Thoreau über wahren Reichtum
Das folgende Zitat reiht sich wunderbar in unseren Blog ein, wo wir doch schon des Öfteren über große Denker und ihre noch größeren Denkschulen gesprochen haben, die sich für gewöhnlich die Ansicht teilen, dass wir nicht Sklaven von Luxus und Besitztümern sein sollten. Stattdessen sollen wir lernen frei von ihnen mit den geringsten Mitteln leben, um uns selbst und die Freiheit nicht von einander auszuschließen.
Mit diesem Zitat möchte Thoreau daran erinnern, dass wahrer Reichtum nicht materieller Natur ist sondern auf Genügsamkeit fußt, da diese uns Freiheit von der konsumorientierten Gesellschaft bringen.
Epiktet formulierte es nahezu identisch:
„Reichtum besteht nicht darin, viel zu besitzen, sondern wenig zu brauchen.“
Epiktet
Hier findest du den zugehörigen Artikel zu Epiktets oben genannten Zitat. Du wirst feststellen, dass die Grundeinstellung sehr ähnlich mit der Thoreaus war. Die Motivation war jedoch eine etwas andere. Epiktet war ein antiker Stoiker (hier findest erfährst du was der Stoizismus genau ist) und entsprechend stand im Mittelpunkt Entscheidungen mit Vernunft und Logik zu treffen und im Einklang mit der Natur zu leben.
Thoreau hingegen war durch den Transzendentalismus motiviert, welchen er in erster Linie durch Ralph Waldo Emerson kennenlernte und welcher sich besonders auf den Respekt für die Natur, Autarkie und freie Spiritualität konzentrierte.
Thoreau und Emerson lernten sich wiederum 1837 durch Mrs Lucy Brown kennen, die im Haus der Thoreau’s lebte und deren Schwager Emerson war. Trotz einem Altersunterschied von beinahe fünfzehn Jahren hatten die beiden einen sehr guten Draht zueinander und es war auch Emerson’s Land auf dem Thoreau später zwei Jahre, zwei Monate und zwei Tage am Walden Pond leben würde. Dieser Aufenthalt in der Natur ist die Grundlage für das berühmte „Walden oder Leben in den Wäldern“
Grund für diesen Selbstversuch war seine Suche nach einem freien selbstbestimmten Leben das er durch einen frugalen Lebensstil zu erreichen versuchte. Das Buch ist voll von Äußerungen, dass weniger Besitz und Verpflichtungen mehr Freiheit bedeuten:
„Denn ich halte den Abstieg vom Landarbeiter zum Fabrikarbeiter für ebenso bedeutsam und einschneidend, wie den vom freien Menschen zum Landarbeiter.“
Henry Thoreau
Oder:
„Lebt frei und ungebunden, so lange wie möglich. Es macht nicht viel Unterschied, ob ihr an einen Bauernhof gebunden seid oder ein Gefängnis.“
Henry Thoreau
Es ist laut Thereau und Epiktet also eine gefährliche Sache, sich zu abhängig von Dingen zu machen. Und der bedeutende daoistische Philosoph Zhuangzi wies darauf hin, dass das Streben nach hohen Positionen nicht von Weisheit zeugt:
„Der weise Mann weiß, dass es besser ist, an den Ufern eines abgelegenen Gebirgsbachs zu sitzen, als Herrscher der ganzen Welt zu sein.“
Zhuangzi
Es ist wohl kein Zufall, dass die großen Denker – unabhängig ihrer Herkunft und Epoche – zum gleichen Schluss kamen: weniger ist mehr.
Und das ist gut nach vollziehbar, denn die gefühlte Notwendigkeit mehr Reichtum und komplexe Dinge wie Macht und Einfluss anzuhäufen, tut in erster Linie eins: sie belastet.
Und ausserdem geht diese gefühlte Notwendigkeit mit immensem Aufwand einher.
Es gibt übrigens auch schwerwiegende Probleme immer nach mehr Materialismus zu streben, die nicht auf individueller, sondern globaler Basis stattfinden. Lukas hat zu diesem Thema den folgenden Beitrag für dich.
Aber Thoreau machte ebenfalls deutlich, nicht jeder müsse so leben, wie er es in Walden beschreibt. Nein, vielmehr solle jeder so leben wie er es am besten erachtet, solange er nicht dazu gezwungen würde. Ich gehe davon aus, dass er hierbei nicht nur unmittelbaren Zwang durch Mitmenschen, wie Eltern oder Partner meinte, sondern auch welche, die uns die Gesellschaft auferlegt.
Wenn wir es also schaffen uns an den simplen Dingen im Leben zu erfreuen und das Verlangen nach „Mehr“ hinter uns lassen, haben wir die Möglichkeit Erfüllung und Zufriedenheit zu finden. Was einfach dahergesagt ist, ist wie wir vermutlich alle wissen, eine Aufgabe die zu den allerschwersten zählt. Auf unserem Blog findest du etliche philosophische Ansätze zu diesem Thema und wir würden uns freuen wenn du uns auf dieser Reise begleiten würdest.