Das Price’sche Gesetz (warum sich Reichtum zentriert und mehr)

Derek de Solla Price war ein britischer Wissenschaftshistoriker der einige bahnbrechende Beobachtungen gemacht hat. In diesem Artikel widmen wir uns seiner bekanntesten Beobachtung: Das Price’sche Gesetz. Dieses besagt, dass in jeder Arbeitsdomäne 50% der Arbeit von der Wurzel der Arbeitenden erledigt wird.

Auf den ersten Blick klingt das deutlich komplizierter, als es eigentlich ist. Die Wurzel (gemeint ist die mathematische Wurzel) der Angestellten, in jeder sozioökonomischen Domäne, verrichtet 50% der erledigten Arbeit. In einem Betrieb mit 9 Angestellten verrichten 3 Arbeiter 50% der Arbeit, in einem Betrieb mit 100 Angestellten verrichten 10 Mitarbeiter 50% der Arbeit und in einem Betrieb mit 10.000 Angestellten verrichten 100 Mitarbeiter 50% der Arbeit.

Wie man schnell und unschwer erkennen kann, ist dies ein skalierendes Problem. Je größer ein Unternehmen ist, umso höher ist die Unproduktivität von einem Großteil der Angestellten. Um es einfacher auszudrücken: Die Kompetenz innerhalb eines Unternehmens wächst linear, während die Inkompetenz exponentiell wächst.

Sollte ein großes Unternehmen einmal ins Schwanken geraten, kann es schnell passieren, dass die kompetenten Mitarbeiter, welche die Möglichkeit haben in einem anderen Unternehmen zu arbeiten, abwandern. Wenn nun aber in einem Unternehmen mit 10.000 Mitarbeitern die besten 100 gehen, und mit ihnen 50% der Arbeitskraft oder der wirtschaftlichen Leistung, dann hat man nun 9.900 Angestellte, die nur noch 50% der Arbeit verrichten. In anderen Worten, man hat einen Haufen inkompetenter Angestellter, die mehr Geld verbrauchen als sie erwirtschaften. Wenn infolge dessen nun wieder die fähigsten Mitarbeiter abwandern, hat man nun ~9.800 Angestellte, die nur noch 1/4 der ursprünglichen wirtschaftlichen Leistung erwirtschaften. Das führt dazu, dass man viel zu viel Geld für Löhne ausgeben muss, die ihr Geld nicht wert sind.

Das Price’sche Gesetz greift immer dann, wenn man ein Handelsspiel oder jegliche Verteilung von Gütern bis zu ihrem Ende durchspielt. Versuchen wir uns dies durch ein uns allen bekanntes Beispiel vereinfacht darzustellen:

Spielt man eine Runde Monopoly, haben alle Mitspieler am Anfang die gleiche Menge an Geld und die gleiche Menge an Gütern, nämlich keine. Während das Spiel voranschreitet werden manche etwas mehr Geld kriegen und damit mehr Straßen, Häuser und Hotels kaufen, während andere Stück um Stück verlieren. Das Ende des Spiels ist meistens, dass ein oder zwei der Spieler das komplette Spielfeld und das ganze Geld besitzen, während alle anderen leer ausgehen.

Unsere Wirtschaft funktioniert im Großen und Ganzen nicht viel anders als ein Monopoly-Spiel, sie ist nur deutlich komplexer.

Man hört auch ständig in den Nachrichten oder sozialen Medien von den 1%, dies bezeichnet den reichsten Prozent der Menschheit, welcher über etwa 50% des Geldes der Welt verfügt. Interessant wird es hier aber wenn wir diesen 1% wieder in 1% und 99% aufteilen, denn nun haben wieder die, die im 1% liegen, 50% des Geldes. Wenn wir diesen 1% wieder in 1% und 99% aufteilen hat wieder der 1% 50% des Geldes. Es ist also ein skalierbares Prinzip.

Hinzu kommt noch, dass der 1% ständig im Wechsel ist. Es sind also selten die gleichen Leute über eine lange Zeit im Top-Ein-Prozent, natürlich gibt es Ausnahmen aber diese bestätigen bekanntlich ja nur die Regel.

