, auch wenn es sich so anfühlt, als würde sich nichts ändern oder verbessern.

Bereite dich auf das Schlimmste vor: Sei dir bewusst, dass es möglich ist, dass deine Bemühungen erfolglos bleiben oder ignoriert werden. Sei darauf vorbereitet, weiterzuziehen, wenn du nicht das gewünschte Ergebnis erzielst.

Fazit

Quiet Quitting ist ein mutiges und mächtiges Instrument, das dir helfen kann, die Kontrolle über deine Karriere zu übernehmen. Wenn du es richtig machst (!), kann es dir helfen, bessere finanzielle Belohnungen, eine sinnvollere Arbeit oder bessere Arbeitsbedingungen zu bekommen. Es kann auch persönlich befriedigend und ermutigend sein, wenn du selbst aufstehst und die Verantwortung für deine Angelegenheiten übernimmst. Denk einfach daran, dich zu informieren, respektvoll den Ton anzugeben, geduldig und konsequent zu sein und dich auf das Schlimmste vorzubereiten. Viel Glück!

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2 Kommentare

  1. Es ist interessant das es für alles einen Namen gibt.
    Ich habe aktuell etwas vergleichbares bei meiner Arbeit gemacht, aber es ist eher eine Kommunikation auf offener Ebene.

    Ich bin unglücklich mit meiner Arbeit, dem Gehalt und den Zukunftsaussichten und habe das klar geäußert. Jetzt liegt es mMn beim Teamleiter mir zu helfen diese Probleme zu lösen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.

    Ich finde das eigentlich weder frech noch mutig. Ich gebe meinem Arbeitgeber ja einfach nochmal eine Chance etwas zu ändern und gebe ihm eine vorab Warnung das er mich für das nächste Release ggf. nicht einplanen sollte. Ich glaube nicht daß es ein Tool zum Durchsetzen ist. Es ist ein netter letzter Hinweis, bevor man eben weg ist.

    Insgesamt glaube ich nicht das es mir bisher einen Vorteil gebracht hat, das kann aber auch an meinem Teamleiter und der aktuellen Situation liegen. Aber dann habe ich alles versucht um zu bleiben und werde dann halt gehen.

    Ich glaube nicht daß es früher so anders war. Wenn einem die Arbeit nicht gefällt sucht man sich Lösungen und alternativen wenn es möglich ist. Vllt gab es damals nicht so viele Alternativen aber ich habe nunmal nur meine Arbeitszeit zu verkaufen, dann will ich das auch zu dem bestmöglichen Bedingungen machen.

    Info:
    In dem letzen Absatz scheint es einen vertipper zu geben (quiet Quitting vs loud Quitting)

    1. Hallo

      Vielen lieben Dank für deine Gedanken und Erfahrungen zu diesem Thema. Und danke auch für den Hinweis zum Tippfehler.

      Wir wünschen dir alles Gute für deine Arbeitssituation. Auf die eine oder andere Art und Weise wird es sicher besser

      Liebe Grüße

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