Søren Kierkegaard: Wieso du, du selbst sein musst

Die Chancen stehen gut, dass dich das folgende Zitat zu einem gewissen Grad persönlich anspricht. Viel zu oft haben wir das Gefühl, wir können nichts wir selbst sein, sondern müssen uns, eine Art Maske aufsetzen (das Wort „Persona“ stammt übrigens aus dem Lateinischen, wo es sich ursprünglich auf eine Theatermaske bezog), um in die Gesellschaft zu passen. Der dänische Philosoph Søren Kierkegaard sah das große Tragödie. Wir werden uns gleich anschauen was genau er damit meinte, doch möchte ich kurz umreißen, wer er überhaupt war und was Existenzialismus genau ist. Nur für den Fall, dass du noch nicht von ihm gehört hast oder dir nicht ganz sicher bist, was man unter Existenzialismus versteht.

Die häufigste Form der Verzweiflung ist, nicht zu sein, wer du bist.

Søren Kierkegaard

Kierkegaard gilt als einer der Begründer des Existentialismus. Er lebte von 1813 bis 1855 und schrieb Texte über Religion, Christentum, Moral, Ethik, Psychologie und Religionsphilosophie. In seinen Schriften verwendete er gerne Metaphern und Ironie. In seinem Werk geht es vor allem darum, wie Menschen ihr Leben als Individuen leben sollten. Seiner Meinung nach ist es wichtig, dass die Menschen ihre eigenen Entscheidungen und Verpflichtungen treffen.

Im Gegensatz zu Friedrich Nietzsche, glaubte Kierkegaard (wie auch Fyodor Dostoevsky) sehr wohl an Gott. Weiter noch verstand er sich sogar als gläubiger Mensch.

Was ist Existenzialismus?

Der Begriff Existentialismus, beschreibt die Idee, dass die menschliche Existenz kein vorgeschriebenen höheren Zweck dient. Also, kommen wir nicht auf die Welt und uns ist etwas bereits vorherbestimmt, dass wir ein Leben tun oder erreichen sollen. Stattdessen haben wir die ultimative Freiheit unseren Sinn des Lebens selbst zu suchen und letztlich zu wählen.

Die Bedeutung hinter diesem Zitat

Das Zitat mag zu Beginn ein wenig komisch wirken. Immerhin besagt doch der existentialistische Ansatz, dass wir völlig frei wählen können, wer wir sein möchten und was wir tun wollen, oder nicht?
Doch, ganz genau. Aber hierfür ist es unerlässlich, dass man die Entscheidung, wer oder was man sein möchte, alleine fällt. Ohne Einfluss von außen. Nicht durch Familie, Freunde oder soziale Umstände im allgemeinen. Aber auch durch wirtschaftliche Faktoren sollen wir uns nicht beeinflussen lassen.

Jeder von uns, weiß was für ein enorm schwieriger Anspruch das ist. Viele argumentieren sogar, dass das gar nicht möglich sei, da wir immer zu einem gewissen Grad von außerhalb beeinflusst werden (in der Psychologie „extrinsisch“ genannt). Und vermutlich ist das sogar richtig.

Sollte es dir also nicht möglich sein, dich komplett frei von deinen äußeren Einflüssen zu machen, ist das Bestmögliche dich so frei wie möglich von extrinsischen Faktoren zu machen – und dann zu entscheiden, wer oder was du sein möchtest.

Da es im Existentialismus im Prinzip keine fixen Vorgaben gibt (was zu Problemen führen kann, wie du hier erfährst), hast du die Möglichkeit dich jederzeit frei zu erfinden.

Das ermöglicht dir aber auch, dich immer wieder neu zu erfinden und somit das Potential des Lebens, so gut wie es geht, auszuschöpfen. Somit wird im Existentialismus verhindert selbstaufgezwungenen Limitierungen zu unterliegen, was gemäß Sartre als „mauvaise foi“ bezeichnet wurde und wörtlich mit „schlechter Glaube“ zu übersetzen wäre.
Gemeint ist hiermit also eine Art der Selbsttäuschung, durch die Menschen sich der Frage entziehen, wer sie selbst sind. Für diese Art der Selbsttäuschung werden typischerweise gesellschaftliche Rollen angenommen und oft verabsolutiert, wodurch wir glauben nur noch diese Rolle zu sein.

Im Buch Das Sein und das Nichts nennt Sartre einen Kellner als Beispiel, welcher derart die Rolle als Kellner angenommen hat, dass dieser selbst glaubt nichts anderes zu sein – auch wenn er sich dessen nicht bewusst ist.

Pinnen und nie wieder vergessen. 🙂

Das Problem nicht sich selbst zu sein

Es leuchtet dir wahrscheinlich ein, warum es ein Problem nicht du selbst zu sein. Und wir haben auch bereits geklärt wieso es aus existentialistischer Sicht ein Problem ist, dennoch wollen wir hier kurz festhalten, was es für dich bedeuten kann nicht du selbst zu sein:

Nicht du selbst zu sein bedeutet, dass du nicht nach deinen eigenen Werten, Überzeugungen und Maßstäben lebst, sondern nach denen eines anderen. Vielleicht hast du die Werte anderer angenommen, weil es dir beigebracht wurde oder weil du glaubst, dass es das Richtige ist. Aber wenn du nicht nach deinen eigenen Werten lebst, bist du dir selbst nicht treu. Du lebst eine Lüge.

Nicht du selbst zu sein, bedeutet auch, dass du nicht authentisch bist. Es kann sein, dass du eine Fassade aufbaust und vorgibst, jemand zu sein, der du nicht bist. Oder du versuchst ständig, es anderen recht zu machen, anstatt das zu tun, was dich glücklich macht. Wenn du nicht authentisch bist, lebst du dein Leben nicht wahrheitsgemäß und hältst der Welt ein einzigartiges Individuum vor.

Nicht du selbst zu sein, kann auch zu Unzufriedenheit und Unglücklichsein führen. Wenn du nicht nach deinen eigenen Werten und Normen lebst, wirst du dich wahrscheinlich frustriert und unglücklich fühlen. Du hast vielleicht das Gefühl, nicht gut genug zu sein oder nicht das zu tun, was du eigentlich tun solltest. Und das kann zu allen möglichen negativen Gefühlen führen, wie Angst, Depression und Groll.

Nicht du selbst zu sein, ist also ein Problem, denn es kann zu einem Mangel an Authentizität, Unzufriedenheit und Unglücklichsein führen. Aber wie kannst du du selbst sein? Wie kannst du nach deinen eigenen Werten und Normen leben?

Der erste Schritt ist, dir bewusst zu machen, wer du bist und wofür du stehst. Was sind deine Werte? Woran glaubst du? Was sind deine Standards? Sobald du diese Fragen beantwortet hast, kannst du anfangen, danach zu leben. Du kannst anfangen, authentisch und dir selbst treu zu sein.

Natürlich ist das nicht einfach, auch wenn es einfach ist. Es kann schwierig sein, gegen den Strich zu gehen und gegen den Strom zu schwimmen. Aber es ist möglich. Und es ist es wert. Denn wenn du du selbst bist, lebst du ein Leben voller Authentizität, Wahrheit und Zufriedenheit.

Und da es in unserem Blog darum geht, herauszufinden, wie man leben kann, laden wir dich ein, so lange zu bleiben, wie du willst 🙂

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