Wirklich interessant am Price’schen Gesetz ist, dass, obwohl es in einem wirtschaftlichen Kontext entdeckt wurde, nicht nur auf die wirtschaftlichen Leistungen in sozioökonomischen Hierarchien, sondern jegliche Verteilung von Allem bezogen werden kann. Ein Beispiel hierfür wäre, dass die berühmtesten fünf Komponisten Bach, Mozart, Beethoven, Tschaikowski und Brahms 50% der klassischen Musik die heutzutage gehört wird produziert haben. Doch das ist noch nicht das Ende der Beispiele. Von der gesamten Musik die diese fünf Komponisten geschrieben haben, belegen 5% der Stücke 50% des gesamten gehörten Volumens. Es ist also wie bei der wirtschaftlichen Leistung, auch hier wieder ein skalierbares Prinzip.

Auch die Bevölkerungszahlen von Städten fallen unter das Price’sche Gesetz: Ein kleiner Teil aller Städte beherbergt 50% der gesamten Bevölkerung.

Selbst auf kosmischer Ebene hört es nicht auf: ein kleiner Teil aller Sterne und Planeten, hält 50% der gesamten Masse aller Sterne und Planeten.

Da Derek Price sein Gesetz allerdings auf die Wirtschaft bezogen hat, würde ich auch gerne mit dieser enden:

Das größte Problem an der wirtschaftlichen Ungerechtigkeit ist, dass wir keine Ahnung haben wie wir diese Ungerechtigkeit aufheben können. Es ist unmöglich Geld von dem 1% zu nehmen, es an diejenigen die kaum etwas haben zu verteilen, ohne, dass es direkt wieder zu dem 1% zurückfliessen wird.

Das liegt zum einen daran, dass jeder Mensch gewisse Grundbedürfnisse hat. Beispielsweise Essen, Trinken, Wohnung, Strom und so weiter. Diese Kosten müssen erst einmal gedeckt sein, bevor die Leute anfangen können Geld zu sparen.

Zum anderen liegt es daran, dass diejenigen die weniger haben, nicht gut mit ihren Finanzen umgehen (ich will hiermit aber nicht sagen, dass alle Leute die wenig haben, wenig haben, weil sie schlecht mit ihren Finanzen umgehen). Die Dekadenz, die so oft an den Reichen kritisiert wird, ob es eine Yacht oder ein Privatjet ist, ist auch bei weniger wohlhabenden zu beobachten. Inzwischen ist es gang und gäbe, dass Leute aus der unteren Mittelschicht Autos, die deutlich außerhalb ihrer Preisklasse liegen, über Kredite kaufen.

Da die meisten Firmen von wenigen geführt oder besessen werden, führt dies dazu, dass die Ausgaben der vielen wieder in die Taschen der wenigen fließen.

Wenn wir aber keine Möglichkeit haben die Ungerechtigkeit in der Welt zu ändern, was könnten wir dann machen? Das Problem ist nicht die Ungerechtigkeit der Verteilung an und für sich. Das Problem ist, dass die Wenigen, die über den Großteil des Geldes verfügen, nicht im Interesse der Vielen handeln. Wenn die Verteilung also ungerecht bleibt, so sollten wir schauen, dass das Geld zum Bauen einer besseren Welt eingesetzt wird. Die Wenigen die viel haben, haben die Verantwortung das Geld so einzusetzen, dass die Meisten davon profitieren.

Dies kann in Form von Investitionen in erneuerbare Energien, bessere Infrastruktur, wie auch soziale Programme für diejenigen die weniger haben, geschehen. Schließlich ist es schwieriger eine gut funktionierende Infrastruktur von der alle profitieren beim Glückspiel zu verlieren, als wenn man jedem Menschen pauschal Summe X an Geld gibt.

Einmal gepinnt, nie wieder vergessen. (:

Solltest du entgegen aller Erwartungen doch eine Idee haben, wie man das Problem der ungerechten Verteilung von Gütern beheben kann, so könnte dich möglicherweise ein Nobelpreis erwarten, denn nur weil etwas noch nie gemacht wurde, heißt es ja nicht dass es unmöglich ist.


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